Seenlandmarathon 2019

Marathon. Das große Ziel im Laufsport!

Wer meinen Blog hier verfolgt weiß, dass ich in letzter Zeit eigentlich immer vorneweg einen Teil schreibe, der sich mit den Zielen und allem drum und dran beschäftigt. Allerdings habt ihr dann sicher auch alle mitbekommen, dass in letzter Zeit so viel los war, dass es genau dafür diesmal einfach nicht gereicht hat. Aber von vorne, schauen wir mal wohin sicht der Text entwickelt! Das große Projekt Marathon verdient es auch ein wenig das drumherum und vor Allem auch die Vorbereitung etwas näher zu beleuchten. (Wer sich dafür nicht so interessiert sucht nach #Raceday, da geht der eigentliche Laufbericht los 🙂)

Die am Ende wilde Reise hin zum Marathon begann eigentlich sehr durchdacht und geplant. Wirklich! Irgendwann gegen Ende 2018 fiel der Entschluss, 2019 den Marathon anzugehen. Ich entschied mich bewusst gegen einen großen Stadtmarathon, sondern für den eher kleinen, aber bestens organisierten Seenlandmarathon bei uns am Brombachsee. Dort lief ich 2017 die 5km, 2018 den Halbmarathon mit K3 im Babyjogger und es machte für mich einfach Sinn bei dieser schönen Veranstaltung die große Kante anzugehen, auch wenn die Strecke vielleicht nicht die einfachste ist.

Ich hatte also weit über ein halbes Jahr Zeit mich vorzubereiten, begann am Anfang noch mit einem 5k Trainingsplan um erstmal am Tempo zu drehen (was auch erstaunlich gut funktionierte!) und wollte dann spezifischer zum langen, langsameren Lauf übergehen und schraubte so nach und nach meine Trainingsumfänge hoch und das Tempo – abgesehen von den Wettkämpfen – runter.

Einige werden aufgrund der Umfänge von am Ende im Schnitt 50 Wochenkilometern (mit einigen wenigen Ausreißern bis über 80) wahrscheinlich schmunzeln, aber das war für mich das maximal machbare in Zusammenspiel mit dem, was man so „Leben“ nennt.

Gelb: Mammutmarsch; Rot: Marathon

Der Trainingslehre nach war das natürlich nicht genug, aber wie ebenfalls schon des Öfteren erwähnt: Laufen ist das Hobby, dass sich im Zweifel dem Rest unterordnen muss und so sind meine Trainingszeiten in der Regel früh Morgens vor der Arbeit. Somit bin ich da einfach zeitlich begrenzt, auch wenn ich mit der Zeit den Wecker „problemlos“ bis 4:20Uhr drücken konnte 🙂

Was dagegen ganz gut klappte waren die langen Läufe. Seit Februar, also ein gutes Halbes Jahr vor dem Marathon habe ich 18 Läufe als „langen Lauf“ markiert. Das habe ich getan, wenn die Strecke über den Halbmarathon ging, es stellte sich dann heraus, dass, wenn ich länger als Halbmarathon lief auch immer mindestens 25km gemacht hatte. Zusätzlich kam dann noch der Metropolmarathon Fürth (ca. 31km) als Wettkampf dazu. Vor dem Marathon hatte ich somit 8 Läufe mit 30km oder mehr in den Beinen. Mein „normales“ Training unter der Woche vor der Arbeit pendelte sich immer zwischen 12 und 17km ein, im Normalfall hatte ich 3, manchmal auch 4 Trainingsläufe pro Woche. Dass das Training anschlug spürte ich nicht nur, es zeigt sich auch eindrucksvoll in den Daten! Danke an runalyze.de!

 

Der „Absturz“ am Ende hat übrigens einen ganz einfachen Grund: mein Brustgurt hatte keine Batterie mehr, ich habe es nicht gemerkt und die HR kam vom Handgelenk. Das hat bei mir noch nie richtig geklappt, entsprechend war meine HR viel höher als vorher und die berechneten Werte sind folglich seitdem deutlich niedriger. Pünktlich zum Marathon habe ich aber die Batterie gewechselt 🙂 Ein zweiter Punkt, der nicht unter den Tisch fallen darf ist das Laser-Run Training. So viel Spaß es auch gemacht macht hat und weiterhin machen wird, für die direkte Marathonvorbereitung sind kurze Sprints als Trainingseinheit jetzt eher nicht das Mittel der Wahl. Durch die (ungeplanten) Laser-Run Wettkämpfe hatte ich in der direkten Marathonvorbereitung auch einige Wochenenden verloren und den letzten „langen Trainingsblock“ somit drei Wochen vor dem Marathon (vor einer Europa– oder Weltmeisterschaft macht man das dann doch nicht ;)), den dafür so richtig ordentlich: DI-DO-SO 25km-30km-30km: Peakwoche!

