Laser-Run Weltmeisterschaft

Weltmeisterschaft!

WELT-Meisterschaft!!

WELT! MEIS!! TER!!! SCHAFT!!!!

Ich kapiere das alles immer noch nicht wirklich, aber es stimmt tatsächlich. Gerade erst sind die Deutsche Meisterschaft und die Europameisterschaft vorbei, jetzt steht tatsächlich die Weltmeisterschaft im Laser-Run vor der Tür! Das Hotel für das Wochenende ist gebucht, die Zuschauertickets gekauft und ausgedruckt, die Autobahnmaut bezahlt, der Tank allerdings noch nicht ganz voll und die Tasche ist auch erst fast fertig gepackt. Morgen (Freitag) Mittag nach der Arbeit geht es direkt nach Budapest, denn übermorgen ist es schon soweit! Das Leben fliegt gerade nicht nur sportlich wie im Rausch dahin, wahnsinn!

Diese Woche sind nach und nach die letzten Details zur WM eingetrudelt: der Große startet um 10:15 Uhr gegen 6 andere Jungs in seiner Altersklasse. Zwei Ägypter, zwei Briten (einen davon kennt er von der Europameisterschaft) und zwei Portugiesen. Für mich geht es um 11:30 los – insgesamt werden neben mir 36(!) andere Teilnehmer aus insgesamt 13 Nationen am Start sein. Geil! Zum Glück bin ich also gerade so an einem Vorlauf vorbei gekommen (es gibt wohl 42 Schießstände), in den Altersklassen U13, U15 und U17 müssen sowohl die Mädchen als auch die Jungs vorher noch in Halbfinals herauslaufen, wer denn im Finale nochmal antreten darf.

Im „offiziellen Laser-Run Regelwerk“ haben wir noch eine Besonderheit entdeckt, die wir vorher nirgends gelesen (bzw. die in den Ausschreibungen anders formuliert war, da es kein ‚UIPM organisierter Wettkampf‘ war), nämlich: „Athletes participating in UIPM LR competitions and representing the same NF must wear the same style and colours of competitive apparel in order to clearly identify the country which they represent.“ Also: Alle Deutschen Starter müssen den gleichen „Style“ und die gleichen „Farben“ tragen. Somit fällt mein neongelb-türkis definitiv raus (sonst werde ich vielleicht als Ukrainer gewertet? :)), aber glücklicherweise habe ich mir bei der EM ein Nationalmannschaftssinglet mitgenommen, in dem alle anderen eh schon am Start waren (außer die wilde Katzwang Crew ;)). Das einzige Problem, dass ich hier noch habe: Der Name wird dann unter dem GER stehen. Laut Reglement müsste er drüber. Aber so pingelig werden sie schon nicht sein!

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Laut Zeitplan geht es bis 13 Uhr, danach finden die Finals der Weltmeisterschaft im Modernen Fünfkampf statt. Die Aufregung hält sich noch in erstaunlichen Grenzen, mal sehen, wie es dann vor Ort werden wird. Ich freue mich momentan einfach tierisch so etwas in meinem „hohen Alter“ noch erleben zu dürfen und hoffe, ich kann das Ganze einfach nur genießen und vielleicht noch halbwegs ordentlich abliefern! Da meine Zielsetzung bisher ja immer so famos *hust* geklappt hat will ich mir natürlich auch für die Weltmeisterschaft was vornehmen und ich denke, ich orientiere mich an der EM von vor zwei Wochen. Geklappt hat da zwar nur das „C-Ziel“, das Endergebnis war dennoch sensationell. Damit rechne ich dieses Mal noch weniger wie in Weiden, aber ich für mich würde gerne das Gleiche nochmal versuchen, also:

C) ich will alle 4 Schießen zu Ende bringen, d.h. 5 Treffer in 50 Sekunden schaffen. Bei der DM hat das bei einem nicht geklappt. Bei der EM schon, also korrigiere ich das C-Ziel auf: alle unter 40 Sekunden. Daran scheitere ich im Training nur noch ganz, ganz, ganz, ganz, gaaaaanz selten, also „muss“ das auch im Wettkampf klappen!

