Altmühltrail 2021

Was habe ich mich gefreut! Seit Jahren möchte ich beim Altmühltrail starten, aber bisher war es nie möglich. In der Regel fällt der Termin auf das Geburstagswochenende von Oli, sodass die Prioritäten natürlich anders liegen. Dieses Jahr war es etwas anders – es waren genug Tage zwischen Geburtstag und Wettkampfwochenende, ich hatte rechtzeitig mitbekommen, dass der Lauf wirklich stattfindet UND ich war schnell genug bei der Registrierung. Es passte also sehr viel zusammen und ich freute mich richtig auf den Lauf. Gut 25km, 600HM, Nach dem Outdoor Tag Plech vor einigen Jahren der erst zweite richtige Trail Wettkampf. YEAH!

Sportplatzpanorama Deluxe! 😍

Die Kinder waren ebenfalls alle angemeldet. K2 wollte allerdings nicht und ging lieber zum Schwimmtraining und dann zur Oma. K3 „musste“ mit, wollte aber eigentlich auch nicht laufen. Wir machten uns also zu viert auf nach Dollnstein ins Altmühltal. Es war eisig kalt (2 Grad bei Abfahrt), aber die Sonne strahlte bei nahezu wolkenlosem Himmel herunter.

Wir kamen gemütlich mit einer halben Stunde vor dem Kinderlauf an – alle Kinder waren gemeldet, also einmal „umsonst“ bezahlt. Na gut. Vor Ort holten wir unsere Sachen ab, schauten uns das Gelände an und warfen einen ersten Blick auf die Kinderstrecke. Einmal rund um den Fußballplatz, bzw. Quer drüber, kreuz und quer durch den angrenzenden Spielplatz/Skatepark und das Außengelände. Alles war als Hindernisparcours aufgebaut! Während Oli sich das ganze auf der „Vorführrunde“ ansah mussten wir K3 noch ‚bearbeiten‘ doch am Lauf teilzunehmen. Es wäre zu schade darauf aus irgendwelchen unverständlichen Gründen (weil K2 nicht wollte? Weil halt auch viele größere dabei sind? Wir wissen es bis heute nicht wirklich) zu verzichten, wo doch allen klar ist wie viel Spaß das machen würde! Am Ende waren wir mit einer Mischung aus Überredung und Erpressung (ja, natürlich, come on! ;)) erfolgreich und 2 von 2 angereisten Kindern gingen an den Start. 

Der Wettkampf war ohne Zeitmessung und ohne Wettkampfcharakter – aufgrund der Strecke (es gab einige Stau-/ Engstellen) wäre das auch gar nicht anders möglich. Das interessierte Oli aber nicht und er machte mit ein paar anderen vorne einen Wettkampf draus, während wir neben K3 die Strecke entlang liefen und beim ein oder anderen Hindernis halfen. Es war wie erwartet für alle Kids ein riesen Spaß und am Ende war auch K3 froh die Runde gelaufen zu sein! Oli musste (/durfte? :)) zwei Runden drehen und war am Ende sogar insgesamt als Zweiter im Ziel. Kein Wettkampf, na klar! 🙂

Platt aber glücklich stellten sich die Kids mit ihrer Startnummer an der „Geschenkeausgabe“ an (und der von K2, war ja bezahlt und „gesponsort“, aber psssst! :)) – jedes Kind bekam ein kleines Spielzeug – eine sehr schöne Idee!

Ich machte mich dann auf die Socken zum Auto um mich umzuziehen. Dort traf ich wie schon in Schwabach Roland, der hier sein Heimspiel hat. Diesmal war – anders als in Schwabach – ich auf der längeren Runde unterwegs, er lief die rund 9km lange „Kurzstrecke“. Wir unterhielten uns ein wenig bevor ich dann wirklich zum Auto ging und meine Laufsachen anzog. Aufgrund der Kälte hatte ich die langen Klamotten eingepackt. In der Sonne war es zwar schon warm, aber ich wollte nicht irgendwo frieren, weil doch Wolken durch zogen oder irgendwo im Wald halt einfach keine Sonne hin kommt. Eigentlich wollte ich meine Trinkflasche mit Maurten Iso mitnehmen, aber das habe ich nach dem Umziehen im liegen lassen. Als es mir auffiel war ich schon wieder halb zurück im Start/Ziel Bereich. Egal, dachte ich, daheim laufe ich die Distanz ja auch nüchtern. Wird schon passen.

