3. Internationale Deutsche Meisterschaft Laser-Run

Endlich ist es wieder so weit. Endlich wieder ein Wettkampf. Endlich wieder ein Blogtext! Seit dem letzten „echten“ Wettkampf, der Bayrischen Meisterschaft im Laser-Run 2020 ist zwar ein bisschen was passiert (ein Sub-3 Marathon auf der Laufbahn, ein geschriebenes Buch, ein bisschen eskaliertes Training…), aber eben kein Wettkampf. Jetzt war es endlich wieder soweit und es geht direkt ins obere Regal des Leistungssports! Deutsche Meisterschaft!! Wieder bei uns in Nürnberg, wieder Laser-Run und natürlich waren wir (fast alle) wieder mittendrin statt nur dabei 😉

Aber von vorne, denn Berichte einer DM werden in dem Sinne gewürdigt, dass sie ausführlichst geschildert werden! Und eine Ausführliche Schilderung beginnt man (sehr) weit vor dem Wettkampf, in diesem Fall rund 6 Monate vorher, irgendwo Anfang des Jahres. Durch eine mehr oder weniger spontane Idee (ich dachte, ich frag‘ halt einfach mal!) kam ich dazu, den Deutschlandvertrieb für Ecoaims – das ist eine der beiden Firmen, die Laser-Run Pistolen und -Ziele herstellt – zu übernehmen. Somit war der Laser-Run Fokus schon lange gesetzt, allerdings erstmal weniger sportlich, dafür mehr „organisatorisch“. Gewerbe anmelden, Webshop aufbauen, was man halt so macht 😉

Sportlich lag der Jahresanfang, wie in den verlinkten Beiträgen oben geschildert, voll auf Umfang, Umfang und noch mehr Umfang! Das hat sich durch das Erreichen der Sub3-Schwelle im Marathon Anfang April absolut bezahlt gemacht – im Gefühl hatte ich es, dass es klappen könnte, es dann aber (so stabil!) umzusetzen zu können freut mich heute noch!

Zu der Zeit bis zum und die Wochen nach dem Marathon war alles noch enorm ruhig. Wir hatten aus den bekannten Gründen weder Laser-Run Training, noch war der gefühlt lose Termin für die DM „greifbar“ und somit mehr oder weniger gar nicht im Fokus. Dennoch begann, als es die Zahlen zuließen und die Chancen auf einen Wettkampf von Woche zu Woche stiegen auch unser Training fahrt aufzunehmen! Sehr strukturiert war es anfangs allerdings nicht. Nach der langen „tempofreien“ Laufzeit tat ich mich unglaublich schwer wieder halbwegs regelmäßig intensive (Intervall-)Einheiten zu laufen. Ich konnte sie zwar nach und nach einstreuen, sie sahen in der Analyse auch ganz gut aus, aber gefühlt waren sie viel fordernder als sie sein sollten. „Post-Marathon-Blues“? Wer weiß. Es wurde nicht wirklich besser.

Anfang Mai warf mich dann eine eigentlich gute Sache nochmal etwas zurück: Die erste Impf-Nadel im Arm zeigte deutlich ihre Wirkung im Körper. Die ersten Tage ging nichts, die folgenden Tage wollte ich es dann bewusst nicht übertreiben und startete sehr vorsichtig wieder ins Training. Es hier zu schnell anzugehen hätte Null Sinn ergeben und mit ein paar Jahren Erfahrung weiß sogar ich mittlerweile auch, dass mich eine verlorene Trainingswoche nicht komplett aus der Bahn wirft. Ich will es nur nicht immer so wahr haben 😉

Also startete nach der „Zwangspause“ der nächste Anlauf zum Training. Richtig wohl fühlte ich mich aber auch in den folgenden Wochen nicht. Die Umfänge waren deutlich geringer als vorher, da ich das Tempo dafür in mehreren Einheiten aufdrehen wollte. Angefühlt hat es sich weiterhin nicht so richtig gut, auch die Daten waren schwächer. Das konnte aber einfach auch an der Umstellung des Trainings liegen. Ich dachte mir nichts weiter dabei, schließlich war das jetzt ein Trainingsbereich, den ich viele Monate ziemlich konsequent gemieden habe. Eine alternative Erklärung wären einfach die paar Kilos mehr auf den Rippen, die ich seit dem Marathon angesammelt hatte. Aber das will man ja nun auch nicht wahr haben, also schob ich die Schuld daran einfach der Wage zu 🙈

Das Schießen in Ruhe klappte dafür ziemlich ok, sodass ich zumindest in der Beziehung noch ganz guter Dinge war. Läuferisch wusste ich ja was ich kann (und was nicht ;)) – Training hin oder her. Auch wenn es sich nicht gut anfühlt sollte ich im Wettkampf über 4*800m schon ein ziemlich okayes Tempo auf die Bahn legen können.