B) ich unterbiete meine DM Zeit. Mit einem besseren Schießen sollte das gut möglich sein. Diesmal habe ich allerdings absolut keine Ahnung wie die Laufstrecke sein wird. Laut Google-Maps-Satellitenkarte ist der Kincsem Park eine Pferderennbahn?! Also ein (zwei?) Sandovale mit Wiese drum herum. Ich bin gespannt, aber ich denke leicht crossig könnte mir genauso liegen!

A) ich schieße so gut wie im Training (d.h. unter 25-30 Sekunden, eventuell sogar mal unter 20) und knacke die 13 Minuten. Das wäre der Hammer, aber da muss absolut alles passen!

Screenshot: Kincsem Park, Budapest – Irgendwo hier findet alles statt!

 

AUF NACH UNGARN!

Nürnberg-Budapest. Laut Google gut 7h mit dem Auto, plus Pinkelpausen und einem Essensstop sollte Abfahrt am Mittag ok sein. Also ging ich ganz normal in die Arbeit, Freitag ist eh mittags Schluss. Danach nochmal kurz heim, das restliche Gepäck ins Auto, einen Happen essen uuuuund ab dafür! Die Fahrt verlief im Großen und Ganzen ganz ok. Die Autobahn, vor allem in Ungarn dann, war aber enorm voll. Bis auf zwei kurze Staus, die wir dank Navi gekonnt umfahren konnten, ging es aber alles Reibungslos. Der Blick auf Wien war beeindruckend, genauso die Fahrt durch die Nacht in Budapest. Vor allem die Fahrt über die Donau war stark und erinnerte mich irgendwie an Dresden. Bei der Fahrt durch die Stadt zum Hotel haben wir noch an der ein oder anderen Ecke die richtige Straße verpasst, aber kurz nach 10 am Abend waren wir dann da. Sachen aus dem Auto, rein ins Zimmer und ab ins Bett fallen. Der Tag war anstrengend und sicher nicht die beste Vorbereitung für eine Weltmeisterschaft, aber hey, der Entschluss war spontan, wir waren da, alles gut!

Der Wecker war auf 7 gestellt, wach waren wir, weil es außen hell und recht laut war aber schon etwas vorher. Auch nicht schlimm: anziehen, frühstücken und los zum Kincsem Park! Auf der Stadtkarte sah es eigentlich so aus, als würden wir recht nahe dran wohnen (2 Straßen weg), in Wirklichkeit waren es aber mehrere Kilometer und wir mussten eine ganze Schleife fahren um anzukommen. Egal, wir hatten mehr als genug Zeit und alles lief vollkommen problemlos. Wir betraten das Gelände und waren absolut geflasht. Wie auf dem Screenshot oben zu sehen ist der Kincsem Park eigentlich eine Pferderennbahn. Es ist alles absolut gigantisch groß!

Noch vor dem Eingang bekamen Oli und ich unsere Athletenakkreditierung mit der wir fast überall hin durften. Im Vorfeld hatten wir uns noch reguläre Eintrittskarten gekauft, im Nachhinein wäre das gar nicht nötig gewesen… für einen „festen“ Sitzplatz war es aber ok. Die anderen holten währenddessen ihre Bändchen und wir gingen auf den ersten „Vorplatz“. Hier waren eine kleine Kinder-Area, ein paar Zelte mit Fanartikeln – hauptsächlich natürlich für die Ungarn und eine kleine „Messe“ bestehend aus Pentashot (Hersteller von Laserpistolen und Zielen) und dem Internationalen Fünfkampfverband. Ums erste Gebäude rum war dann ein Foodtruck-Roundup aufgebaut. Als wir ankamen hatte alles noch zu, aber es waren weit über 20 Trucks. Vor uns ein riesiges Gebäude – wie wir später sahen war das die Tribüne der Pferderennbahn und zur rechten der Eingang zum Fünfkampf- und Laser-Run Bereich.

Am Tag vorher waren die Frauen dran, heute die Männer. Vormittags Laser-Run, am Nachmittag die Fünfkämpfer. Wir kamen zu den Semifinals der U15 an. Ausnahmsweise war Oli nicht direkt im ersten Lauf dran, sondern zuerst ältere, da von der U11 bis zur U19 so viele Meldungen da waren, dass trotz 38 Schießständen ausgefiltert werden musste wer im Finale ran darf!

