EUROPAMEISTERSCHAFT!
Es ist wieder mal soweit: ein großer, internationaler Wettkampf steht an und ich bin mittendrin. Wieder. Geil! In drei Disziplinen geht es beim „Heimspiel“ in Erding um die europäische Korne – im Biathle (1600m rennen, 200m schwimmen, 1600m rennen), Triathle (600m rennen, dann 4 * Schießen, 50m schwimmen, 600m rennen) und Laser-Run (600m rennen, dann 4 * Schießen, 600m rennen). Sowohl im Einzel, in der Staffel (mixed und erstmals gleichgeschlechtlich), als auch im Team (die besten drei einer Nation einer Altersklasse) werden die neuen Besten Europas gesucht.
Eigentlich hatte ich dieses Jahr als „Ausklang“ in der Seniorenaltersklasse geplant um nächstes Jahr mit Karacho in die 40+ zu starten. Wie aber schon bei der Deutschen Meisterschaft im Biathle und Triathle in Kösingen kurz zuvor gibt es auch hier – erstmals international – die Altersklasse 30+. Das ändert für mich natürlich so ziemlich alles, denn schlagartig ist einfach die Anzahl an Konkurrenten deutlich gesunken. Ob das auch für die Qualität gilt kann ich nicht so wirklich sagen. Im Biathle rechne ich mir eh erstmal gar nichts aus, da starte ich mehr oder weniger nur um der dritte im Team zu sein, damit wir eine Mannschaft haben. Im Triathle könnte vielleicht was in Richtung Podest gehen – es muss aber vieles passen, dass das klappt. Im Laser-Run dagegen rechne ich mir ernsthaft was aus, aber: auch hier steht und fällt natürlich alles mit der Konkurrenz. Und meiner eigenen Leistung natürlich.
Der Ansturm auf die EM war enorm. Knapp 700 Starter*Innen aus 25 Ländern haben sich gemeldet – entsprechend wild ist der Zeitplan. Der Eröffnungstag (Donnerstag) ist mit dem Biathle-Einzel und der Eröffnungszeremonie mit Startzeiten von 10:00-16:30 Uhr noch richtig „entspannt“. Am Freitag stehen dann die Biathle- und Triathle-Staffelwettbewerbe an und auch hier geht es noch mit Starts von 9-18 Uhr noch „überschaubar“ zu. Samstag und Sonntag haben es aber absolut in sich. Samstag geht es mit dem Triathle Einzel um 7:00 Uhr los. Im Anschluss stehen auch noch die Laser-Run Staffeln an. Letzter geplanter Start (meiner! :D): 20:35 Uhr. Wow. Sonntag sieht es nicht sehr viel besser aus: Beginn ist ebenfalls 7:00 Uhr und es geht nahezu durchgehend bis 18:40 Uhr mit Laser-Run Einzelstarts durch. Auch hier bin ich wieder im letzten Lauf des Tages. Yay!
Tag 1:
Das Wettkampfgelände ist ziemlich geil. Der „Weiher“ scheint relativ neu, mindestens aber top gepflegt zu sein. Die Strecke ist deutlich leichter als die in Kösingen vor zwei Wochen bei der DM, auch wenn es hier zwei Wendepunkte gibt und der Ein-/Ausstieg ins Wasser ziemlich steil ist. Bevor die Wettkämpfe begannen wurde die Europameisterschaft mit einer kleinen „Opening Ceremony“ eröffnet. Wir stellten uns Länderweise an der Laufstrecke auf und liefen ein kurzes Stück Richtung Startbereich wo dann alle Nationen vom Sprecher begrüßt wurden. Es hatte etwas die Stimmung von einem Wandertag, irgendwie war die Nervosität, dass es gleich los ging schon spürbar 🙂
Danach folgten zwei (tatsächlich) kurze Reden und schon war alles bereit für den ersten Wettkampftag. Biathle ist wie gesagt der „Einstieg“, bei dem ich mir nichts ausrechnete. Nach einem langen Tag voll mit Zuschauen, anfeuern, zurechtfinden und ein wenig hier und da helfen ging es im letzten Lauf des Tages auch für mich los. Wir waren zwar „nur“ zu fünft in der Altersklasse, aber sowohl die beiden anderen Deutschen Starter, als auch die internationale Konkurrenz (ITA & POR) schätze ich als deutlich stärker ein, ohne die beiden zu kennen. Nach einem langen Tag mit viel Action war ich also im letzten Start an der Linie. Ziemlich entspannt, ich hatte ja nichts zu verlieren und lies mal alles auf mich zukommen. Blöderweise habe ich den Portugiesen nie gesehen, also orientierte ich mich nach dem Start an den anderen Dreien. In unserer Altersklasse sortierte ich mich hinter Martin an Platz 2 ein. (wie gesagt, den Portugiesen ausgeklammert) Vorneweg stürmte die Seniorenmeute, aber wir hielten eigentlich ganz okay mit. Bis zur ersten Wende waren wir noch recht nah dran und ich hatte erstmals einen Überblick: Richie und der Starter aus Italien waren hinter mir, genauso wie ein paar wenige Senioren. Aber keiner aus Portugal. Da am Start niemand fehlte war er also wohl vorne bei den Senioren mit dabei und für mich schon jetzt unerreichbar. Ich hielt mein Tempo möglichst konstant und blieb bis zum Wechsel im Windschatten von Martin.