Apropos Bahn. Um ein noch zielgerichteteres Training zu haben beschloss ich eines Tages wieder die Laufbahn zu stürmen und ein selbstkreiertes Laser-Run-Intervalltraining zu machen. 25*400 – nach jeder Runde eine Scheibe schießen! Durch meine „Shopausstattung“ bin ich mit Tisch, Stativ, 3d-gedruckter Zielhalterung usw. mittlerweile bestens ausgerüstet für so einen Spaß!

 

…und was soll ich sagen? Die Einheit war grandios! Durch die lange Distanz bin ich nicht ganz so wild in die einzelnen Intervalle gerannt, daher war das Tempo angenehmer und somit auch das Laufgefühl. Zusätzlich klappte das Schießen größtenteils verhältnismäßig gut, sodass ich die Einheit nach 10km Intervalltempo ziemlich platt, aber sehr zufrieden beendete.

Die Vorfreude war definitiv da und so langsam war ich auch recht guter Dinge. Problematisch war noch das Schießen „unter Druck“, wobei „Druck“ schon das Schießen mit anderen im Training war. Verrückt, was der Kopf mit einem anstellt, aber nur solche Situationen bringen einen weiter. Andererseits kenne ich diese Situation schon aus den letzten Jahren. Im Training traf ich sehr oft sehr schlecht… Der Grund dafür ist mir bis heute nicht so richtig klar. Irgendwie mangelnde Konzentration vielleicht. Aber warum?? Fokustraining steht definitiv auf der ToDo-Liste. Wahrscheinlich werde ich einfach mal wieder die Meditationsapp auspacken – schaden kann es definitiv nicht!

Durch meine Kooperation mit Ecoaims stand für mich früh fest, dass ich auch mit einer Ecoaims Pistole an den Start gehen werde. Dabei hatte ich allerdings nicht bedacht, dass sich die Lieferung so sehr in die Länge ziehen würde. Erst hatten wir auf mögliche Kundenbestellungen gewartet, die sich dann erst nicht ergaben oder zu schnell umgesetzt wurden, sodass ein gemeinsamer Versand der Produkte immer aus irgend einem Grund nicht klappte. Als wir dann bestellten, hatten wir gerade den Zeitpunkt einer Großbestellung erwischt, die die Produktion 2 Wochen komplett auslastete. Mega 😅 Schlussendlich hatte ich meine Pistolen ca. 2,5 Wochen vor der Meisterschaft. Bei der Europameisterschaft damals reichte mir eine Woche um mich an eine neue Pistole zu gewöhnen …also legte ich es darauf an 🙂

Das bestellte Ziel war noch beim Deutschen Verband für Modernen Fünfkampf bei den Finals in Berlin im Einsatz und sollte mir von dort aus zugeschickt werden. Das klappte dann auch nicht, war aber nicht so schlimm, dafür wurde es mir direkt zur DM gebracht. Auch ein guter Service 🙂 und ein Ziel zum trainieren hatte ich ja. Als ich meine Pistolen von Ecoaims hatte konnte ich dann auch Elli fragen, ob sie auch dieses Jahr nochmal Lust hat mit zu machen und mit mir Staffel zu laufen – ich wollte ihr immerhin die Möglichkeit geben mit einer eigenen Pistole zu üben – auch wenn 2 Wochen natürlich extrem knapp sind. Fraglich war natürlich auch ob sie überhaupt Zeit hätte – ich rechnete eigentlich so kurzfristig nicht damit, aber wie der Zufall so will hatte sie Zeit und Lust und die Staffel stand wie letztes Jahr!

Die letzten beiden Wochen standen dann bei mir im Zeichen der „Pistoleneingewöhnung“. Achja und im Zeichen der zweiten Impfung. In der vorletzten Woche vor der Meisterschaft bekam ich am Dienstag die zweite Spritze – also ließ ich es in dieser wieder locker angehen und konzentrierte mich auf das Schießen. Ich zog das Tapering sozusagen eine Woche vor. Zum Glück vertrug ich die zweite Impfung zumindest nicht schlechter als die erste.