Für uns war das gut, konnten wir uns so doch erstmal in aller Ruhe umschauen und zurechtfinden. Wie gesagt alles war gigantisch groß! Ich habe mal versucht mit meinem famosen Paint-Talent alles in das obige Bild einzubauen:

  • weißer Pfeil: Eingang
  • orangene Fläche links: Kinderbereich
  • orangene Fläche rechts: „Messe“
  • grüne Fläche: Foodtrucks, im Norden angrenzend: Pferderennbahntribüne
  • gestrichelt weiß: Zugang zur Wettkampfbereich
  • rosa Fläche: Zuschauertribüne Laser-Run & Fünfkampf
  • gelbe Linie: 200m Runde Oli
  • blaue Linie: 800m Runde von mir
  • rote gestrichelte Linie in Olis Kreis: Schießstand (38 Bahnen +  2 Reserve)
  • linkes rotes Viereck: Pferdesprungbahn
  • rechtes rotes Viereck: Schwimmbecken für den Fünfkampf: 6 25m Bahnen; ziemlich mittig davon war der Start für den Laser-Run
  • blaue Fläche: Athletenbereich (Räumlichkeiten unter der Tribüne, Zelt zum Abholen der Startnummern, Zugang zum Warm-Up-Bereich)
  • rot gestrichelt bei der blauen Fläche: Einschießstände (nochmal 38 glaube ich) und kleiner Reitplatz für die Fünfkämpfer
  • zwischen den roten Vierecken auf Höhe der Schießbahnen war übrigens noch die Bühne für Siegerehrungen und das Fechten der Fünfkämpfer

…ich hoffe mit den Fotos zusammen bekommt man einen halbwegs guten Eindruck von allem! Der Großteil des Parks wurde von uns nicht mal genutzt!

Wir trafen uns mit Nicklas, der wie sich herausstellte leider das Finale verpasst hat, Roland, der später noch in der 40+ starten durfte und deren Familie, die bei uns saßen, schon am Vortag da waren und so alles kannten. Bis man mal im gesamten Ablauf drin ist und alles kapiert hat vergeht einiges an Zeit und es war gut, alles gezeigt und erklärt zu bekommen.

Wir haben uns die ersten Läufe angesehen, dann bin ich mit Oli zum Einschießen gegangen. Der Stand war, wie auf der Skizze zu sehen, ein gutes Stück entfernt. Also an der Tribüne entlang, am Athletenbereich vorbei, ebenso am „Check-In“ und einmal ein Stück um die Laufstrecke. Ach ja, die Laufstrecke. Wir waren ja wie des Öfteren erwähnt auf einer Pferderennbahn. Und auf dieser liefen wir passenderweise auch. Sowohl auf der Rennbahn, als auch im Sprungparcours. Auf den Screenshots sieht man es nicht richtig, aber zu ca. 80% waren wir auf etwas festerem Sandboden unterwegs, der zwischendrin auch immer mal wieder gewalzt wurde, der Rest war Wiese.

Nach dem Einschießen machten wir uns auf den Rückweg und nahmen Olis Startnummer mit. Oli machte sich rennfertig und ich ging mit ihm zum Wartebereich für die nächsten Läufer. Von dort verfolgten wir die Siegerehrungen, die sich etwas verzögerten, aber es waren ja die ersten des Tages. Allgemein war der Zeitplan sehr straff, wurde aber auch sehr gut eingehalten. Allerdings hatte man im Wettkampfbereich somit auch nur wenige Minuten zum Warm-Up. Bei Oli waren es ziemlich genau 5, incl. Hinweg zum Schießstand und Rückweg zum eigentlichen Start (jeweils gut 100m). Aber das ist ja auch für alle gleich.