Der Wechsel selbst klappte gut, ich konnte vorbei gehen und lag somit auf dem zweiten Platz, wohlwissend, dass jetzt mit den 200m Schwimmen mein Hassteil des ganzen Wochenendes kommt. 200m sind mir VIEL ZU WEIT! Mit 4* 50m im Triathle habe ich mich mittlerweile irgendwie angefreundet, aber nicht mit 200. Natürlich kam es wie auch in Kösingen. Ich hatte enorm zu tun auch nur halbwegs gut voran zu kommen. Mein eh schon schlechter Schwimmstil litt zusätzlich noch daran, dass ich immer wieder nach den Bojen Ausschau halten musste, um nicht auch noch zusätzlich Extrameter zu schwimmen. So wurde ich von allen der AK um die letzte Boje herum eingesammelt, war aber immer noch irgendwie in Schlagdistanz. Aber schon beim Anziehen der Schuhe hatte ich Probleme – wie bei der DM hatte ich meine Kraft im Wasser gelassen. Ich merkte sehr schnell, dass ich die noch kleine Lücke auf Platz drei nicht schließen kann und entschied mich sehr schnell dazu gleich ein paar Gänge raus zu nehmen. Das hatte keine Aussicht auf Erfolg und in brauche meine Körner für die folgenden Tage. Zumindest Tempo rausnehmen klappte prima und so kam ich als 5. der M30 und relativ abgeschlagen als Letzter des Laufs mit einer Minute Rückstand zum Vorletzten ins Ziel.
Eigentlich ja sogar wie ursprünglich erwartet, aufgrund des Rennverlaufs aber anstrengender als gewollt. Egal. Vorne gewann der Portugiese souverän vor dem Italiener, der ein grandioses Schwimmen und eine deutlich stärkere zweite Laufrunde hatte als am Anfang, als ich ihm ein gutes Stück abnehmen konnte. Richie zog als Dritter relativ knapp den Kürzeren und verwies Martin auf Platz 4. Eigentlich bin ich hier ja auch nur gestartet, damit wir eine Teamwertung haben. Somit darf ich mich jetzt Teameuropameister im Biathle nennen, denn es gab kein weiteres Land mit einer Mannschaft in der Altersklasse M30. Klingt auch nett, oder? 🙂
Tag 2:
Tag zwei stand voll im Zeichen der Staffeln. Erst Biathle, dann Triathle. Im Biathle war ich nicht am Start, es war am Vortag noch geplant irgendetwas zu schieben, aber das Ummelden hat dann wohl doch nicht mehr geklappt. Macht nichts, ich hatte den Lauf eh nicht eingeplant. Die „geschenkte“ Medaille hätte ich natürlich mitgenommen, aber die Nachmeldungen nach Meldeschluss haben auch immer ein „gschmäckle“ und somit bin ich absolut fein mit der Pause. Ich war so schon in zwei Staffeln mit Richie gemeldet – heute im Triathle und morgen im Laser-Run und in beiden Wettbewerben haben wir keine Konkurrenz. Das ist irgendwie schade, denn geschenkt ist die Medaille gefühlt nichts wert, aber andererseits können wir da auch nix für wenn niemand gemeldet hat. Entsprechend entspannt war also mein Wettkampftag. Ich übernahm als zweiter irgendwo im Mittelfeld des Laufs, der zusammen mit der AK Senior gestartet wurde und alle Staffelformen (w+w / w+m / m+m) in beiden Altersklassen vereinte. Für mich war wichtig ein gutes Gefühl am Schießstand und den Wechseln zu haben. Ersteres gelang sehr gut, Letzteres so lala. Die 50m Schwimmen sind im See nochmal viel schwerer als im Bad – klar, man sieht ja vergleichsweise nix – entsprechend schwamm ich beim zweiten Schwimmteil voll in die eine Boje. Naja, morgen mach ich’s hoffentlich besser… 😉 Eine sehr wichtige Erkenntnis war noch, dass der Starter aus Italien am Schießstand deutlich schwächer ist wie ich. Er war ebenfalls zweiter Starter, allerdings in einer Mixed-Staffel, und somit zeitgleich mit mir auf der Strecke. Ich konnte locker Runde für Runde