Gerne wäre ich auch noch einen „echten“ Halbmarathonwettkampf gegen Ende der Vorbereitung gelaufen, aber das ging sich terminlich absolut nicht aus – im August ist die Laufauswahl nicht so riesig und ich selbst hatte auch einfach keine Zeit dafür. Eine nicht wirklich offizielle neue Halbmarathonbestzeit habe ich aber im Rahmen des Metropolmarathons gelaufen. A propos Bestzeiten! In der (frühen) Vorbereitungsphase hatte ich noch diverse kurze Wettkämpfe und dabei sowohl meine 5km (18:00min in Beiersdorf), als auch 10km (37:15min auf Fehmarn) Bestzeiten deutlich verbessert! Die Vorbereitung war also rundum gelungen. Bei den (langen) Läufen habe ich absolut Wert darauf gelegt im Grundlagenbereich zu laufen. Die durchschnittliche HR wollte ich bei 70-75% haben – anfangs war es schwierig, da ich da im Bereich weit jenseits der 5:20min/km unterwegs war und das auf Dauer ein für mich sehr anstrengend langsames Tempo ist, aber die HR recht schnell merklich runter, während das Tempo schneller wurde. Mein Training heute war bei 70% avgHF und 5:14 min/km. Das war für mich, der eigentlich nie wirklich im Grundlagenbereich gelaufen ist genau richtig, wie man auch am Fortschritt sieht.

Die Variation im Sinne von Tempoteilen habe ich anfangs durch die Jagd auf Stravasegmente eingebaut, später dann durch den Laser-Run. In beiden Fällen fehlte aber die Mischung – entweder war es sehr schnell und kurz, oder sehr langsam (was ja durchaus auch gut ist), aber es fehlten die Einheiten im geplanten Renntempo über längere Dauer und längere Intervalltrainings. Das war andererseits aber auch schwierig, da ich lange kein Zeitziel hatte. Wenn ich gefragt wurde nannte ich immer (und ich würde es auch heute noch als passend einschätzen) eine Zielzeit von 3h 30min, das hatte mir aber irgendwie niemand geglaubt. Irgendwann passte ich das dann auf 3:20 an, auch wenn mir das auch niemand wirklich glaubte – aber ich kannte ja meine langen Läufe, die waren auch in über 5er Pace ab spätestens 30km hart, und war mir sehr wohl bewusst, dass ich beim ersten Marathon (viele?) Fehler machen würde, da das ja wirklich alles neu für mich ist. Und den Erzählungen nach ist Neuland ab km30 schwieriges Terrain!

Nach der Laser-Run WM verging die Zeit wie im Flug. Die Fußballsaison begann wieder, Chrissy muss wieder Arbeiten, Schule, Kindergarten, Jobwechsel (zumindest schon mal die Kündigung des Alten), … Langweilig war es wirklich nicht! Zum Glück hatte ich mir für die direkte Rennvorbereitung die meisten Gedanken schon vorher gemacht und ich musste nicht mehr allzu viel wirklich vorbereiten. Andererseits war es bestimmt auch gut, denn von Nervosität war keine Spur, wie dieses Zitat vom Vortag des Marathons belegt:

Etwas wackelig war eigentlich nur noch die Kleiderfrage. Gemeldet waren zwischen 5 (Start) und 20 (Ziel) Grad. (sehr) Kurz? Lang? Eine Mischung? Mit freundlicher Unterstützung der Twitter-Timeline fiel dann die Entscheidung auf die variante „LLE-Dark Knight in der Extended Variante mit Armlingen“!