Nach 2-3 Tagen Pause ging es mir sogar verglichen mit der Ersten besser, sodass ich in der Meisterschaftswoche nochmal intensiver werden konnte. Ich wiederholte meine Laser-Run-Intervalleinheit, allerdings „nur“ auf 7,5km. Dafür mit einer anderen Neuerung: Ich hatte neue Schuhe im Gepäck!

Kurz vorher flog ein Angebot über Saucony Endorphin Pro vorbei. Das ist der Carbon-Racing Schuh von Saucony, von dem ich schon viel positives gehört hatte. Angebot? Super! Er kostete aber trotzdem noch so viel wie das „normale“ Topmodell der gängigen Laufschuhhersteller. Aber der eigene Geburtstag ist ja nicht weit, das wäre doch ein nettes Geschenk! Schwuppdiwupp, gesagt – bestellt. Allerdings direkt das Nachfolgemodell Endorphin Pro 2! Mit den Schuhen bin ich zum „Einlaufen“ einen 5er gerannt, nachdem ich 7,5km in meinen normalen Schuhen und relativ gemütlicher Pace eingelaufen bin. In den Carbonschuhen zu stehen ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Wenn man nicht selber mal in solchen Schuhen steckt kann man es nicht nachvollziehen, aber: WOW IST DAS KRASS! Ich wollte sie mit ähnlicher Anstrengung laufen wie die 7,5km beim WarmUp. Nach 500m hatte ich eine Pace von 4:08 min/km (statt > 5min/km vorher) auf der Uhr – also ließ ich etwas rollen. Ohne großartige Anstrengung hatte ich am Ende eine 3:53er Pace auf 5km und einen VO2max in runalyze von dem ich vorher nichtmal geträumt hätte! Wahnsinn! Genau der Eindruck bestätigte sich auch auf der Bahn. In der Wettkampfwoche wollte ich eher weniger Anstrengung in die Intervalle legen als bei den 25*400m, dennoch war ich schneller. Ich kann den Hype um die Carbonschuhe jetzt absolut nachvollziehen. Nun bleibt nur zu hoffen, dass die Saucony Endorphin Pro 2 eeeetwas länger durchhalten, als die Modelle mit dem Swoosh mit ihren 300km.

Wie im letzten Jahr auch stand die Miesterschaftswoche ansonsten im Zeichen der Vorbereitung auf den Wettkampftag. Wir halfen wo wir konnten mit Listen schreiben, Renn-Shirts mit Namen und Nationenkürzel versehen, Etiketten Drucken, Vereinsmeldungen ins System klopfen und was es sonst noch so zu tun gab, bei dem wir helfen konnten. Drei Tage vor dem Wettkampf wurde dann das Teilnehmer:Innenfeld veröffentlicht und ich machte mich wieder daran, die „Neusenioren“ zu googeln 😉 … zumindest kurz, denn es gab nur zwei neue Teilnehmer. Zum einen Lucas Moskau, einen Kumpel von Tobi aus Regensburg, zum anderen Marco Sänger. Marco fand ich in der Ergebnisliste der Junioren aus dem Vorletzten Jahr, da hatte er ein starkes Ergebnis von 13:28. Mit ihm war also definitiv auch vorne zu rechnen!

Mittlerweile traditionell endet unsere Wettkampfvorbereitung mit dem Training an der Wettkampfstätte am Freitag Abend. Aber natürlich erst, nachdem alles aufgebaut ist. Oder… zumindest vieles. Zu allem kommt man nie, auch wenn wirklich alle mit anpacken. Grundsätzlich lief der Aufbau aber wie geschmiert, eben weil alle mit anpackten 🙂

Der Verpflegungsbereich stand, der Schießstand zur Hälfte und wir begannen unser Training – bis ein Unwetter uns jäh unterbrach. Wir schafften es gerade noch alles wieder einzupacken und trocken in die Autos zu kommen, bevor ein heftiger Platzregen über uns herein brach. Das Training an sich lief so lala, getroffen hatte ich nicht so gut wie gewünscht, aber eine Generalprobe gehört ja auch verkackt! Ich war gespannt ob sich das Mistwetter der Woche auch am Wettkampftag fortsetzen sollte, oder ob der Wetterbericht mit 30 Grad und strahlendem Sonnenschein recht behalten sollte.