deutlich den Abstand ausbauen und das ohne am Limit zu rennen und mit viel Verbesserungsbedarf im Schwimmen. Letzteres wird bleiben, Ersteres kann ich noch steigern. Somit sehe ich mich stand jetzt – sofern ich das Schießen hin bekommen – ganz zuversichtlich auf einem Medaillenrang. Auf welchem? Keine Ahnung. Der Portugiese vorne wird wie im Biathle unerreichbar sein, der Brite war vorher nicht am Start. Ich fürchte also, er kann schon was und ich schätze ihn vor mir ein. Den Kollegen aus Italien müsste ich nach den Eindrücken heute haben und Richie und Martin hoffentlich durch mein besseres Schießen auch. Werden wir sehen 🙂
Noch viel krasser an dem Tag waren aber die Kids. Elena war wieder mit Oli in beiden Staffeln am Start. Im Biathle hatten sie noch relativ deutlich das Nachsehen, was die Medaillenränge anging, aber im Triathle schlug ihre Stunde. Elena ging nach dem Schießen außerhalb der Top 10 mit wohl einiger Wut im Bauch ins Wasser und ballerte durch den See wie verrückt. Sie schnappte sich 6 (!) Konkurrentinnen, schob sich vor auf Position fünf, fast wieder gleichauf mit der Spitze. In der zweiten Runde schnappte sie sich nochmal drei Konkurrentinnen und wechselte sogar auf dem Silberrang auf Oli, der seinerseits mit zwei sensationellen Schießeinlagen, ordentlichem Schwimmen und stabilen Läufen nur knapp einen Platz abgeben musste und die Bronzemedaille sicherte. Was für ein fantastischer Lauf der Beiden!! Ich habe beim Zuschauen und Anfeuern wahrscheinlich mehr geschwitzt als in meinem eigenen Lauf später! Gratulation auch hier nochmal, es war sensationell!
Platt ging es dann wieder in die Wohnung, aber es wird nicht entspannter werden. Am Samstag geht der erste Lauf um 7:00 Uhr los – mein Staffelstart Laser-Run ist dann Abends um 20:30 Uhr angesetzt. Uff… Zum Glück ist die Medaille wieder sicher, nur im Triathle-Einzel um die Mittagszeit geht’s dann richtig um was!
Tag 3:
Dritter Tag also: wieder zwei Disziplinen! Los ging’s wie gesagt mit dem Triathle Einzel, gefolgt von der Laser-Run Staffel. Chronologisch rückwärts ist es dramaturgisch deutlich besser erzählt, denn die Laser-Run Staffel ist wie im Teil von gestern bereits angedeutet schnell abgehakt: Wie am Vortag war ich mit Richie einziger Starter der AK und wir holten uns kurz vor Sonnenuntergang unsere Goldmedaille ab. Start war schlussendlich um 20:40Uhr, aufgrund von … ach lassen wir es … 20:40 Uhr muss man jedenfalls auch mögen. Wir wollten schon immer mal bei uns einen Nacht-Laser-Run veranstalten. Dass das bei einer EM passiert hätte ich jetzt auch nicht gedacht, aber zumindest ist unser 25*400m-Format noch frei 😉 Naja, aber für einen EM-Titel sagt man dazu natürlich nicht nein!
Deutlich spektakulärer war wieder, was davor passierte. Elena und Oli hatten in ihrer Staffelkonkurrenz eigentlich nicht wirklich einen guten Tag erwischt. Sie kamen in einem starken Feld irgendwo im vorderen Mittelfeld ins Ziel. Allerdings merkten wir kurz danach, dass eigentlich nur britische und ungarische Staffeln vor ihnen waren. Noch dazu war unklar, ob alles Mixed- oder auch gleichgeschlechtliche waren, aber das war auch egal, denn durch eine besondere Regel im Modernen Fünfkampf ist es nämlich so, dass pro Nation nur eine Staffel gewertet wird (die Schnellste natürlich ;)). Das führte nun dazu, dass die beiden ganz unverhofft erneut als Dritte auf dem Treppchen landeten! Für Elena war es nach einem spektakulären Triathle-Einzel sogar bereits das zweite Bronze-Podium an diesem Tag!