Für einen Kilometer WarmUp reichte es dann auch noch und ich stellte mich in den Startblock.

Zweite Woche, zweiter Lauf. Herrlich! Kurz darauf ging es auch los und ich ließ mich treiben! Die ersten Meter führten noch am Stadtrand Dollnstein entlang, bevor es direkt in die Natur und bergauf ging. Es sollten für einige Zeit die letzten flachen Meter sein – danach ging es entweder hoch oder runter! Ich hatte mich recht weit vorne positioniert und blieb da auch erstmal. Das Tempo war (sehr) hoch, aber ich fühlte mich gut, also: warum nicht? Ich war hier um Spaß zu haben und ich ließ laufen! Je nachdem ob es hoch oder runter ging wechselten die Positionen immer mal hin und her. Die einen waren hochwärts schneller, de anderen runterwärts. Es war immer was los auf der Strecke. Die war super. Wald, Wiesen, Steine, Schotterwege. Alles was das Laufherz begehrt wurde geboten! 

Auf den ersten 5km hatten wir schon grob 200 Höhenmeter absolviert, trotzdem hatte ich ungefähr einen 4:30er Schnitt auf der Uhr. Uiuuiui! Ich fühlte mich zwar gut, aber das war schon ein wildes Tempo. Ich schaute aber eh kaum auf die Uhr und lief einfach nach Gefühl. Ich war ein bisschen langsamer als die Gruppe mit der ich begonnen hatte und lies sie langsam ziehen – von daher machte ich mir nicht so die Gedanken.

„Oben“ angekommen ging es dann erstmal eine Weile halbwegs flach weiter. Natürlich nicht wirklich, aber verhältnismäßig. Wir liefen an einem Dorf vorbei und kurz danach wechselte erstmals der Untergrund auf „Wiese“. Zusätzlich ging es ein Stück bergab und mir schoss ein Stechen in den linken Fuß. Am Sprunggelenk außen um genau zu sein. Das hatte ich am Vorabend schon mal beim normalen gehen und auch beim WarmUp einmal – da es danach aber nicht mehr auftrat gab ich da nichts drauf. Jetzt, auf dem Downhill, war es allerdings schon ein Schreckmoment. Ich lief so gut es ging normal weiter und versuchte erstmal zu erkennen was war. Da der Downhill recht schnell vorbei war, ohne, dass nochmal was passiert ist habe ich es wieder verdrängt und lief das anschließende flache Schotterwegstück (mehrere km) problemlos. Ich hatte drei Kilometer in 4:11, 4:09 und 4:16 – alles mehr als im Soll. Aber die Probleme kamen zurück, sobald es wieder über eine Wiese ging. Es war weiterhin flach und das Tempo weiterhin hoch, aber das Stechen kam jetzt etwas häufiger. Irgendwann konnte ich es „eingrenzen“: Wenn der Linke Fuß beim Aufsetzen nach innen kippt, dann tat es weh. Das ist natürlich blöd, wenn relativ viel Strecke relativ uneben ist. Wege mit Steinen waren komischerweise weniger das Problem – da konnte ich recht gut sehen wie der Fuß kippen wird und entsprechend aufsetzen, aber die Wiesen waren übel. Da merkte ich immer erst beim Auftreten ob es weh tun würde oder nicht. Da ich jetzt aber schon ein ganzes Stück unterwegs war, war ich mir ziemlich sicher, dass das halt unangenehm, aber nicht „gefährlich“ (im Sinne von: da geht was kaputt) ist. Also lief ich weiter. Ich fluchte ab und zu vor mich hin, wenn wieder ein Schmerz in den Fuß schoss. Das wurde mit zunehmender Distanz lauter, aber ansonsten war es soweit ok.