Am Tag vorher hatte zuerst der Große ein Fußballspiel, dann sind wir am Nachmittag noch raus zum Veranstaltungsgelände gefahren. Man konnte zum Einen schon Startnummern abholen, zum Anderen waren die Mädels für den Bambinilauf gemeldet, der bereits am Vortag stattfand. Der Ausflug hat sich mehr als gelohnt, das Abholen der Nummern war – abgesehen von der Lautstärke im Zelt – super entspannt, die Beiden Mädels hatten dann bei ihrem Lauf richtig Spaß und ich noch einen Schritt weniger auf der To-Do-Liste für den Folgetag. Eine richtige Besonderheit hier war, dass die Sprecher den Eltern beim Bambinilauf mehr oder weniger verboten haben mit den Kindern zu laufen! Das fand ich erst komisch, da ich mir nicht sicher war, ob die Kleine mir gerade mal drei Jahren wirklich alleine mit macht, aber sie hat „ja“ gesagt – also habe ich mich an den Streckenrand verkrümelt und wir waren mehr als stolz, als sie zwei mal mitten im Getümmel die Runde absolviert hat und elegant durch’s Ziel und gleich zu den Medaillen weiter gerannt ist! 🙂 Über die hat sie sich dann auch selber mächtig gefreut und sie ganz stolz gezeigt!

Zwei Läufe später durfte dann die große Kleine in ihrer „Altersklasse“ ran und machte ihre Sache auch prima! Das wussten wir natürlich, da sie das schon öfter gemacht hat, wunderten uns dann aber doch nach dem Lauf, wo sie denn bleibt… ich ging dann mal Richtung Medaillen um sie zu suchen und fand sie am Zielbuffet – Getränke, Gummibärchen, … alles, was das Kinderherz begehrt. Natürlich war sie noch nicht bei uns 😉

Wir machten uns dann wieder auf nach Hause. Dort stellten wir fest, dass wir in unseren Startbeuteln alle Gutscheine für die „Knödelparty“ gehabt hätten, das aber verpeilten und so haben wir unsere eigene Pastaparty zu Hause veranstaltet 🙂 A propos Startbeutel: das einzige, was ich wirklich nicht gut finde sind die Massen an Werbung da drin. ich verstehe schon, dass die Sponsoren ihr Zeug loswerden wollen, aber zumindest bei den Kinderläufen kann man sich das doch sparen, oder? Insgesamt landeten 5 „Kataloge“ und ich weiß nicht wie viele Flyer im Müll.

Ich packte am Abend gleich noch mein Zeug zusammen um am nächsten Tag – Abfahrt war um 7:30Uhr geplant – alles parat zu haben. Eine Idee hatte ich dann aber noch die ich umsetzen wollte. Eigentlich dachte ich mir ich könnte auf meine Kompressionsstrümpfe irgendwas passend zu den Armlingen mit dem Plotter drauf machen. Das scheiterte aber einerseits (natürlich) an der Zeit, andererseits an der Idee und schlussendlich wohl auch daran, dass es auf den Strümpfen nicht wirklich gut aufzubringen gewesen wäre. Aber das ist ja kein Problem, es gibt ja die bekannte Stiftmarke, deren Farbe man nicht mehr weg bekommt, wenn sie mal wo drauf ist -> Also Stifte in schwarz, blau und rot geschnappt (mehr Farben hatte ich nicht da ;)), der Family in die Hand gedrückt und gesagt: tobt euch aus! 🙂 Die Strümpfe hatte ich dabei an (keine so gute Idee), das Ergebnis fand ich dann sehr cool! (Es kommt mehrmals das Wort „Knallerbse“ vor :D)

Ich habe dann auch noch an einer Stelle Hand angelegt und somit aus dem Lauf noch meine eigene kleine Klimademo gemacht – wichtige Dinge brauchen eine Bühne. Immer.

Die letzte Nacht vor dem Marathon war super und der Morgen verlief auch total entspannt, wenn auch mittlerweile doch etwas aufgeregt 🙂 Wir packten uns warm ein, es hatte vielleicht so 3 Grad, luden alle(s) ins Auto und los ging’s deutlich vor geplanter Abfahrtszeit auf in Richtung Pleinfeld! Da war er also. Marathon-Raceday!

