Begegnungen

Als Läufer begegnet man eigentlich ständig Anderen. Anderen Menschen, Tieren, Fahrzeugen. In Erinnerung bleiben einem eigentlich hauptsächlich die negativen Erlebnisse. Aber ab und zu gibt es Ausnahmen. Besondere Momente, die einem in Erinnerung bleiben – von zweien möchte ich kurz erzählen:

Sommer 2016. Mitten im Juli. Die Sonne strahlt. Ich mache mich auf zu einem Lauf. An einem Anstieg ziehe ich das Tempo an – das mache ich öfter mal. Ein älteres Paar(?) kommt mir entgegen, beide bestimmt jenseits der 70. Er rückt an den Wegesrand, schaut mir zu und applaudiert. Einfach so, ohne irgendeinen Grund. Hat er sich an die eigene Jugend erinnert gefühlt? Läuft er vielleicht sogar selbst noch? Ich weiß es nicht.

Was ich aber weiß: wenn ich mal in das Alter kommen sollte und ein junger Hüpfer dann an mir vorbei läuft werde ich auch einfach mal so applaudieren!

Herbst 2017. Mitten im Oktober, mitten unter der Woche. Es ist spät, es ist dunkel, es ist kalt, aber immerhin ist es trocken. Ich packe mich in mein Kanarienvogel-Outfit um ein bisschen Farbe in die Welt zu tragen und laufe los. Ich wähle der Einfachheit halber die zu 90% beleuchtete Straßenrunde, die mich auch durch den Hafen führt. Auf den Straßen ist nicht mehr so viel los, nur der ein oder andere LKW ist noch unterwegs. Und eine Handvoll Menschen, ich denke Schichtarbeiter, die auf ihren Bus warten. Sie sind alle in ihre Smartphones vertieft. Alle bis auf Einen. Ein Mann sieht mich beim vorbeilaufen an und lacht mir zu. Vielleicht weil ich so bescheuert aussah, vielleicht, weil er die Idee um diese Zeit durch die Nacht zu laufen für bescheuert hält. Vielleicht auch nicht. Es sah nach ehrlicher Freude bei ihm aus – warum auch immer – und das blieb bei mir hängen.

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