Ziemlich genau bei der Hälfte der Strecke machte der Weg eine extra Schleife durch einen Steinbruch. Fast genau ein Kilometer extra, nur um steil bergab und auf der anderen Seite steil bergauf zu laufen. Auf den steilen bergab Stücken fühlte ich mich mittlerweile nicht mehr wohl mit dem Fuß, aber dieses war zum Glück relativ kurz. Nach der Extrarunde ging es direkt wieder auf eine Wiese, von der in einen Mini-Waldstreifen nur um 15m später wieder auf die Wiese zurück zu kommen. Die Strecke war super und as Orgateam hat sich enorm viel Mühe gegeben mit kleinen Details etwas besonderes zu schaffen. Das ist ihnen absolut gelungen, aber diese engen Kurven auf dem Untergrund gaben mir den nächsten kleinen Knacks. In dem darauffolgenden langen und steilen Downhill (ca. -150HM auf 1km Strecke) wäre ich am liebsten gegangen. Ich bremste so sehr, weil ich mich nicht vertreten wollte, dass es keinen Spaß machte hier runter zu fetzen. Das Ende des Downhills führte durch einen „Skulpturenpark“ – die Strecke ist wirklich von Highlights gespickt – nur um direkt danach wieder kurz und steil nach oben zu gehen. Hier saß ein Ehepaar vor der Tür und feuerte alle Läufer:Innen an. Ich rief ihnen noch zu, dass sie es hier aber ganz schön steil haben – meine Laune war trotz der Schmerzen noch gut 😉 

Zeit für sowas hatte ich in dem Moment, da ich die ganz steilen Stücke sowieso hoch ging und nicht lief. Aber mir fiel es von Mal zu Mal schwerer danach wieder in mein Lauftempo zu finden. Als es nach dem kurzen knackigen Anstieg wieder weiter ging quälte ich mich richtig und wurde folgerichtig von Anderen überholt. Noch dazu kam, dass der Weg ein super schöner, aber halt auch super schmaler Singletrail war, sodass ich wieder aufpassen musste wo ich hintrete. Da es wie gesagt leicht bergab ging hielt ich hier immer noch eine hohe 4er Pace, war aber auch kräftemäßig merklich am Ende. Ich schleppte mich noch eine Weile dahin. Der kurze Anstieg bei KM17 kam mir für eine Gehpause entgegen (hätte ich aber wahrscheinlich sowieso gemacht). Es wurde (natürlich) nicht besser und ungefähr bei Kilometer 20,5 musste ich dann wirklich im Flachen ins Gehen wechseln. Ich wollte es nicht wahr haben, aber ich war einfach durch. Das fast nicht vorhandene Frühstück, die fehlende Verpflegung und die Probleme mit dem Fuß haben mich so fertig gemacht, wie ich es bisher noch nie in einem Lauf war.

Blick vom Zielbereich zum Burgsteinfelsen

Ein paar Läufer riefen mir aufmunternde Worte zu, die ich in dem Moment aber leider überhaupt nicht gebrauchen konnte. Ein Autofahrer kreuzte den Weg und fragte mich, ob ich mit fahren wollte. Ich lehnte dankend ab, weil ich nicht checkte was er meinte, aber später verstand ich dass er zum VP unterwegs war. Hätte ich es verstanden wär ich vielleicht mit, aber ich wollte das Ding eigentlich wirklich alleine zu Ende bringen. Zur Not mit ner Stunde wandern. Ein Läufer bot mir kurz darauf ein Gel an, das ich sehr dankend annahm und kurz darauf gesellte sich unfreiwillig ein weiterer Läufer zu mir, der auch am Ende war. Wir gingen ein Stück zusammen, dann versuchte er es nochmal. Allerdings ging es kurz darauf den Burgsteinfelsen hoch – ein extrem steiles, halb zu kletterndes aber super geiles Stück der Strecke! Hier war ich tempomäßig wieder beim Rest des Feldes 😉 

Ein paar Meter weiter oben war dann der dritte VP der Strecke aufgebaut. An den ersten beiden bin ich im Renntempo vorbei gebraust und habe jeweils nur einen Becher im vorbeirennen aufgenommen. Hier machte ich Rast. Ausgiebig! Es gab Iso, Quarkbällchen und Nusschnecken. Ich schnaufte mit ein paar anderen durch, wusste, dass es nur noch darum ging ins Ziel zu kommen und es auch nicht mehr weit war. 