 

#Raceday

In Pleinfeld angekommen konnten wir so nahe wie noch nie am Start parken – klar, bisher kamen wir ja immer erst, wenn die Marathonis schon unterwegs waren. Am Parkplatz trafen wir direkt Hansi, der ebenfalls den Marathon unter die Füße nahm und machten uns gemeinsam auf den Weg zum Veranstaltungsgelände. Dort war alles noch sehr entspannt, einige Zelte der Aussteller waren sogar noch zu. Wir stellten uns erst kurz in die Sonne – wärme tanken – liefen dann einmal über das Gelände, trafen dort Elli und Sven, die – natürlich – auch zum Marathon da waren und vertrödelten uns etwas die Zeit. Ich suchte nochmal einen der Klowagen auf, was einige Zeit in Anspruch nahm, da Klowägen in der Regel die beliebtesten Umkleidekabinen bei Laufveranstaltungen sind. Einen Vorteil hatte das Ganze natürlich: die Wartezeit auf den Start war so auch wieder ein gutes Stück kürzer geworden! Ich zog mich als ich zurück war direkt um, lief noch ganz vorbildlich einen Kilometer (incl. Lauf-ABC!) ein, verabschiedete mich von der Familiengang, wünschte dem Großen viel Spaß bei seinem Lauf, den ich leider nicht sehen würde, weil er eine halbe Stunde nach mir startet und begab mich in den Startblock.

Dort waren Elli und Sven bereits und wir unterhielten uns ein wenig. Als das Gespräch auf die Laufstrategie fiel ging ich zum 3:30 Zugläufer vor, da wir zum Schluss kamen es wäre sinnvoll, dass ich mich an ihn hänge um am Anfang nicht zu überpacen. Außer er nimmt Tempo raus auf dem Weg hoch zum See. Als ich mich mit Flo so unterhielt quatschten wir noch über dies und das – ich erzählte vom letzten Jahr mit Babyjogger hier, er, dass er gerade eine Alpenüberquerung mit dem Rad mit seinem Kleinen im Hänger gemacht hat. Auch nicht übel, oder? 😉 Die Zeit verflog, kurz vor Start war auch Benni im Startblock angekommen und stellte sich zu mir. Ich wusste er würde schneller laufen als ich, zu recht viel mehr als die gewünschten Zielpaces auszutauschen (er so um die 4:30, ich 4:45) kamen wir aber nicht mehr, denn dann ging es auch schon los!

 

Die Konfettikanonen schossen und das Feld machte sich auf den Weg! Das schöne ist: total entspannt 🙂 Bisher war es ja fast immer ein gehetze am Start, nicht heute. Ich hatte ein dickes grinsen im Gesicht – es war soweit. Los geht’s. Auf geht’s. Greifen wir den Marathon an! Gefühlt ging es total gemütlich die breite Straße hoch und raus aus Pleinfeld. Hier schaffte ich es noch bei Flo zu bleiben, als es direkt danach runter ging nicht mehr. Ich ließ rollen, schloss nach und nach wieder zu Benni auf und lief einfach vor mich hin. Nachdem wir den ersten Hügel wieder unten waren ging es rüber Richtung See und dann gleich nochmal bergan – den Wall hoch um auf den Uferweg zu kommen. Hier oben war der erste VP, die ersten drei Kilometer war geschafft und es ging erstmal ein gutes Stück geradeaus. Links der See, Rechts der Blick runter auf die, die den Anstieg noch vor sich hatten. Es war fantastisch. Ich lies laufen. Keine Ahnung wie schnell ich war, die Uhr war mir egal. Ich hatte Benni als Orientierung vor mir, wusste somit, dass ich für meinen Plan also zu schnell war. Aber es war egal.

 

Es ging am Ende des langen geraden Stücks an VP 2 vorbei am ersten DJ und erstmal einen ruhigeren Weg lang. Es waren noch halbwegs viele Läufer beisammen, aber Zuschauer waren hier kaum vorhanden. Der Weg war hier etwas steinig/staubig und leicht rutschig, im Schatten war es immer noch frisch, aber durch die Armlinge störte mich das nicht – die Kleiderwahl war tip-top! Ab und zu blickte ich rüber zum See und genoss es einfach hier zu laufen. Das nächste Stimmungsnest samt VP erreichten wir bei Kilometer 9 in Enderndorf. Kurz vorher hatte ich mein erstes halbes Gel genommen (ich hatte 75g Tuben – wiederverschließbar – die ich mir auf zwei „Portionen“ aufteilte und grob alle 8,5km nehmen wollte). Ich schnappte mir einen Becher Wasser – wie schon bei den VPs zuvor – und saugte die Stimmung auf. Auch hier war knallige Musik, es waren viele Leute da – die Stimmung war bestens.