Bild des offiziellen UIPM Fotografen

Als er auf dem Weg rein war rannte ich wieder zur Tribüne und vor zu den ersten Schießständen um auch „hautnah“ dabei zu sein. Alle Anderen waren schon da. Oli schoss ein paar Mal wie die anderen Kids und sie machten sich alle relativ zeitgleich zum Start auf. Ich war schon im Wartebereich vorher sau nervös, Oli soweit ich merkte aber gar nicht und schon ging‘s los! Wir hörten das Startsignal, kurz darauf rauschten die 7 Jungs Vollgas zum Schießen als wären sie schon im Zielsprint! Hier spielte sich ein kleines Drama ab. Oli schoss wie alle anderen auch super, der Ägypter auf Bahn 1 allerdings wollte nach 5 Schuss losrennen, hatte den letzten aber nicht getroffen. Er bekam von außen etwas zugerufen, fiel über die kleine Abtrennung der einzelnen Bahnen, rappelte sich auf, schaute nochmal kurz, aber lief einfach weiter. Keiner wusste von uns so recht was das bedeutet, die Jungs waren aber alle schon auf der Runde. Oli erzählte später, dass es auf dem Reitplatz einen der Briten hingehauen hat, davon haben wir in der Hektik aber gar nichts mitbekommen. Die Meute kam schon wieder an, Ägypten etwas vorne weg, die anderen ziemlich beisammen.

Der Junge von Bahn 1 musste sogar noch mit dem Weiterschießen warten, da die 50 Sekunden noch nicht mal durch waren. Oli schoss wieder fantastisch, die Ägypter und ein britischer Junge waren vorne etwas weg, er kam kurz nach einem portugiesischen Jungen auf Platz fünf raus. In dem Moment brüllte ich nur noch, dass er alles raus hauen und ihn sich schnappen soll – in Gedanken hatte ich den einen Ägypter vor ihm nämlich schon nicht mehr im Rennen. Ich sprintete selber Richtung Zielbogen um den Einlauf mit zu bekommen und tatsächlich kam er mit dem Portugiesen fast nebeneinander auf die Zielgerade. Oli war leicht vorne, ich brüllte nur noch und er hielt tatsächlich den minimalen Vorsprung bis ins Ziel! Ich flippte außen total aus und war so unter Spannung wie glaube ich überhaupt noch nie. Vielleicht hatte er gerade tatsächlich eine WM-Medaille gewonnen!!

Wir waren uns oben kurz danach aber alle unsicher wie es denn nun wirklich ausgehen würde, ob ich überhaupt recht hatte (ich war mir aber total sicher, dass er im Zielsprint vorne war) und wie der Ägypter denn gewertet werden würde. Oli musste seine Waffe holen und sich die Nummern abnehmen lassen, währenddessen ging ich wieder runter und wartete am Streckeneingang auf ihn. Als ich da stand kam ein Offizieller zum Zeitzelt mit der Ergebnisliste. Den schnappte ich gleich und sprach ihn an, was denn war und auf der Liste war Oli tatsächlich als 4. und der Junge von Bahn 1, eigentlich Zweiter Platz, disqualifiziert. BRONZEMEDAILLE!!! Ich war fix und fertig. Als Oli kam wusste er das natürlich noch nicht. Er dachte er wäre Vierter und hatte dann natürlich auch ein dickes Grinsen im Gesicht!

Wir (vor allem ich) mussten dann erst mal runter kommen, aber es dauerte gar nicht lange bis zur Siegerehrung. Ein unfassbarer Moment!

Schon jetzt hatte sich das alles hier mehr als gelohnt. Wahnsinn! Ich bin jetzt noch fertig wenn ich die Videos anschaue…

 

wer mal einen (fast) kompletten Wettkampf sehen und mich total ausrasten hören will:

 

Zielsprint (auch hier empfehle ich den Ton ;)):

 