Von hier oben einmal nach links runter, unten wenden und wieder zurück zum Ziel!

Nach 5 Bechern Iso, 4 Quarkbällchen und ner halben Nussschnecke ging ich das letzte Teilstück an. Ich wollte nur noch zurück. Das erste Stück ging nochmal kraxelig aufwärts. Ich hatte aber wieder ganz gut Kraft und oben angekommen führte der Weg halbwegs flowig über Singletrails entlang durch den Wald. Zwei/drei mal musste man über umgestürzte Bäume klettern, aber der Rest war super laufbar der Untergrund halbwegs eben und ich war wieder in der Lage zu rennen. Das machte ich auch, schaltete so gut es ging den Kopf aus und konnte die letzten Kilometer (zugegeben bergab) wieder in unter 5min/km zurücklegen. Man lief einmal mehr oder weniger am Berg am Ziel vorbei nach unten, kehrte dann parallel dazu um (nur um nochmal ein paar Höhenmeter zu machen) und wieder zum Ziel zu laufen. Ab und zu setzte ich den Fuß nochmal falsch auf und es schoss wieder rein, aber das Ziel war greifbar. Nach ziemlich exakt 2:15h war ich fix und fertig da.

Ich war körperlich zerstört.

Ich war mental zerstört.

Ich habe Fehler gemacht.

Aber ich habe mich wieder aus dem Loch heraus gekämpft und den Lauf aus eigener Kraft zu Ende gebracht. So war ich eigentlich direkt im Ziel schon wieder zufrieden damit, dass ich überhaupt angekommen bin, dass ich das Loch (den Krater) überwinden konnte.

Der Spruch „man lernt aus Niederlagen viel mehr als aus Siegen“ ist sehr abgedroschen, aber doch sehr wahr. Mir war schon während des Laufs klar, was ich falsch gemacht hatte – das wird mir so schnell nicht mehr passieren. Mein Umgang mit dem Fuß war soweit so gut, das würde ich auch jetzt, ein paar Tage später, nicht anders machen.

Die Strecke war fantastisch, die Orga war super, der Kinderlauf vielleicht der schönste bei dem wir bisher waren. Wenn es sich nochmal ausgeht, dass wir wieder kommen können und ich die Strecke nochmal angehen sollte habe ich einige Dinge, die ich einfach anders, einfach besser, einfach richtig machen kann und werde. Bis dahin bleibt mir der Altmühltrail trotzdem als toller Lauf in Erinnerung, der trotz aller Umstände am Ende sehr viel Spaß gemacht hat und sehr lehrreich war. Jetzt schone ich erstmal den Fuß, den ich bei blöden Bewegungen immer noch spüre und läute die Offseason ein. Mal schauen, was die dieses Jahr noch bringt – geplant ist 2021 stand Heute nichts mehr!

Wer mein Leiden nochmal in (mit Wasserzeichen versetzten) Bildern sehen will: der Sportograf liefert. Am Ende konnte ich schon wieder lächeln 🙂

3 Kommentare zu „Altmühltrail 2021

  • Manchmal zählt wirklich nur das Ankommen. Stark, dass du die lange Strecke doch noch beenden konntest.
    Mir hat´s den „Stecker“ bergab gezogen, das war zu steil zum sicheren Laufen. Ich bin dann vorsichtig runter und war auch mehr als froh, heil angekommen zu sein.
    Der Altmühltrail ist technisch schon eine anspruchsvolle Hausnummer.
    Sportliche Grüße
    Roland

    • Jap, manchmal muss man unterwegs seine Zeile einfach anpassen. Dieses Traillaufen ist halt nochmal eine ganz eigene Welt, in der man wieder die Erfahrungen mehr oder weniger von Neuem machen muss. Dass mich 25km nochmal so an meine Grenzen bringen hatte ich nicht erwartet – aber wenn man es so angeht als wäre es ein flacher HM hätte man vielleicht auch damit rechnen können 😄
      Spaß hat das Ding aber auf jeden Fall gemacht und schreit nach einer Wiederholung 🙂
      Schöne Grüße in den Süden!

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