Von hier an lief man zwischen dem Brombach- und dem Igelsbachsee entlang. Der Blick auf den Brombachsee war fantastisch! Die Sonne strahlte mit dem Himmel und mir um die Wette und spiegelte sich im ruhigen Wasser. Es ging kurz minimal weg vom See, nur um direkt danach wieder „mitten durch“ zu laufen. Diesmal zwischen kleinem und großen Brombachsee, direkt auf VP4 und KM11 zu. Nun folgte eine kleine Wendestrecke, um am Ende den Marathon voll zu bekommen. Zumindest sah sie auf der Karte klein aus, in Wirklichkeit waren es fast 4KM (2 hin, 2 her). Die Halbmarathonis hatten vielleicht einen Kilometer, das war im letzten Jahr schon einiges angenehmer. Ich war immernoch relativ nah an Benni dran und er war wohl etwas überrascht als er mich sah und meinte nur „das sind aber schnelle 4:45!“. Jaaaa, stimmt natürlich. Mit meinem ursprünglichen Plan hatte das nicht mehr allzu viel zu tun, aber hey…. ich dachte mir: „Lass laufen, wenn’s läuft!“.

Die Wendepunktstrecke war für den Kopf etwas schwierig, ließ sich aber noch gut machen. Es ging nochmal kurz bergab, nur um danach zum zweiten ekligen Anstieg der Strecke zu führen. Vorbei an Ramsberg, vielen anfeuernden Zuschauern und einer Sambagruppe ging es weiter und zurück zum Beginn der Seerunde. Hier war der Halbmarathon schon geschafft, die Uhr sagte mir bei gleichem Tempo eine Zielzeit von 3:10 voraus und das schönste war: die Familie stand hier am Eck! Sie hatten ein noch Schild gebastelt, klatschten mit mir ab, bzw. in die Klatschpappen und tröteten. MEIN Stimmungsnest! 🙂 Ich freute mich riesig sie zu sehen, da ich am Start auf die falsche Streckenseite geschaut und sie verpasst hatte. Beschwingt ging es wieder über den Deich und vorbei an DJ 1.

 

War das ein über einen Halbmarathon andauerndes Runner’s High? Keine Ahnung, es fühlte sich jedenfalls fantastisch an. Das Problem ist: die Hälfte der Strecke lag noch vor mir und bekanntlich kann man tief fallen, wenn man hoch fliegt…

Mittlerweile wurde es wärmer und ich ging dazu über zwei statt einem Becher Wasser zu nehmen, wobei ich einen nicht zum Trinken, sondern zur inneren und äußeren Bewässerung nutzte. Als es danach wieder in den Wald ging wurde es plötzlich auch schwerer. Kilometer 25 war erreicht, mein Fixpunkt der ersten Hälfte – die Family an der Strecke sehen – war geschafft, Benni zog vorne langsam aber sicher davon (nicht weil er schneller, sondern ich etwas langsamer wurde). Mittlerweile waren auch relativ wenige Läufer um mich herum – eigentlich niemand – und es wurde in diesem Waldstück sehr leer. Ich kam mir kurzzeitig vor wie bei einem Trainingslauf früh um 5 und das ist nicht gut, wenn man langsam an die Grenze der körperlichen Belastung kommt. Es ging aber alles noch relativ gut. Als es an der Zeit war das nächste Gel zu nehmen und ich es so langsam in den Mund drückte merkte ich aber schon, dass es „pappiger“ war als bei den ersten beiden Portionen. Diese konnte ich problemlos zu mir nehmen und irgendwann (viel) später das Wasser nachspülen, diesmal hätte ich gerne direkt etwas zu Trinken dazu gehabt. Ein erstes Zeichen von Flüssigkeitsmangel? Der nächste VP war aber nicht mehr weit, so halbwegs hatte ich es ja doch geplant, wann ich die Dinger nehmen würde. Aus Versehen habe ich dann aber ein Wasser und ein ISO genommen. Ich hielt das als ich mit den Bechern in der Hand weiter lief für gar nicht dumm. Als ich das ISO im Mund hatte hielt ich es für enorm dumm. Bäh, das war nicht lecker! …Aber wahrscheinlich nützlich, also zwängte ich es trotzdem rein. Danach das Wasser zum nachspülen hinterher (mittlerweile mehr in, als auf den Körper) und weiter ging’s.