Zu Hause gab es dann noch die Pre-Raceday Pizza (die leider mit Parmesan und Rucola belegt, statt als Margherita kam … aber ok), ich pimpte noch meine Pistole und wir packten soweit alles zusammen und bereits ins Auto, damit am nächsten Morgen möglichst wenig zu tun war. Es war dann sogar noch relativ früh, als alles bereit stand und es ins Bett ging.

Endlich war es also soweit:

RACEDAY!

Chrissy war wohl schon um 4 Uhr wach, denn als ich um 6 runter kam war schon alles fertig! Frühstück, Kaffee, Trinkflaschen. Woah! Früh aufzustehen war schon geplant, denn Chrissy war zur ersten Schicht am Einlass eingeteilt und ich musste noch meinen Shopverkaufsstand aufbauen – entsprechend wollte auch ich früh da sein – aber das war irgendwie seehr früh. Wir waren wohl alle etwas aufgeregt 😉 Das Wetter sah noch so aus als ob es lieber so besch…eiden bleiben wollte wie die gesamte letzte Woche und das mit dem strahlendem Sonnenschein lieber verschob… Na, mal sehen.

Als wir ankamen war alles bereits fix und fertig aufgebaut: Schießstand, Einschießstand, Audio Anlage, Zielbogen. Wow! Die Zeitmessung befand sich gerade noch im Aufbau und nur die letzten Kleinigkeiten waren noch zu erledigen. Ich kümmerte mich in aller Ruhe um meinen Stand, half dann beim Abstecken der 200m Strecke für die U9 und kümmerte mich nach der Wettkampfbesprechung – bei der ich den Offiziellen des TSV Katzwang spielen durfte 😉 – um die Einweisung der Jüngsten. Nach und nach kamen die auswärtigen Sportlerinnen und Sportler mit ihren Teams an – neben großen Gruppen aus den Leistungszentren Berlin und Potsdam, sowie einer großen Gruppe aus Hohen Neuendorf im Norden Berlins waren auch weitere MFK-Stützpunkte vertreten (Neuss, Bonn, Unkel). Außerdem waren natürlich die bayrischen Fünfkämpfer:Innnen aus Uffenheim und Wangen, der Post SV Nürnberg, sowie Schulteams vom Neuen Gymnasium Nürnberg und eine größere Gruppe aus Erlangen dabei. Ein paar weitere habe ich jetzt sicher vergessen (Sorry!) – am Ende waren über 200 Aktive bei der Meisterschaft – ein neuer Rekord, trotz der fast komplett fehlenden Internationalen Starter:Innen.

Los ging der Wettkampf mit der U9 und U11 Elite. Hannah und Oli waren beide direkt im ersten Lauf am Start, schossen sich ein und konnten es kaum erwarten, dass es endlich ab ging.

Tobi feuerte erstmals die Startpistole und los ging die Deutsche Meisterschaft 2021! Der U9 Wettkampf war direkt fantastisch! Neben Hannah war noch Annabel am Start, bei den Jungs Nikolas (alle TSV Katzwang), sowie Miron vom Post SV. Alle vier schossen wie die Profis! 7,5s 7,7s 8,9s 11,6s! Was für eine Leistung der vier! Entsprechend gingen die Jüngsten dicht an dicht auf die Laufrunde über den Fußballplatz und wieder zurück zum zweiten Schießen. Auch hier wieder enorme Zeiten: 9,6s 10,0s 12,5s 14,8s! Wahnsinn! Hannah ging knapp vorne als erste auf die letzte Runde, dicht gefolgt von Annabel, Nikolas und Miron. Den knappen Vorsprung konnte sie tatsächlich ins Ziel bringen und sich ihren ersten Titel nach der Vizemeisterschaft im Vorjahr holen! Richtig stark, von allen! Was für ein fantastischer Start in den Wettkampftag!

Zeitgleich war Oli in der U11 am Start. Wie jedes Jahr gab es auch hier ein super spannendes Duell mit Spiridon vom Post SV Nürnberg. Die beiden schenkten sich aus diesmal nichts! Erstes Schießen: 7,5s : 6,0s. Nach der 400m Runde war Oli wieder vorne. Zweites Schießen: 7,0s : 5,7s. Unglaublich die beiden!! Sie gingen ziemlich zeitgleich auf die zweite Laufrund, auf der Oli seine guten Beine aus der ersten Runde bestätigen konnte. Am Ende lief er zum dritten Mal ganz oben auf das Podest mit einer richtig, richtig starken Leistung!