Aber auch ich hatte ja noch einen Wettkampf vor mir auf den ich mich in dem Moment aber noch so gar nicht wirklich konzentrieren konnte. Als ich Oli von der Siegerehrung abholte nahm ich gleich meine Startnummern mit – leider wurden die von Lauf zu Lauf wieder verwendet, sodass man sie relativ knapp vor Start erst bekam und auch wieder abgeben musste… eigentlich behalte ich die gerne als Erinnerung. Es waren nur noch zwei Wettbewerbe vor meinem dran (Final M40 und Junioren), aber noch rund eine Stunde Zeit. Also machte ich mich fertig, zog mich im Athletenbereich um, trank kurz was und traf mich dort mit Oli, der mein fertig mit Startnummern (Nummer 8 – vorne und hinten) versehenes Shirt mitbrachte und wir gingen zusammen zum Einschießen. Dort traf ich die anderen Deutschen Teilnehmer – Pierre Jander und Philipp Frik, die ich beide von der Deutschen, bzw. Europameisterschaft kannte, sowie Benni Hierl, der vor mir bei den Junioren dran war. Ich schoss ein paar Mal – es lief eigentlich ganz ok -, übergab dann an Oli, der auch mal aus 10m wollte und lief mich warm. Währenddessen war Roland in der M40dran und wir verfolgten so halb über den Sprecher, hörten das er zwischenzeitlichen auf Platz zwei war! Nach dem dritten schießen rannte ich dann an die Laufstrecke, da es immer noch hieß: „Third Place Germany!“, aber leider war nicht Roland auf Platz drei, sondern ein anderer deutscher Starter. Schade für ihn! Aber Dirk Marko holte sich die Bronzemedaille und verpasste nur ganz knapp Platz zwei. Roland wurde letztendlich 13., durfte sich aber trotzdem freuen, da sie zusammen mit Daniel Curth den Dritten Mannschaftsplatz ergattern konnten und dafür ebenfalls die Bronzemedaille bekamen! Zum Start der Junioren waren wir dann wieder zurück an der Tribüne, ich ging nochmal zu den Toiletten, feuerte Benni unterwegs an und ging, während der Lauf noch unterwegs war zum „Vorstartbereich“.

Wie erwähnt, der Zeitplan war eng und man darf schon auf die Strecke, wenn der letzte im Ziel ist, damit man noch ein paar Minuten am Stand hat. Mittlerweile war ich wieder ziemlich ruhig und entspannt, ich genoss das alles einfach! Als wir rein durften und ich unten entlang lief sah ich nur volle Tribünen, viele Menschen, aber erkannte nichts.

Ich genoss das alles so gut es ging, konzentrierte mich aber erstmal darauf zur Bahn zu kommen, alles einzuprägen und noch ein paar Schüsse abzugeben. Wir hatten auch grobe 5 Minuten – das ist wirklich nicht viel. Ich schoss ein paar Serien, war zufrieden mit dem Schießstand (gefühlt war der Tisch höher als bei der EM, das kommt mir entgegen) und traf auch ganz ordentlich. Nicht so schön war, dass keine Zeitanzeige unter den Trefferlampen war, aber gut. Die Schussanzahl zähle ich eh immer mit, also kann ich zumindest grob einordnen, ob es gut war oder nicht.

Nach wenigen Serien lief ich noch ein paar Mal den Platz an – natürlich zuerst von der falschen Richtung. Bisher lief man alle Wettbewerbe gegen den Uhrzeigersinn, hier entgegengesetzt – auch darauf muss man sich einstellen. Lange blieb einem dafür an der Bahn nicht, schon wurden alle zum Start aufgerufen. Beim Weg dahin konnte ich Oli noch zu winken und stellte mich in die Startaufstellung. Wir Deutschen Starter standen nebeneinander – da es sehr eng werden würde sprachen wir noch ab wer wie losrennen wollte und konzentrierten uns die letzte halbe Minute als die Musik aus ging und es ruhig wurde. Ich hatte erstmal ein dickes Grinsen im Gesicht. Ich realisierte den Moment: Gleich ist es soweit: WM, Finale, ich mitten drin! Wer weiß ob/wie oft es das noch geben wird – ich freue mich jetzt noch beim Schreiben, dass ich den Eindruck so klar aufgenommen habe!

Nach einem den ganzen Tag über für mich schon nicht einzuordnenden Countdown preschten alle los und auch ich sprintete ziemlich in Richtung Schießstand.