 

Der Blick auf den See war leider nicht mehr so sonnig wie in der ersten Runde … das spiegelte meine mentale Verfassung in diesem Moment ziemlich passend wieder. Es zogen mehr und mehr Wolken auf. Ich hatte relativ schwer damit zu kämpfen die Motivation hoch zu halten, konnte mich aber immer wieder etwas aufrappeln und klare Gedanken fassen: „Ja, ok, die Beine fühlen sich nicht wie Beine an, aber das muss so sein.“ „Die anderen hier schauen auch nicht mehr gut aus! … und so viele kommen ja gar nicht (eigentlich keiner?!)“ … „Ganz da vorne läuft Benni noch, sooo langsam wie es sich anfühlt ist es also wahrscheinlich gar nicht!“ und das ist es meistens ja wirklich nicht! Zu meiner Schande half mir aber auch das Leid anderer mich selbst besser zu fühlen. Einer musste aussteigen? Zumindest mit Rückenproblemen erstmal stehen bleiben – es war schon ein Radfahrer bei ihm – und ich merkte, dass es mir ja eigentlich doch noch irgendwie verhältnismäßig gut ging. Natürlich war es trotzdem hart und zäh – da kann es den Anderen noch so dreckig gehen. Allerdings kam der schlimmste Teil erst noch, als es nach der Überquerung der beiden Seen bei ziemlich genau KM 30 zur Wendepunktstrecke ging. Das war für den Kopf nochmal eine ganz neue, ganz üble Herausforderung. Links würde es zum Ziel gehen, aber man muss rechts abbiegen. So ein Kack!! Ich quälte mich den Weg nach hinten, aber er wollte einfach kein Ende nehmen. Das einzig Positive: Ich würde nochmal sehen wie weit mir Benni schon enteilt war und am Ende war es gar nicht so viel wie vermutet. Das blöde war ähnlich wie nach der ersten Seenrunden: das „Ziel“ war weg. Gut, sorry Benni, du taugst als Ziel nicht so gut wie meine Familie, aber in dem Moment war es wieder ein „mentaler Fixpunkt“ der abgehakt war.

Von nun an ging es also auf direktem Weg zum Ziel. Die Wendestrecke zurück zog sich wieder ewig. Aufbauend für mich war es jetzt allerdings diejenigen zu sehen, die hinter mir waren – und die sahen auch nicht mehr wirklich frisch aus. Ich machte mir Gedanken, ob ich Flo, den Zugläufer für die 3:30, noch sehen würde und ja, er kam mir mit seiner relativ kleinen Gruppe noch auf der Wendestrecke entgegen. Ich dürfte etwas über 3 km Vorsprung gehabt haben. Kurz danach war es Zeit für das letzte Gel. Orientierung hatte ich nicht mehr so ganz, aber deutlichen Bedarf nach Energie. Das sorgte dafür, dass ich das Gel etwas sehr früh einnahm und das war alles andere als gut. Fast direkt in dem Moment, als ich das Gel im Mund hatte zog es mir sämtliche Feuchtigkeit raus und es fühlte sich alles staubtrocken an. Ich quälte es hinunter, wusste aber sofort, warum man eigentlich das Gel am VP mit Wasser nimmt. Tja, lesson learned, aber was will man machen. Hoffen, dass der VP bald kommt, klar 🙂 Der VP kam dann auch irgendwann, wieder zwei Becher Wasser, diesmal alles in den Mund und weiter!

Glücklicherweise existiert aus dieser Phase kein Foto von mir – aber von nem VP und essen ist doch immer gut 🙂

Der Weg wurde kurz zu einer kleinen Straße, also stabiler Asphaltuntergrund. Das war erstmal gut. Außerdem würde es gleich etwas bergab gehen. Auch das war gut. Aber danach kam der „große Anstieg“ der Seerunde. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Gefühlt konnte ich gerade so den Berg hoch laufen (nicht gehen), von vorne und hinten schossen Radfahrer an einem vorbei, Läufer überholten mich auch zwei und zogen direkt weg. Es war richtig dunkel hier im Wald. Auch wieder passend zu meiner Gefühlslage… Wow, es war übel hier. Ich war im Arsch, quälte mich weiter rauf und versuchte einfach den Kopf auszuschalten. Ich war wohl noch nie so nah an einem DNF wie in diesem Moment. Das vielleicht einzige, was mich davon abhielt war die Frage: „Und dann?“ Zurück musste ich ja sowieso, hier war auch weit und breit niemand. Also weiter. [wahrscheinlich hätte hier auch ein VP sein können und ich wäre weiter gelaufen, denn entscheidungsfreudig bin ich in solchen Situationen nicht. Der Auftrag hieß: Marathon, also wird der auch ausgeführt 😉]