Ab der U13 schlug dann die Stunde der Gäste aus Berlin und Potsdam. Wenn ich es richtig überblicke gingen bis auf einen zweiten Platz für Hohen Neuendorf und einen dritten Platz für Uffenheim sämtliche Medaillen bis einschließlich der U19 nach Berlin oder Potsdam. Das war wirklich enorm beeindrucken!! Ebenfalls fantastisch war der Herren-Lauf der Masters M60+ – der ältesten Altersgruppe bei der Meisterschaft. Der Lauf ging über 3*400m. Die drei erstplatzierten kamen innerhalb von 6 Sekunden ins Ziel – mit Zeiten zwischen 6:05 und 6:11 Minuten. Wenn man von dieser Zeit die reine Schießzeit von rund einer Minute abzieht und bedenkt, dass man auch noch einige Sekunden am Schießstand steht bis man die Pistole aufnimmt und den ersten Schuss setzt ergibt sich eine reine Laufzeit von deutlich(!) unter 5 Minuten für die 1200 Meter! Das ist schon sensationell!!

Von den Meisten der Läufe nach der U11 habe ich leider gar nicht so viel mitbekommen, da ich entweder am Stand war, oder dann bereits beim Einschießen und/oder Einlaufen. Das Einschießen lief immer noch nicht wirklich gut, aber naja. Zwischendurch ging es schon und ich redete mir ein, dass es mit ordentlichem Fokus dann schon klappen würde. Ich wechselte meine „Einlaufschuhe“ zu den Carbonrennern und irgendwann war es dann soweit und es ging zum Einrichten an den Wettkampfschießstand! Verglichen mit dem letzten Jahr musste der „Sicherheitsabstand“ von 1,5m nach links und rechts nicht mehr eingehalten werden und wurde auf 85cm(?) verringert. Das fand ich gar nicht so gut 😉 Außerdem standen Styroporpylonen zwischen den Schießständen. So kam man sich nicht in die Quere, aber es war schon sehr eng im Gang. Egal, es war schließlich für alle gleich. Was mich am meisten „störte“ war aber meine Position. Ich stand als amtierender Deutscher Meister auf der ersten Seniorenschießbahn – das war im Wettkampf Bahn 11. Direkt nach der U19 und den Junioren. Nach mir kamen zuerst Tobi, den ich als am stärksten im Seniorenfeld einschätzte, und dann Robin Schmidt, Deutscher Meister von 2019 und ein richtig starker Schütze. Meine Position 2020 ganz am Ende war mir deutlich lieber, schon allein weil sie viel „ruhiger“ war. Aber gut – es ist wie es ist. Mit insgesamt 19 Startern (7 U19, 3 Junioren, 9 Senioren) war es richtig voll im Startbereich, sodass ein paar der „alten Hasen“ direkt in die zweite Reihe gingen um dem Getümmel vorne zu entgehen.

PENG! LOS! Und ab ging die Meute! Auf zum ersten Schießen! Wie schon 2020 war es nicht sonderlich gut – mit 23s ein paar Sekunden langsamer als im Jahr zuvor, aber auch die Konkurrenz schoss nicht wirklich viel besser. Ricardo war mit 14,0s richtig stark am Schießstand, Tobi hatte als Zweiter schon 18,1s auf der Uhr, also „nur“ 5s Vorsprung. Ich jagte also raus aus dem Schießstand und rannte los – hatte zu dem Zeitpunkt aber keinen Überblick über das Feld. Von den Junioren und vor Allem der U19 waren bereits einige unterwegs. Ich zog durch so gut es ging, eher sogar etwas zu gut – also zu schnell – aber ich wollte unbedingt vorne dran bleiben. Gefühlt war ich enorm schnell unterwegs, „pflügte“ auf der ersten Runde durch das Feld, kam aber trotzdem nicht wirklich viel näher an Tobi ran.

Ich verschaffte mir aber langsam einen Überblick und sah mich an dritter Position. Tobi war ganz vorne und hinter ihm Lucas, der mit 19,1s ebenfalls ein richtig starkes erstes Schießen hatte! Dass er auch Laufen kann wusste ich, also blieb ich auf der zweiten Runde dann einfach direkt in seinem Windschatten sobald ich dran war. Nicht nur um etwas Kraft zu sparen, vor allem weil ich wusste, er fällt läuferisch nicht zurück, das Tempo passt und ich konnte mir so das Nachdenken sparen. Gerade gedanklich ist es viel leichter einem Vordermann hinterher zu laufen. Auf dem Weg zum zweiten Schießen klatschten wir sogar kurz ab um uns viel Erfolg zu wünschen – das war ziemlich cool!