Ebenfalls auf das Treppchen durften Hanni und Juli. Sie starteten zusammen als Mädchenstaffel in der U11 (Juli ist eigentlich ja erst gerade so U9) und holten sich nach überstandener Krankheit von Hannah an den Tagen vorher den zweiten von zwei Plätzen – aber auch der bedeutet Silber! 🙂
Meinen Plan für das eigene Rennen hatte ich ja unter Tag 2 schon geschildert – alles auf die Kette bekommen und dann hoffentlich auf dem Bronzerang einlaufen. Torpediert wurde das Ganze schon deutlich vor dem Lauf, als auf einmal noch ein Monegasse in unserer Startliste stand… wo kam der denn her?! Es stellte sich dann heraus, dass er am Vorabend noch umgemeldet hatte – was wohl ok ist – und so als weiterer Konkurrent für mich, von dem ich gar keine Ahnung hatte, mit am Start stehen würde. Aber gut, so ist es. Willst du eine Medaille auf internationalem Parkett musst du die Konkurrenz schlagen, egal wie viele es sind. Entsprechend versuchte ich mir keinen Kopf zu machen, was mehr schlecht als recht gelang. Beim Einschießen lief es nicht sonderlich gut und ich spähte immer wieder zu den mir unbekannten Startern (den Briten und eben dem Monegassen). Es sah blöderweise gar nicht schlecht aus, was sie da machten … also sah ich meine Chancen schon dahin schwinden. Nunja, was soll’s. Kurz darauf ging es schon los und wir stürmten auf die Laufstrecke. Dort traute ich meinen Augen kaum. Vor mir war wie erwartet der Portugiese, aber an ihm vorbei schoss der Kollege aus Monaco. Na bravo, der hat wohl was vor! Ich ließ sie rennen und machte mein Ding, schrieb innerlich aber schon mal die Medaille ab. Martin war wie erwartet bei, eher ein leicht unerwartet gutes Stück vor mir. Ganz egal, das Schießen muss laufen – und es lief! irgendwo zwischen 10 und 15 Sekunden – Perfekt, ab dafür! Für mich verwunderlich war, dass Martin ebenfalls stark geschossen hatte. Was genau? Keine Ahnung, aber er hatte schon ein paar Treffer gesetzt als ich erst ankam – und das war nicht sooo viel nach ihm. Trotzdem ging ich vor ihm raus, weiß also nicht wie genau sein Schießen lief. Auf welcher Position und mit welchem Abstand nach vorne und hinten ich zum Schwimmen wechselte weiß ich auch nicht, denn wir starteten mit der U19w zusammen, was den Überblick ein wenig erschwerte. Also ab ins Wasser, durch prügeln und wieder raus, Schuhe an, hoch den Berg und ab zum Laufen. Einfach ziehen. Am Wendepunkt hat man erstmals die Chance auf einen Überblick: Der Portugiese lief mir vorne weg (das sah ich vorher schon), aber gar nicht so weit wie erwartet. Martin und Richie waren hinter mir, der Abstand auch nicht riesig, aber ok. Zweites Schießen, wieder bombig! Zum Wasser, Schuhe aus, Brille auf, rein. Wieder sauber (vor allem gerade!) schwimmen, raus, Schuhe an, wieder zum Wendepunkt. Der Abstand war aber nicht wirklich angewachsen – trotz des wirklich guten Schießens! Ok, das hatte ich mir mit so einem Schießen irgendwie anders vorgestellt. Gegen die Deutsche Konkurrenz meine ich, dafür hatte ich die internationale stärker erwartet. Vom Briten, Italiener und Monegassen war nichts zu sehen (oder ich habe sie im Eifer des Gefechts übersehen, das will ich gar nicht ausschließen ;)) … unterm Strich war also alles wie erwartet wenn man so will, nur anders herum. Die nationale Konkurrenz hing mir im gefühlt im Nacken, dafür war vom Briten, Monegassen und Italiener nichts mehr zu sehen. Das war widerum sehr gut. Ebenfalls sehr gut war, dass der Abstand nach vorne immer noch nicht so riesig war. Das überraschte mich doch wirklich sehr! Die Beine wurden nach der Hälfte des Rennens langsam müde, aber egal. Das dritte Schießen lief nochmal so gut wie die ersten beiden, die Wechsel klappten und auch das Schwimmen war irgendwie ok. Ich hatte zwar diesmal beim rein springen (oder nennen wir es rein fallen) ins Wasser Probleme mit der Brille und musste die einmal neu zurecht rücken, aber das hielt mich nicht lange auf. Wieder das gleiche Spiel wie bisher, immer noch irgendwie ganz vorne mit dabei, nur mit noch schwereren Beinen. Am Wendepunkt war die Lücke nach hinten wieder etwas größer – wieder nicht so groß wie erwartet / erhofft, aber größer. Noch einmal sauber Schießen und ich hätte Silber! Wie geil wäre das denn??!! Ein Gedanke den man nicht haben sollte. Ich war körperlich wirklich durch und nun spielte auch der Kopf nicht mehr richtig mit, was dazu führte, dass die ersten sieben (oder sogar noch mehr) Schuss daneben gingen. Ich sah meinen Vorsprung dahin schmelzen, bildete mir ein Martin schon am Schießstand zu sehen. Ich riss mich nochmal halbwegs zusammen und brachte das letzte Ding mit irgendwas um die 35 Sekunden durch. Meine Güte. Ich war richtig sauer auf mich selbst. Ich musste also nochmal alles raus hauen. Nach vorne war damit natürlich alles gelaufen, aber das wäre auch mit einem nochmals perfekten Schießen nahezu unmöglich geworden. Das Schwimmen klappte diesmal wieder den Umständen entsprechend problemlos und beim Wechsel zurück auf’s Laufen fragte ich die anderen Teammitglieder hinter dem Gitter wie große der Abstand ist – haben sie aber wohl nicht gehört. Oder ich die Antwort nicht. Außer Anfeuerung hab ich nichts verstanden. Also nochmal den kleinen Wechselzonenhügel hoch wuchten und hinter zur Wende. Endlich war ich da und konnte mir einen Überblick verschaffen: der Abstand war natürlich kleiner geworden, aber immer noch so komfortabel, dass es reichen müsste. Trotzdem wollte ich nicht nachlassen und weiter das Tempo hoch halten, auch wenn die Beine absolut durch waren. Ein letztes Mal hinter zum anderen Wendepunkt – niemand in Reichweite. Silber! GEIL! Ab ins Ziel und es war tatsächlich geschafft!