Das erste Schießen lief ziemlich gut. Ich kam nach 10 oder 11 Schuss ordentlich raus, von hinstellen bis los rennen brauchte ich 27s. Das dürfte eine reine Schusszeit (die geht ab dem ersten abgegebenen Schuss los) von unter 25 sein – super! Ab auf die Laufstecke also und die hatte es, wenn man auf ihr ist, enorm in sich. Bis es auf den Reitplatz ging war alles Wiese, kein Problem, aber dann. In einer 90 Grad Kurve geht es rein, man steht sofort im Sand und hat das Gefühl nicht vorwärts zu kommen. Durch den Wettkampfdruck überzeiht man dann trotzdem und haut alles raus, entsprechend gut war auch die Pace, aber sau anstrengen. Nach den knapp 100m in der Bahn wieder 90 Grad auf eine eher lockere Wiese, die ging ganz gut und einmal um das Schwimmbecken. Dort war auf der Innenbahn ein richtiges Sandloch das total besch… zu laufen war und es ging wieder rein in den Pferdeparcours. Nochmal gerade aus durch, wieder 90 Grad auf die Wiese. Nochmal Tempo machen nur um direkt eine noch engere Kurve auf die Pferderennbahnrunde zu nehmen. Es treibt einen durch die hohe Geschwindigkeit auf der Wiese und die Enge Kurve raus, man „hängt wieder im Sand fest“ und muss zusehen wie man vorwärts kommt. Es war echt krass. Und von hier ging es erstmal noch 400m (laut Sprecher war das die Hälfte der Strecke) weiter. Durch die Läufer vor mir war der Boden auch schon ordentlich durchwühlt. Ich hatte keine große Orientierung wo ich war, die Spitze vorne war immerhin noch in Sichtweite, aber auch schon einige Läufer dazwischen. In der letzten Kurve vor Start/Ziel stand Marcus Schattner, der mir glaube ich Platz 14 zu rief und mich immer zwei Mal pro Runde auf dem Laufenden hielt – danke für den Service! 🙂

Es ging wieder rein zum Schießen, die ersten waren schon wieder weg – es war nochmal eine krasse Niveausteigerung verglichen zu DM und EM. Ich fand meinen Schießstand und lieferte das beste Schießen in einem Wettkampf ab, dass ich bisher zeigen konnte. Von Stillstand bis Weg rennen brauchte ich rund 18 Sekunden. (gemessen dann wahrscheinlich unter 15!). Wie viele Schuss es waren weiß ich nicht, 6 oder 7 wahrscheinlich. Aber genau so stelle ich mir das in Zukunft vor! Ich war beflügelt vom Ergebnis, lief wieder so gut es ging durch den Sprungparcours und hatte Gabor Brazda, den Europameister aus Weiden vor mir. ich wusste somit, dass ich wirklich gut im Rennen bin, auch wenn vorne viele schon weit enteilt waren. Egal – darum ging es mir von Anfang an nicht. Ich wollte ordentlich performen und das war bis zur Hälfte des Rennens absolut gelungen!

Als es zum dritten Schießen ging, merkte ich schon die Anstrengung durch die extrem schwierige Strecke. Ich hatte bei ein paar Treffern mehr Glück als Können, aber das muss man halt auch mal haben und ich ging etwas schlechter als beim ersten Schießen mit 30 Sekunden von Stehen zu Losrennen weg. 13 Schuss waren es glaube ich, alles absolut ok, auch die Zeit war somit mit unter 30 für mich voll im grünen Bereich. Die folgende Runde machte mich aber echt fertig. Ich war sehr einsam unterwegs (glaubt man gar nicht bei 36 Läufern auf 800m) und musste vor allem auf den zweiten 400m extrem kämpfen. Marcel rief mir zwar noch zu, dass es locker aussieht, aber „Fake it till you make it“ ist auch ein nicht zu unterschätzendes Talent 😉 Egal, WM ist nur einmal. Im Startbereich hatte ich schon angekündigt, dass ich einfach alles versuchen würde, also versuchte ich auch konstant weiter zu laufen und kam somit ziemlich fertig zum Schießen.

Leider bekam ich das da dann auch zu spüren. Ich hatte keine Kraft und wirklich teilweise fast schon Probleme die Waffe hoch zu bekommen. An sauber zielen war nicht mehr wirklich zu denken. Ich drückte ein paar Treffer irgendwie ins Ziel, schaffte es aber nicht mehr die 5 Lämpchen auf grün zu stellen. Schade. Das war der Preis den ich für den bis dahin durchgezogenen Lauf auf dieser Strecke zahlen musste. Aber so ist es eben – macht man halt das Beste draus. Ich versuchte so gut es ging dem Ziel entgegen zu rennen, obwohl der Tank leer war. Witzigerweise wiederholt sich Geschichte doch ab und zu – auch diesmal habe ich wie schon bei der EM auf der letzten Runde Geoffrey Delusier aus Monaco überholt. Vor mir war dann weit niemand mehr, von hinten kam auch keiner, sodass ich es halbwegs entspannt zu Ende laufen konnte. Aber wirklich nur halbwegs – aus Unachtsamkeit wollte ich mich auch hier nicht mehr überholen lassen – also zog ich am Ende so gut es ging auch noch einen Zielsprint an und freute mich schon in der Zielkurve, dass ich gleich offiziell ein WM-Finale gefinisht haben würde! Am Ende sollten es 14:04 Minuten und Platz 18 werden!