Tobi hatte bereits seinen zweiten Treffer gesetzt als ich neben ihm stand, also versuchte ich ihn unter Druck zu setzen. Das klappte anscheinend irgendwie. Selber traf ich zwar erstmal nichts, aber Tobi zumindest auch nicht mehr. Ich konnte drei Treffer setzen, Tobi nochmal einen, ich nochmal einen und ich wollte UNBEDINGT vor ihm raus. Tja, sowas im Wettkampf zu erzwingen klappt beim Laser-Run einfach nicht. Der letzte Treffer fiel und fiel bei mir einfach nicht. Am Ende war ich mit 26s zwar nur 2 Sekunden langsamer, aber Tobi hatte ja vorher schon ca. 50m Vorsprung und somit natürlich auch nach dem Schießen. Ich hatte meine Chance verpasst, ging als Zweiter wieder raus und gab alles um näher an Tobi ran zu kommen. Aber leider hatte er mindestens genauso gute Beine wie ich – es tat sich gefühlt gar nichts am Abstand, Letzte Chance also das nächste Schießen. Wenn ich mit meinen beknackten Zeiten so nahe an ihm dran bin ist auf jeden Fall noch was drin – vorausgesetzt ich treffe mal etwas und er schießt weiter so wie bisher. Also war der Plan auf der letzten Laufrunde vor dem dritten Schießen: Abstand nicht größer werden lassen, aber trotzdem möglichst Kraft sparen. Ich hatte keine Ahnung was hinter mir los war, aber die Gedanken waren nur nach vorne gerichtet.

Als ich zum dritten Schießen rein kam war mein Plan schon so gut wie durchkreuzt. Tobi war nach gerade mal 12,8s fertig. Jou, so schießt man sich zum Titel – da halfen mir auch meine 18s nichts mehr. Wieder nicht besonders gut, aber immerhin deutlich besser als die ersten beiden. Wieder war es aber der letzte Treffer, der nicht fallen wollte. Also: einfach ordentlich durchziehen zum letzten Schießen. Das Laufen ging weiterhin noch sehr gut, aber bei Tobi halt auch. Er hatte mittlerweile locker 100m Vorsprung. Als ich zum letzten Schießen rein kam war Tobi schon fertig und hatte den Titel im Sack. Das bedeutete für mich als neue Aufgabe: Ich musste „nur noch“ Platz zwei sichern, hatte aber absolut keinen Plan, wie viel Luft ich überhaupt nach hinten hatte. Beim dritten Schießen hatte ich glaube ich niemanden gesehen und bin ganz gut gelaufen … sollte also passen. Vielleicht waren das zu viele Gedanken, oder zu große Sicherheit, aber irgendwie ging beim letzten Schießen gar nichts mehr. Am Ende standen katastrophale 30,1s auf der Uhr und ich machte mich auf die letzten beiden Runden. Diesmal sah ich die Lampen des Drittplatzierten während des Schießens (ohne zu erkennen wer es denn war). Als ich raus ging hatte ich zwei oder drei Treffer Luft ohne zu wissen wie viel Zeit das dann letztendlich sein würde.

Die letzten beiden Runden waren dann enorm hart. Es lief zwar, aber hui, die Akkus waren langsam leer.

Nach der ersten Runde rief mir Chrissy bei Start/Ziel irgendwas von „zweiter Platz …“ zu. Ich hatte nicht verstanden was genau, an der Stimme dachte ich es wäre irgendwas gutes. War es auch, wie sie mir danach sagte und wie man oben auf dem Bild sieht. Die Läufer in rot waren aus der U19. Ich quälte mich in der letzten Runde auf die Gegengerade, wurde von Markus Schattner noch angetrieben, war aber eigentlich komplett durch. Rein in die letzte Kurve, diesmal von der Katzwanger Crew angefeuert. Von Roland drang noch ein „Hopp jetzt, RENN!“ zu mir durch und ich quälte mich tatsächlich noch zu einem Zielsprint, ging als Vizemeister über die Linie und fiel seitlich ins Gras.