Das hätte ich wirklich im Traum nicht für möglich gehalten! Die Silbermedaille ist der größte sportliche Erfolg den ich jemals erreicht habe. Ran kommt vielleicht noch die DM Laser-Run, die ich bei den Senioren gewonnen habe, aber dann eher lange nichts.
Ich glaube, selbst wenn morgen alles so läuft wie ich es mir ausmale und ich Gold im Laser-Run gewinne könnte diese Medaille mehr wert sein. Das kann ich hoffentlich morgen auflösen. Erstmal muss das Rennen gelaufen werden, die eigene Leistung muss stimmen und es darf nichts unvorhergesehenes passieren (wie eine Ummeldung am Abend vorher ;))
Tag 4:
Laser-Run! Der Tag vorher war enorm lang und der letzte Wettkampftag begann wieder enorm früh. Für uns sogar noch (viel) früher als gestern, denn die Altersklasse U13 hatte Semifinals. Das waren die ersten Läufe des Tages (Start 7:00 Uhr) und wir waren mit Oli (und Elena) direkt darin vertreten. Außerdem mussten wir unsere Unterkunft leer räumen… das hieß: los ging der Tag um ungefähr 5:30Uhr. Bei einer für mich geplanten Startzeit von 18:20Uhr ist das vieles, aber sicher nicht optimal. Dazu kam, dass trotz super Wetterbericht am Vortag erstmal ein ordentlicher Regenguss niederging während wir die Unterkunft wieder auf Null stellten. Der ging dann zwar erstmal in Nieselregen über und hörte kurz darauf auf, aber es war so kalt wie bisher die ganze Woche nicht. Als wir am See ankamen war zwar schon etwas Betrieb, aber gefühlt war alles irgendwie gemächlicher als die Tage vorher. Die Beschallung war viel leiser und auch irgendwie war weniger los als die Tage zuvor, obwohl heute die meisten Starter*Innen da sein sollten. Vielleicht war es aber auch einfach nur noch sehr früh am Tag 🙂
Nichtsdestotrotz hieß es erst für Elena und dann für Oli: Qualiläufe abliefern für das Finale! Beide meisterten ihre Aufgabe souverän und schoben sich souverän ins jeweilige Finalfeld. Für unsere anderen Qualifikant*Innen aus Katzwang in U15 und U17 lief es dagegen nicht so gut. In den personell noch praller ausgestatteten Jahrgängen war nichts zu holen. Mit der Medaillenvergabe hatten dann aber auch alle anderen Startenden nichts zu tun – mit Ausnahme von Juli. Diesmal durfte sie im Einzel in der U9 starten und in der jüngsten Altersklasse im Wettbewerb gab es nur eine Konkurrentin.
Auf der ersten Runde kam sie sogar kurz vorher aus dem Schießstand, verlor aber ein gutes Stück auf der Laufrunde. Vielleicht hat sie da auch etwas überzogen, denn beim zweiten Schießen fielen dann nur 4 Treffer in den 50 Sekunden, aber dennoch wurde sie von großem Applaus ins Ziel getragen. Ansonsten war am ehesten noch Elena an einer erneuten Medaille dran, aber 15 fehlerfreie Schüsse in einer grandiosen Zeit von jeweils um die 5 Sekunden waren bei dieser grandiosen Konkurrenz „nur“ gut genug für Platz 7. Es ist unglaublich was für ein Niveau mittlerweile auch bei den Jüngsten abgeliefert wird.