Für die Bedingungen der Strecke zusammen mit der WM-„Aufregung“, das sehr forsch angeschlagenen Tempo und das daraus resultierende verbockte letzte Schießen bin ich enorm zufrieden. Top 20 bei einer WM – Mega! Zwar 7 Sekunden langsamer als bei der EM, aber das „Warum“ ist gut zu erklären und auch schnell abgehakt. Hätte, hätte, Fahrradkette: wäre das letzte Schießen nochmal im „realistischen Bereich“ um die 25 Sekunden gewesen wäre maximal Platz 16, bei absolut perfektem Schießen Platz 14 drin gewesen. Alle davor waren dann schon über eine Minute weg. Die ersten drei blieben übrigens unter 12 Minuten. Wahnsinn. Im Ziel war ich noch völlig fertig, ließ mir die Startnummern abnehmen, unterhielt mich kurz mit allen anderen und ging bereits in die Wettkampfanalyse über 😉 „Zu schnell auf sau schwerer Strecke“ hatte ich direkt nach dem Lauf schon treffend analysiert, trotz Hirnausfällen aufgrund von Sauerstoffmangel 😉 Das zeigte sich daran, dass ich beim Abholen der Waffe zum falschen Schießstand bin und mir eine ähnlich aussehende, aber nicht meine Pistole geholt habe. Jetzt habe ich meine ja schon extra beklebt, aber offensichtlich war ich so gaga, dass nicht mal das geholfen hat. ich war mir total sicher, dass ein Italiener mich angesprochen hatte, dass es seine wäre. Ich habe mich noch mit ihm unterhalten und darüber ausgetauscht wie der Wettkampf war, wir haben beide etwas über die Strecke geschimpft und am Ende habe ich die richtige Pistole mitgenommen 🙂 Einziges Problem an der Geschichte: Es steht kein Teilnehmer aus Italien in der Ergebnisliste…?! Hm, war er vielleicht doch Franzose? 😀 Er hatte leider keine Nummer mehr dran, wahrscheinlich erfahre ich es nicht mehr, außer ich stolpere noch über ein Foto von ihm… wenn ich das dann erkenne 😉

UPDATE: Der Italiener war tatsächlich Franzose 😉 Excusez moi, Xavier Leclanche!

 

Wir mussten dann natürlich relativ zügig Platz machen, da die nächsten Siegerehrungen anstanden. Leider gab es für uns nichts zu holen, auch in der Mannschaftswertung hatten wir auf Platz 5 rund 6 Minuten (!) Rückstand auf Platz 3, auch wenn zu Bronze wohl Platz 4 (4 Minuten Rückstand) gereicht hätte, da, wenn ich es richtig verstehe, eine Nation nur ein Team auf’s Podest bekommen kann. Somit kann man Ungarn 2 in der Auswertung ignorieren.

Danach machten wir noch ein paar Fotos, beobachteten die restlichen Wettkämpfe incl. Fünfkampf und machten uns einen schönen Nachmittag. Zwischendurch schüttete es für 1-2 Stunden mal ordentlich runter, aber glücklicherweise hörte es auch wieder auf und wir waren ja überdacht. K3 hat es irgendwann mal zerlegt – Schlaf an der frischen Luft ist doch einfach der Beste!

Schade fanden wir – vor allem für die Zuschauer – dass die Technik die vor Ort war erst für den Fünfkampf genutzt wurde. Es war eine riesige LED-Wand aufgebaut, auf der das Wettkampfgeschehen richtig gut übertragen wurde – wohl für das Fernsehen. Das hätte man super auch am Vormittag schon nutzen können.

