Offene Hessische Meisterschaft LaserRun

Auf eines ist 2020 verlass: Laufveranstaltungen fallen aus (oder sie werden „virtuell“ ausgetragen), LaserRuns finden aber statt. Live, in Farbe und mit direkter Konkurrenz auf der Bahn! Seit dem Coronaausbruch bei uns (die Indoor Stadtmeisterschaft war damals eines der letzten Events das noch ausgetragen werden konnte) wurde alles gecancelt was geplant und zu dem ich angemeldet war. Die letzte Absage erhielt ich kürzlich für einen Trailrun mitte Oktober. Der LaserRun hat den großen Vorteil, dass das Feld insgesamt noch recht überschaubar und schon allein aufgrund der Altersklassen und der daraus resultierend unterschiedlichen Lauf- und Schießdistanzen in verschiedene Einzelläufe unterteilt ist. Selten sind mehr als zehn Athlet*Innen gleichzeitig am Start. Der Schießstand erfüllt glaube ich sogar die Anforderungen an den Mindestabstand, nur direkt am Start wird es etwas eng – auf der 400m Bahn verteilt man sich dann auch ganz gut.

Die Vorbereitung zum Wettkampf war gelinde gesagt etwas holprig. Nach dem Urlaub begann für uns die Arbeit wieder, die zwei großen Kids gehen in die Schule und K3 wieder regelmäßig in den Kindergarten (gleiches Ferienrecht für alle! ;)). Eine Krankheitswoche mit am Ende negativem Coroantest haben wir auch durch gemacht – volles Programm also. Dazu sind wir jetzt auch noch voll bepackt mit Musikunterricht und Sporttraining an jedem Nachmittag der Woche. Ich bin außerdem neben meinem Trainerjob der Fußballmannschaft von Oli mittlerweile als CO-Trainer bei den kleinen Mädels eingestiegen… langweilig wird es zukünftig also sicher nicht 🙂 Nunja, die Reise stand also mehr oder weniger auf der Kippe, aber durch den negativen Test ging es für uns – nach der Saisoneröffnung der Fünfkampfabteilung am Tag vorher – ins vielleicht ganz schöne Bensheim. „Vielleicht“ deshalb, weil wir von Bensheim selbst außer den beiden (zugegebenermaßen nicht sonderlich schönen) großen Straßen von der Autobahn runter und zum (zugegebenermaßen sehr schönen!) Sportgelände hin nicht viel gesehen haben.

Wir brachen am Morgen sehr zeitig auf. Der Wettkampf begann laut Zeitplan erst um 13:45Uhr für K2, aber 250km auf der Autobahn – da weiß man ja nie, was so passiert. Kurz vor Mittag waren wir aber schon vor Ort (zusammen mit der Truppe aus Uffenheim) und machten uns auf den Weg über das Sportgelände hin zum „Stadion Nordkurve“. Leider haben wir am falschen Ende der Anlage geparkt, aber so konnten wir einen Eindruck von der Anlage gewinnen. Ist es „typisch hessisch“, dass die Fußballplätze aus Kunstrasen sind? Was uns ebenfalls sofort aufgefallen ist: Um den Leichtathletikplatz („Stadion Nordkurve“) war hinter dem Geländer nochmal eine etwas breitere Bahn (wir vermuteten auf den ehemaligen Bahnen 7 und 8 der Aschenbahn, bevor die Kunststoffbahn gebaut wurde). Diese wurde von Kindern auf Fahrrädern, allen möglichen Freizeitsportler*Innen und der LaserRun Gemeinde zum Aufwärmen genutzt. Das ist total clever, da so alle, selbst während des Vereinstrainings, oder in unserem Fall des laufenden Wettkampfs, die Möglichkeit haben trotzdem vor Ort ihre Runden zu drehen. Die sind dann halt eeeetwas länger als 400m 🙂

Wie auch immer. Wir checkten ein, machten es uns im Halbschatten gemütlich, schauten dem Aufbau des Schießstandes zu und harrten so der Dinge. Zwischendurch rätselten wir mal über den Streckenverlauf des 200m Rennens – und auch so allgemein, denn wie auf dem Foto zu sehen waren da viele bunte Hütchen, aber es war noch nicht ganz offensichtlich wo es denn los ging und überhaupt. Das klärte sich aber alles nach und nach auf und irgendwann war es dann so weit: Die Begrüßung begann und es ging für die U9 zum Einschießen! Eine kleine Besonderheit des Wettkampfs hier in Bensheim war, dass die Altersklassen hier immer komplett in einem Lauf abgehalten wurde – d.h. wie fast immer sowohl die Mädchen als auch die Jungen zusammen, aber auf die Offene und die Elitekategorie. Bei den Kleinen (bis einschließlich U15 glaube ich) macht das keinen Unterschied, ab dann ändert sich jedoch die Laufstrecke (400m vs. 800m) und ich glaube teilweise auch die Schießdistanz (5m vs. 10m). Egal, erstmal ging es mit dem ersten – und gleich dem einzigen mit 9 Schießbahnen vollbesetzten – Lauf los.