Nachdem unsere Jugend mehr der weniger durch war versuchte ich noch ein wenig runter zu kommen, auszuruhen, Kraft zu tanken und die Beine zu schonen. Es war noch so lange hin bis es los gehen würde, aber die Nervosität war schon da. Aufgrund der Vortage war ich mir auch immer noch nicht sicher, dass die Startliste auch stimmt. Pierre hatte es mir zwar gesagt, dass es keine Änderungen mehr gab, aber wer weiß … der Tag ist ja auch lang 😉 Am Ende hilft es aber natürlich auch nichts, nur der Wunsch diese Goldmedaille zu gewinnen war einfach enorm. Die Chance wäre vielleicht nie wieder so groß wie dieses mal also konnte ich erstmal nur hoffen, dass sich zum Start nichts mehr tun würde. Natürlich gab es noch ein zweites Problem: Ich musste mich erstmal in den Griff kriegen. Denn das größte Problem beim Laser-Run sind die Nerven beim Schießen. Wenn man da nicht bei sich ist kann die grundsätzliche Möglichkeit noch so gut sein – bekomme ich meinen Scheiß nicht zusammen hilft das beste Setting nichts.
Langweilig wurde es aber auch nicht, es gab ja immer was zu sehen auf der Rennstrecke. Zwischendurch war natürlich auch noch die Siegerehrung der Kleinen und auch die Teamfotos wollten noch gemacht werden. Da der Zeitplan aber so gestreckt und das Wetter am Morgen immer noch nicht gut war machten wir ein Bild mit allen Kindern relativ früh, damit diese wieder abfahren konnten, wenn sie wollten. Zu der Zeit waren unsere Senioren Benni und Tobi aber noch gar nicht da, also gab es auch noch ein extra „Grufti-Bild“ 😉
Aufgrund des echt ekelhaften und kalten Wetters traf ich noch eine Vorbereitung, die sich allerdings als unnötig herausstellte: da Tobi immer von zu Hause pendelte bat ich ihn mir ein Longsleeve Baselayer mitzubringen, denn aus Erfahrung weiß ich, dass das einzige, was mir beim Schießen noch mehr als die Nervosität schadet die Kälte ist. Zum Glück war es bis die beiden Mittags kamen zumindest schon wieder halbwegs warm und mit der Zeit wurde es immer besser. Ich würde ganz normal im Singlet starten können ohne zu erfrieren. Der Nervosität half das natürlich nicht, ich tigerte auch immer wieder einfach so zum Startbereich um zu checken ob sich die Startzeit verändert hat. Hatte sie nicht, bis auf die Tatsache, dass der Lauf der Senior / Master 30+ Frauen mit den Männern getauscht wurde. Warum auch immer, aber ok. Vorletzter statt letzter Lauf der Meisterschaft ist nun auch schon egal, auch wenn ich gerne „den Laden zugesperrt“ hätte 🙂
Die Zeit verstrich. Langsam, aber sie verstrich. Irgendwann ging ich zum Einschießen und das lief überraschend gut! Etwas später zog ich dann mein Zeug an, lief mich ein und pünktlich zum Start der Junioren (drittletzter Lauf) stand ich fertig am Einlass zum Wettkampfgelände. Ist natürlich fast zu früh, ca. 30min vor dem Start, aber ich wollte, dass es endlich los ging. Ich wackelte dann doch nochmal zurück um irgendwas vom Platz zu holen, einfach, damit ich was tue, aber es war soweit, das große Finale stand an. Wir versammelten uns nach und nach alle im Vorstartbereich, während der Lauf vor uns langsam zu Ende ging. Nunja, eigentlich recht schnell, denn die Junioren hatten ein Niveau…krass! Egal, während der Zeit im Vorstartbereich fiel mir ein erster Stein vom Herzen: Die Aufstellung war so, dass auf den Schießständen 1-16 die Senioren standen, dann die M30+ kam. Auf Stand 20 kam dann aber Florian Gerbe und das war mittlerweile meine größte Unbekannte. Er wurde bei der Laser-Run WM 2022 4., dürfte aber eigentlich schon 30+ starten. Ich weiß nicht was genau los war, aber eh hatte als einziger ein handschriftliche Startnummer und auf der war „Senior“ notiert. Ein Glück, denn sonst hätte ich nur seine Hacken gesehen. Also waren wir wirklich so, wie vorher geplant und gehofft und es lag ab nun wirklich nur noch an mir, was am Ende nun rausspringen wird. Das ist immer noch nicht besser für die Nervosität, aber gut. Hilft nix. Einschießen und schauen was passiert. Die Family war mittlerweile auch schon komplett im Innenbereich – Oli schon lange als Helfer am Schießstand, die Mädels im Zielbereich. Das Einschießen lief so lala. Ab und zu ganz ok, ab und zu eher nicht. Wirklich gut nie, aber auch nie wirklich schlecht. tendenziell wurde es mit der Zeit besser – ein Phänomen, dass ich zuletzt öfter beobachtet hatte. Wir hatten im Laufe des Tages schon ein Gespräch über den richtigen Fokus / die Konzentration und wie man sie auf den Punkt bekommt. Genau das versuchte ich jetzt anzuwenden. Es ist aber einfach immer viel leichter gesagt als getan. Hilft nix. Wird schon werden.