Was man am Vormittag noch nicht nutzen konnte waren die Foodtrucks. Wir hatten vorsorglich ja mal keine € in Forint gewechselt in der Hoffnung man käme mit Karte durch… und wie man mit Karte durchkam! Jeder(!) Foodtruck hatte ein kleines Bezahlterminal, dass offensichtlich von einem Dienstleister bereitgestellt wurde, da der auch einen Stand hatte. An diesem Terminal konnte man einfach kontaktlos mit Kreditkarte zahlen. Der kleine Nerd in mir hat sich richtig gefreut – so leicht kann das sein. In Deutschland undenkbar, wir hätten nicht mal genug Netzabdeckung dafür 😉 (Sogar im Hotel war hier das Mobilnetz besser als das Haus-WLAN…). Man bekam eigentlich an allen Trucks auch vegetarisch, teilweise vegan, wobei wahrscheinlich hier die Foodtruck-Szene wie bei uns auch deutlich weiter ist als der Rest was dieses Thema angeht.

Ein richtiges Highlight war noch der Laser-Run zum Abschluss des Fünfkampfwettbewerbs. Ein Franzose gewann das Ding enorm souverän, das Publikum wortwörtlich vom Hocker gehauen hat aber der Brite, der völlig unerwartet im Zielsprint am Südkoreaner vorbeischoss und sich Silber holte. Ganz, ganz, ganz großer Sport!!

Zum Abschluss des Tages machten wir es uns einfach und gingen in ein Einkaufszentrum Essen 😉 der Italiener da war aber erstaunlich gut und wurde witzigerweise auch von Britischen und (diesmal wirklich!) Italienischen WM-Teilnehmern aufgesucht. Nach einer guten Nacht ging es am nächsten Morgen dann nach dem Frühstück wieder nach Hause. Leider haben wir von Budapest selbst nicht viel mitbekommen. Aber ausnahmslos alle Menschen, mit denen wir hier Kontakt hatten waren super freundlich und hilfsbereit. Wir haben zwar weder Schrift noch Sprache auch nur ansatzweise verstanden („ut“ heißt glaube ich Straße“ ;)), aber mit Englisch kommt man super durch, teilweise sogar mit Deutsch. Budapest selbst schwankt enorm zwischen „hochmodern“ und „Ostblockklischee“, ist aber definitiv nochmal einen Besuch wert! Auf der Heimfahrt haben wir dann noch eine abgesperrte Laufstrecke gesehen. Tja, hätte ich mal besser geplant wäre ich noch den Budapest Halbmarathon gelaufen. Leider hatten wir schon 8:45 und der Start war bereits um 8:00. Da wir aber noch eine lange Fahrt vor uns hatten war das nicht weiter tragisch. Rund 9 Stunden später war das Wahnsinnswochenende zu Ende und unser Leben um eine nicht für möglich gehaltene Erfahrung reicher.

Wahnsinn, so etwas erleben zu können.

Wahnsinn, so etwas erleben zu dürfen!

Man kann sich glaube ich nicht glücklich genug schätzen es so gut zu haben.

 

Wies es jetzt weiter geht? Weiß ich noch nicht. Erstmal zum ersten Mal Marathon laufen 🙂 Dann die Schießzeiten auf ein „konkurrenzfähiges Niveau“ bringen und nächstes Jahr wieder angreifen. Wann und wo Wettkämpfe sein werden weiß ich leider noch nicht. Ziemlich sicher wird es keine WM, da sie wohl in China stattfinden wird. Ob es andere „große“ Meisterschaften werden hängt von Zeit, Ort und auch den Qualibedingungen ab. So leicht wie dieses Jahr wird es für mich wahrscheinlich nicht mehr oft, da nach und nach die Bedingungen anziehen werden (Es wird mehr Athleten geben, es werden nur noch die besten X teilnehmen dürfen, zumindest international. Bei der WM war es ja schon so, aber die Nachfrage war noch nicht so gegeben). Wie auch immer, es wird weiter gehen. Das erste Mal nach Bahntrainingsplänen gegoogelt habe ich auch schon, denn auch läuferisch kann ich mich denke ich noch steigern, schließlich komme ich ja von den längeren Distanzen. Da dürfte am Tempo schon auch noch was gehen!

 

Was ich zum Abschluss noch ’sagen‘ möchte:

  • Danke an „die Hierls“, die uns den Sport gezeigt, trainiert und alles organisiert haben!
  • Danke an Chrissy und die kleinen Mädels, die das alles mitgemacht haben!
  • Bravo, Oli. Geil abgeliefert!

2 Kommentare zu „Laser-Run Weltmeisterschaft

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