Nach einem etwas „unglücklichen“ Startprozedere: es gab leichte Probleme mit der Startpistole, trotz Ansage: „wir starten auf Pfiff“ folgte dann doch ein Startschuss war die Verwirrung groß. Aber nachdem die Hälfte direkt, die andere Hälfte nach einer kurzen Verzögerung losstürmter, gingen alle ab wie die Feuerwehr! Wie von uns vermutet kam es am Anfang nach dem ersten Schießen zu Verwirrungen mit der Laufstrecke, die durch reinbrüllen der Eltern *hust* geklärt werden konnten. In der Mitte des Rennens verlor dann der Junge an der Abzweigung Ziel/Schießstand kurz den Überblick und wollte einen falsch schicken, aber alle fanden am Ende den richtigen Weg und es hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis. Die Leistungen war richtig gut – sowohl von den „alten Häsinnen und Hasen“, als auch den vielen kleinen lokalen Kids, die teilweise zum ersten Mal eine Pistole in der Hand hatten und in der Offenen Kategorie am Start waren. Hanni konnte ihren Lauf mit fantastischen Schießzeiten und tollen Läufen für sich entscheiden!

Direkt danach war die U11 an der Reihe und auch hier gab es ein spannendes Rennen zu sehen. Im „Nürnberger Stadtduell in Hessen“ zeigten Spiridon und Oli unfassbare Schießleistungen!

Die beiden schenkten sich nichts, diesmal hatte Spiridon die besseren Beine und konnte den ersten Platz für sich verbuchen! Mit dem Duell der beiden werden wir in den kommenden Jahren sicher noch viel Spaß haben!

Dem Alter nach gestaffelt folgten nun die U13, U15 und U17. Ich machte mich zwischen und U15 und U17 auch so langsam startklar – U19 und Junioren wurden in einem Lauf zusammen gefasst, es sollte also bald los gehen! Ich schoss ein paar mal an meinem mobilen Schießstand (cleveres Product Placement, oder? :)), drehte ein paar Runden während des U17 Wettkampfs und wartete bis es los ging. Mein erster Wettkampf als amtierender Deutscher Meister. So blöd es klingt: man geht da schon etwas anders an die Sache ran und macht sich selbst Druck, den man normalerweise nicht hätte. Und eigentlich ja auch nicht bräuchte.

Eines hatten wir während der Planung nicht bedacht – coronabedingt gab es keinen Essens-/ Getränkeverkauf. Wir hatten zwar vorher bei einem Bäcker gehalten und einen Happen mitgenommen, aber der Tag zog sich mittlerweile und irgendwie wäre Nahrung nicht so verkehrt gewesen. Naja. Der Süßspeisenproviant für die Fahrt war ja noch da, Erdnuss-M&Ms, sowie Schokokekse tun’s für die kurzfristige Energie schon auch 🙂 U19 und Junioren waren durch und ich machte mich auf den Weg zum Schießstand. Kurz einschießen, auf zum Start und ab dafür – so war der Plan.

Wie sich herausstellen sollte wurde aus dem „kurz“ erst ein „nicht ganz so kurz“, dann ein „etwas länger“ und dann ein „ganz schön lange“. Es war wohl angedacht gewesen eine Fechtdemo vor dem Lauf zu zeigen. Das klappte nicht und so war lange Zeit ein hin und her ob doch gleich der Lauf stattfinden soll oder nicht oder wie oder was. Das war für die Konzentration nicht ganz so gut, aber ich hatte auch noch ein ganz anderes Problem: Schießstand 1. Wie man auf dem Bild oben sieht steht der Schießstand direkt in der Kurve. Leider kommt man aber von der Geraden im Hintergrund und Stand 1 ist direkt „nach dem Knick“. Das ist total blöd zum Anlaufen – ich habe das vor einem Wettkampf glaube ich noch nie so oft getestet wie hier … aber wohl gefühlt habe ich mich da nicht. Naja. Auch nicht so gut war, dass, als ich mit den anderen in den Startbereich gehen wollte eine Teilnehmerin des letzten Laufs an meiner Bahn stand und mit meiner Pistole geschossen hat. Also. Sie war schon freundlich und alles und ihr war es dann auch sichtlich unangenehm, als ich ihr erklärte, dass das meine eigene ist und keine der Leihpistolen (die ich – davon mal abgesehen – auch nicht einfach so zwischen zwei Läufen genommen hätte) aber naja, was willste machen. Ich habe darüber geschmunzelt, die Frage, ob sie sich die Pistole für ihren Lauf dann ausleihen kann freundlich verneint und bin hinter zum Start.