Der Start rückte näher, wir wünschten uns – über Alters- und Ländergrenzen hinweg – Glück, stellten uns auf und sehnten den Start herbei. Die tröte trötete und ab ging die Post! Das schöne an diesem Lauf war: die Senioren stürmten zum Großteil so vorne weg, dass es hinten nicht ganz so eng wurde. Zu 20. einmal durch den Schießstand ist eine potentielle Stolperfalle, aber es ging alles gut. Mein erstes Ziel auf der Laufstrecke war an Martin dran zu bleiben. Er legte aber ein Tempo hin, dass mir eigentlich ein wenig zu schnell war. Aufgrund des Startverlaufs lief ich bis zum ersten Wendepunkt auf Tobi auf, Martin war davor. Ich blieb an Tobi dran und ließ die Lücke etwas größer werden, aber ich wusste, dass das eher mein Tempo ist und ich eigentlich so noch in „passablem Zustand“ am Schießstand ankommen würde.
Martin zog vorne weiter davon – nicht viel, aber doch merklich und deutlich mehr als im Triathle und noch deutlicher mehr als bei der Triathle DM zwei Wochen zuvor. Davon lies ich mich aber nicht beirren: Ich gewinne, oder verliere das am Schießstand, nicht auf der Laufstrecke. Bis zum zweiten Wendepunkt passierte nichts mehr und ich machte mich bereit. Martin hatte schon zu schossen begonnen, aber es war mir egal. Zwischen uns waren zwei oder drei Plätze, sodass ich auch nichts aus dem Augenwinkel mitbekam. Gut! Auf der anderen Seite neben mir stand ein Starter der Senioren aus Litauen – als ich meinen ersten Schuss abgab hatte er schon fünf Treffer. Alles klar 😉 Aber auch das war eigentlich gut für mich, denn so fiel auf dieser Seite auch die Ablenkung weg, die sonst zwangsläufig irgendwie aufkommen würde. Das Schießen lief dann auch zufriedenstellend. Unter 20s ging es wieder raus, ich habe aber keine Ahnung mehr wie schnell genau. Ich hatte auch keine Ahnung, wie gut das im Vergleich war, denn der erste Punkt an dem geprüft wird, wie der Abstand ist, ist der Wendepunkt. Als ich da herum war, war klar: es war besser. Ich war vorne (das war natürlich vorher klar, nach vorne schaue ich ja beim rennen 😉 ), aber es war schon recht deutlich für das erste Schießen. Weiter so! Das Lauftempo hielt ich wie auf der ersten Runde und störte mich nicht an überholenden Senioren. Ich machte mein Ding und bereitete mich wieder ab der zweiten Wende auf das Schießen vor. Der Vorsprung war ungefähr die Hälfte der Strecke von Schießstand zu Wendepunkt – rund 50m würde ich jetzt grob schätzen. Für gut 1000 gelaufene Meter passt das. Schießen zwei lief ähnlich wie das erste. Nicht perfekt, nicht schlecht. Wieder unter 20s. Pistole hin, raus aus dem Schießstand, erstmals kurz die Faust geballt und ab. Wieder Tempo aufbauen zum Wendepunkt, drehen: die Lücke war größer! Hinter mir gab es jetzt glaube ich auch einen Wechsel, denn Richie kam mir als erster entgegen. Ob das jetzt gut oder schlecht für mich war, war mir egal, der Gesamtabstand war größer, das zählte. Auch das dritte Schießen lief ok. Es wurde ein wenig schwächer, dürfte aber immer noch so um die 20s gewesen sein als es wieder raus ging. Das sollte es eigentlich schon gewesen sein, denn ich war mit dem Schießen fertig, bevor links von mir jemand rein kam. (Ok, Florian Gerbe war wahrscheinlich schon lange wieder draußen, aber der zählt nicht :)) So war es auch auf der Laufstrecke: am Wendepunkt hatte ich geschätzt 200m Vorsprung. Trotzdem lief ich möglichst gleichmäßig weiter, man weiß ja nie was passiert – und genau so war es am letzten Schießen. Die Konzentration lies wohl etwas nach. Ich hatte den Gedanken „jetzt kannst du es nur noch wegschmeißen“ im Kopf und entsprechend lief es alles andere als gut. Ich lies mich von jedem Läufer, der hinter dem Schießstand vorbei kam ablenken. Es war nicht ganz so schlimm wie im Triathle, die Schießzeit war am Ende eher an die 30s als im niedrigen 20er Bereich, aber gut. Der Vorsprung war groß genug, ich ging auf die Strecke und witzigerweise war Tobi wie schon die ganze Zeit wieder bei mir, denn auch sein letztes Schießen war wohl Mist. Ich wollte aufgrund des letzten Schießens nichts anbrennen lassen und zog auf dem Weg zur Wende an ihm vorbei, auch wenn das ein wenig über meinem Limit war. Um den Wendepunkt rum war dann klar: hier passiert nichts mehr, wenn es mich nicht hin haut. Entsprechend wurde ich wieder ein wenig langsamer, Tobi ging wieder vor und ich lies ihn auch ziehen.