Wie ich dann im Nachhinein feststellte war der Zielsprint auch noch mehr als nötig! Marco Sänger war gerade mal 2 Sekunden hinter mir und hätte mich gehabt, wenn ich nicht nochmal durchgezogen hätte! Keine Ahnung wo er noch her gekommen ist, ob ich so enorm eingebrochen bin oder er den Turbo gezündet hat, aber: Danke, Roland! Ich habe zwar auf der Strecke nicht geglaubt, dass das mit dem „RENN!“ ernst gemeint war und irgendwann habe ich mir auch angewöhnt IMMER ins Ziel zu sprinten, denn nichts ist ärgerlicher als wegen einem aus „Bequemlichkeit“ weg gelassenen Sprint zu verlieren. Dennoch war das der Trigger den ich brauchte, um rechtzeitig anzuziehen.

Den kompletten Lauf auf Video gibt’s hier auf Youtube:

Der Medaillensatz ist somit komplett – mega geil! Zufrieden war ich mit der Schießleistung aber überhaupt nicht… Kurz danach stellte ich auch noch fest, dass ich beim Start von der Uhr abgerutscht bin und die Aktivität nicht gestartet hatte – na toll! Aber es gibt ja offizielle Ergebnislisten – dann habe ich halt keine „exakten“ Paces. Die letzte Runde wüsste ich zwar gerne, aber ok. Die Zielzeit war 12:40,8 und somit 4 Sekunden schneller(!) als bei meinem Titel im Vorjahr! Und das, obwohl ich eine gute halbe Minute länger am Schießstand war! In anderen Worten bin ich rund 10s/km schneller gerannt als im letzten Jahr. Krass! Da schiebe ich einen großen Teil wirklich den Schuhen zu. Auf jeden Fall die 2 Sekunden, die mir die Silbermedaille vor Marco gesichert haben kann ich safe auf die Schuhe schieben. Ich würde sagen, das Geburtstagsgeschenk hat sich definitiv gelohnt!

Dann war erstmal Mittagspause, bevor es mit dem letzten Einzel und dann den Staffeln weiter ging. Die Staffeln sind das spaßige Sahnehäubchen auf dem Wettkampftag. Wie die Reihenfolge zustande kam kann ich gar nicht sagen, aber der Zeitplan sah vor, dass in der vorletzten Staffel Hannah und Oli in der U11 starten, während Elli und ich im letzten Lauf in der Seniorenklasse ran durften. Die Kinder in der U11 Elite starteten mit so ziemlich allen Altersklassen, die es gab in einem Lauf: U9 Elite, 60+ Elite, sowie die Offenen Altersklassen U15, U17, U19, Junior, Senior und 40+. Da Hannah mit Oli startete musste sie diesmal in der U11 ran – also über 2 * 400m statt 2 * 200m! Ihr ist das ganze ja aber völlig wurscht und sie lieferte ab, wie schon im Einzellauf. Schießzeiten von 9,5 und 11,1 Sekunden und einfach mit den Großen um die Bahn rennen! Die Außenstehenden riefen ihr schon zu, dass sie über die Wiese auf die 200m Runde muss, aber das hat sie wohl gar nicht mitbekommen 😉 Auch die zweite Runde machte ihr keine Probleme und sie übergab an den großen Bruder, der ebenfalls durchzog, als wäre es das Normalste der Welt! 5,7s(!) und 7,5s – dazu zwei – mir fehlt das passende Wort um die Art zu beschreiben, wie er schnell, aber total entspannt und fröhlich rannte – Runden auf der Bahn zum zweiten Meistertitel mit seiner Schwester. Unglaublich gut was die Beiden an diesem Tag abgezogen haben!

Video: Zieleinlauf U11 Staffel

Danach waren direkt Elli und ich an der Reihe – das hatte ich so auch noch nicht und war natürlich eher semi optimal für die Vorbereitung. Schließlich war ich ja mit zuschauen und anfeuern beschäftigt, nicht mit Einlaufen! 😉 Wobei ich immer von Gerade zu Gerade über den Platz gerannt bin um anzufeuern 🙂 Und glücklicherweise war die Einschießzeit großzügig, sodass genug Zeit am Wettkampfstand blieb. Da lief es erstaunlicherweise zum ersten Mal gut mit dem Schießen am heutigen Tag – warum auch immer.