Jetzt sollte es endlich los gehen! Dachte ich. Nix war’s. Wir standen da, wussten nicht genau warum und auf wen wir eigentlich warteten, hatten aber ziemlich viel Spaß. Hermann und Ida starteten beide auch in diesem Lauf, die kannte ich ja schon von der DM und Philipp war der dritte im Bunde der „Herren Elite Kategorie“. Es war recht kurzweilig und locker im Startbereich, aber naja, zu viel Lockerheit ist auch schwierig, wenn man direkt danach hoch konzentriert am Schießstand stehen muss. Wir überlegten, ob der Pizzadienst schnell genug da sein würde bis der Lauf zu Ende ist, es unterhielt uns Norbert Kühn mit Geschichten von Früher und irgendwann stellte gesellte sich auch die letzte fehlende Starterin der offenen Kategorie zu uns. Jetzt ging es endlich los! Und wie es los ging… so:

Das war Schuss eins. So war Schuss 2:

Merkt ihr, ne? Ich war so unkonzentriert, dass ich mich mit dem falschen Bein nach vorne hin gestellt habe. Beim Schuss habe ich schon gemerkt, dass da irgendwas nicht stimmt, aber hui. Sowas ist mir noch nicht mal im Training passiert. Halbwegs ok war dafür dann trotzdem noch meine Schießzeit von knapp 25 Sekunden und ich ging als erster der männlichen Starter, aber hinter den beiden Frauen auf die Laufstrecke. Das Laufen lief wie gewünscht und ich zog auf den ersten beiden Runden gut davon. Schießen zwei verlief fast perfekt:

Den letzten Schuss hatte ich hier auch noch unter der 10 Sekunden-Marke abgegeben – es wäre das erste mal überhaupt für mich so schnell in einem Wettkampf gewesen – und ich wollte schon los stürmen, da ich den Schuss drin sah – leider war er daneben. Natürlich(!) setzte ich dann gleich noch einen (oder zwei?) vorbei und ging nach gut 15 Sekunden wieder raus. Immer noch eine Top Zeit, schade trotzdem, dass der Letzte nicht fallen wollte. Ich hatte also gut Vorsprung, ließ die Beine rennen und irgendwie war der Kopf anscheinend nicht mehr ganz bei der Sache. Der Fokus war nicht da wo er sein sollte – ich schoss zu schnell und entsprechend ballerte ich viel zu viel einfach daneben. Die letzten beiden Schießeinlagen mit 30 und 28,7 Sekunden würde ich am liebsten streichen, aber gut. Der Vorsprung durch das zweite Schießen und vor allem die 800m Läufe war groß genug und hoffentlich lerne ich was daraus. Am Ende kam ich in 13:05 Minuten ins Ziel. Es war deutlich mehr drin, 30 Sekunden habe ich locker am Schießstand liegen lassen, aber sei’s drum!

Platt war ich, wir verfolgten noch die Masters Läufe und schon war Zeit für die Siegerehrung! Alle wurden geehrt und bekamen Urkunden, die ersten drei jeweils eine Medaille. Es wurden zuerst alle Kinder (bis einschließlich U15?), dann die Jugend bis einschließlich Junior*Innen und zum Schluss die alten Säcke (darf ich sagen, ich gehöre dazu 😉 ) von Senior*Innen bis Masters geehrt. Jeweils mit Gruppenfoto am Ende. Eine schöne Variante, vielleicht nicht gaaaanz 100% Coronakonform, aber pssssst, bleibt unter uns 🙂

Ansonsten sag ich noch schnell Danke für die tolle Veranstaltung! Es war richtig nett in Bensheim! Das „Orga-Team“ war total freundlich, den Umständen entsprechend wurde alles so „normal“ wie möglich umgesetzt (dass die Zuschauer vielleicht nicht immer alle die 1,50m Abstand eingehalten haben ist an der frischen Luft auch zu verkraften denke ich und da sind irgendwo auch alle für sich selbst verantwortlich) … uns hat es jedenfalls sehr gut gefallen und wir kommen gerne wieder, wenn nichts dazwischen kommt! Jetzt mache ich mich noch schlau wie viel CO2 ich kompensieren muss, weil 500km Auto fahren um 5km zu Laufen ist für die Klimabilanz jetzt auch nicht gerade perfekt 😉

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