Der Abstand wuchs, gerade hinten in Richtung und an der zweiten Wende war ich schon komplett durch und ich brauchte den Weg hinter der hecke zurück um wieder halbwegs dynamisch auszusehen, als es auf den roten Teppich ins Ziel ging.
Europameister!
EUROPAMEISTER!
Es war geschafft, es hat tatsächlich geklappt. WIE! GEIL!!
In dem Moment war es zwar fast mehr Erleichterung als Glück, aber was waren das für fantastische Tage?! Natürlich kam viel zusammen, dass das so geklappt hat – sei es die neue Altersklasse M30+, die es erstmals zum letzten Jahr, in dem ich da starten darf gab, oder der Start der eigentlich besten 30+ – Konkurrenz trotzdem bei den Senioren. Weiß der Geier was noch alles von dem ich vielleicht gar nichts weiß. Aber am Ende ist das eigentlich auch alles egal. Ich war da. Ich konnte gut genug abliefern, auch wenn das hinten raus mit den vielen Wettkämpfen und den einfach langen Tagen echt hart war. Ich habe mir die zwei Einzelmedaillen wirklich verdient! Gold und Silber bei einer Europameisterschaft. Wie krass.
Die Staffel Goldmedaillen, sowie die gewonnenen Teamwertungen fallen natürlich absolut ab. Es steht jetzt zwar „Fünffacher Europameister“ auf dem Papier, aber für vier der Titel kann ich eigentlich nichts. Im Gegenteil ist die Triathle Silbermedaille fast die emotional schönere, weil sie völlig unerwartet und absolut überraschend kam. Tendenziell habe ich ja eher damit gerechnet leer auszugehen, als überhaupt das „Wenn alles ideal läuft hole ich Bronze“-Ziel zu erreichen.
Ich werde wahrscheinlich noch lange brauchen, bis ich das so richtig im Kopf einsortiert habe. Jetzt, zwei Tage danach, bin ich einfach nur Müde. Aber so gern war ich schon lange nicht mehr einfach nur müde 😉
Als Gesamtfazit bleibt festzuhalten, dass es eine unglaublich gute Meisterschaft war! Die Organisation von Pierre, seinem Team und den Freiwilligen war fantastisch! In der Regel lagen wir sogar vor dem Zeitplan, was absolut nicht selbstverständlich ist, wie sicherlich alle schon mal am eigenen Leib erfahren haben. Vier Wettkampftage mit Minimum 8h Wettkämpfen (Am Samstag von 7 bis knapp 21Uhr!) muss man erstmal so problemlos über die Runden bringen. Aber es hat – zumindest nach außen hin – alles absolut reibungslos funktioniert!
Die Stimmung unter allen Anwesenden war von A wie Austria bis Z wie Zypern an allen Tagen fantastisch, auch wenn das Wetter ab und an nicht ganz zu 100% mitgespielt hat. Es ist eh immer wieder auf’s Neue faszinierend wie toll die Fünfkampf-, nein: die „Laser-Run, Triathle- und Biathle-Gemeinde“ ist. Hier werden alle mit offenen Armen empfangen, egal ob groß, klein, alt, jung, langsam, schnell, erfahren, oder nicht. Man respektiert und unterstützt sich gegenseitig. Es ist – wie ich es auch schon bei der WM letztes Jahr geschrieben habe – einfach ein großes Fest und genau so, wie man sich Sport vorstellt und er immer sein sollte.
Weiter geht es jetzt im August zur Laser-Run WM nach Bath, zum nächsten Fest. Völlig entspannt, ohne irgendein Ziel vor Augen, denn da wird es keine Altersklasse 30+ geben. Aber schauen wir mal. Wenn da die Meldungen veröffentlicht sind … vielleicht geht hier über die Teamwertung was. Wir haben eine ganz schlagkräftige Truppe bei den Senioren am Start und da direkt im Anschluss die WM im Modernen Fünfkampf ausgetragen wird ist das Startfeld im Laser-Run eventuell überschaubarer. Die Profis geben sich höchstwahrscheinlich nicht beide Meisterschaften. Wir werden es sehen, aber erstmal wird einfach nur genossen!
Super Bericht!
Danke, Kurt!
Ich bin fei der Cousin des Europameisters 🙂
Jawollo!! Sneak-Peak zur WM ist gerade online gegangen… 🤭🥳