Die Einschießzeit war dann auch irgendwann zu Ende und los ging’s! Also, für mich erstmal noch nicht, denn die Männer sind immer als zweite dran! Leider lief es bei Elli wie schon im Einzel nicht gut am Schießstand. Zwei Wochen sind einfach ein bisschen arg wenig Zeit um auf 10m zu Schießen. Dennoch war das – so blöd es vielleicht klingt – rückblickend perfekt für mich! Nach dem Wechsel sprintete ich zum Schießstand, schoss, wie ich immer schießen wollen würde, in 14,8s alle Lampen auf grün und jagte auf die Laufstrecke zur Verfolgung der Konkurrenz.

Video: Staffelwechsel

Ich hatte wieder keinen Plan wo ich überhaupt auf der Strecke lag, also rannte ich einfach drauf los! Gegen Ende der zweiten Runde sah ich dann noch Lucas relativ am Anfang seiner Serie im Schießstand. Bis ich dann da war, war er aber schon recht weit. Dennoch schoss ich so perfekt wie noch nie – trotz ein oder zwei Fehlschüssen war ich ich nach glatten 12 Sekunden durch. Warum nicht immer so??

Lucas war ein Stück vor mir und die Verfolgung begann. Leider leider kann Lucas halt wirklich gut Laufen. Mehr als aufzuschließen schaffte ich nicht. Ich kam auf vielleicht 5m ran, hatte aber absolut keine Chance vorbei zu ziehen. Dafür war das Tempo auf den ersten Runden zu hoch. Ich blieb noch dran so gut es ging, in der letzten Kurve sah ich dann aber ein, dass es aussichtslos war und zog nicht mehr komplett durch, trotzdem wurde gleich mit allen im Ziel gefeiert!

Video: Staffel Zieleinlauf

Dennoch war das mein vielleicht bester Laser-Run auftritt überhaupt! Ich hatte zwar wieder vergessen die Uhr zu starten, aber aus unserer Gesamtstaffelzeit und Ellis Aufzeichnung errechnete ich mir eine 5:37. Verdoppelt für einen kompletten Einzelwettkamof also 11:14(!!). ja, ok, das würde ich niemals so durch rennen, aber zwei mal so zu schießen wäre offensichtlich möglich. Das wäre dann imaginär die Siegerzeit von Tobi und ein richtig geiles Battle geworden – vielleicht nächstes Jahr, Coach! 😉

Egal, das ist Zukunftsmusik. Das Ziel – konstant so zu schießen – steht auf jeden Fall, die passende Trainingseinheit habe ich im Vorfeld dazu gelernt. Ansonsten helfen einfach nur Wettkämpfe um mental weiter zu kommen. Vielleicht auch wirklich Mentaltraining – wieso nicht?

Der Tag war auf jeden Fall fantastisch. Nach der Staffel war dann wieder die Stunde des Platzwarts – er stellte den Rasensprenger an und war der Held aller! Die Siegerehrung war dann ein perfekter Abschluss eines tollen Wettkampftages!

 

An dieser Stelle folgen die üblichen „Danke“!:

  • Oli und Hannah für drei unfassbar coole Läufe!
  • K3 für (fast) den ganzen Tag gute Laune, auch wenn wir die Teilnahme (noch!) verboten haben
  • Chrissy für einfach alles! Wahrscheinlich wäre ich sonst ohne Pistole, nur mit einem Schuh oder sonst wie „unvollständig“ vor Ort gewesen. Nicht nur ich 😉
  • das komplette Orga-Team, alle Helfer:Innen vor Ort, bei Auf- und Abbau, im Vorder- oder Hintergrund
  • an Elli für’s mitmachen – ich hoffe die Motivation hat nicht zu sehr nen Knacks bekommen. Aber zwei Wochen sind einfach viel zu knapp
  • ganz besonders noch an unser „Team TSV Katzwang“. Wir sind hier ja, abgesehen von den Staffeln, in einer Einzelsportart unterwegs. Wie sich hier aber alle gegenseitig während der Läufe der anderen anfeuern und unterstützen ist echt beeindrucken! Und dabei meine ich jetzt nicht nur Roland, der mich noch zu Silber getrieben hat, sondern wirklich alle!

Hoffentlich bis nächstes Jahr wieder in Nürnberg!  🙂 (Hoffentlich aber auch mit vielen Wettkampfberichten in der Zwischenzeit ;))

Links zu anderen Berichten:

Vorbericht auf Nordbayern.de

Deutscher Verband für Modernen Fünfkampf

Moderner Fünfkampf TSV Katzwang

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