Nach dem steilen Stück ging es für den nächsten Kilometer noch weiter bergan, allerdings lange und flach. Das war etwas besser, aber immernoch nicht gut. Zumindest schlug in der Phase das Gel an, oder ein paar Synapsen schalteten auf Positiv, keine Ahnung. Jedenfalls konnte ich hier den Abstand zu einem der Beiden vor mir halten und sein Tempo offensichtlich wieder mit gehen. Ob das gut für mich, oder schlecht für ihn war weiß ich jetzt auch nicht. Für meinen Kopf war es jedenfalls mal wieder ein kleiner Lichtblick und der Gedanke, dass ich mittlerweile so weit am Stück gelaufen war wie noch nie und es eigentlich nicht mehr soooo weit ist gab mir wieder Mut. Am nächsten VP gab es neben Wasser einen Becher Cola – da hatte ich total Bock drauf! – und es ging wieder ein wenig besser. Es waren jetzt auch wieder Leute an der Strecke, die Sonne kam etwas zurück (nicht gut für die Temperaturen, aber für’s Gemüt!) und es waren nun nur noch 5km. Ein 5er geht doch immer! Ich rechnete hoch wie ich ankommen werden würde, wenn ich denn halbwegs durch komme (KM-Splits habe ich mir bewusst den ganzen Lauf nicht gegeben, nur die HM-Durchgangszeit hatte ich mir wie oben erwähnt vorher angesehen) und stellte fest, dass die angepeilten 3:20 zu schaffen sein müssten. Wenn ich nochmal auf die Zähne beiße.

„Honey, you have to look beautiful!“ – also, nochmal konzentration auf den Laufstil, die letzten Kilometer am See entlang und zum letzten VP der Strecke. Nochmal zwei Becher Wasser und – VERFLUCHT – nochmal ein Anstieg. Ja, ich hatte ihn auf dem Schirm, ja, er überrascht mich jedes Jahr wieder auf’s Neue und ja, er war definitiv mindestens 5 mal länger und steiler als die Jahre zuvor!!! Aber auch hier kam ich irgendwie halbwegs ordentlich hoch und was man hoch rennt darf man auch wieder runter rennen. Dass das nach über 40km auch nicht mehr unbedingt ein Spaß ist war mir bewusst, aber es ging „ok“. Meiner Atmung durfte aber niemand mehr zuhören (in einem Geburtsvorbereitungsatmungskurs aus US-Klischee-Filmen wäre ich bestens aufgehoben gewesen), aber oben angekommen versuchte ich einfach rollen zu lassen. In mir herrschte nur noch Erleichterung, denn ich wusste spätestens jetzt sicher, dass ich auch im Ziel ankomme. Den einen der Beiden, die mich viele Kilometer vorher eingesackt hatten und den ich die ganze Zeit im Blick behielt konnte ich nun widerum nochmal überholen und ich ließ einfach laufen, so gut es die Beine noch erlaubten. Raus aus dem letzten Wald, rauf auf die Straße, die wir vor über 3 Stunden entgegengesetzt am Start liefen und runter Richtung Ziel. Direkt am Eingang zum Zielkanal stand meine Gang, die Große rannte zu mir auf die Strecke und mit mir mit. Ich konnte ihr zwar nicht die Hand geben (sonst wäre ich wahrscheinlich auf die Schnauze geflogen), aber freute mich genauso wie sie, dass wir zusammen die Ziellinie überquerten!

Es war vollbracht. 3 Stunden 19 Minuten und 6 Sekunden. WOW!

Im Ziel war ich wie schon auf den letzten Kilometern eigentlich nur froh, dass es rum war. Ich hatte mein vorher gesetztes Ziel erreicht, aber die Freude darüber war in dem Moment einfach nicht da. Ich ließ mich von meiner Großen erst zur Medaille, dann ins Verpflegungszelt führen und war echt froh, dass sie dabei war. Reden konnte ich mit ihr nicht wirklich, aber mich an ihr festhalten 🙂 Die beiden anderen Kiddies kamen auch zu uns, ich nahm erstmal viel Flüssigkeit auf und mit – schließlich hatte ja jetzt fleißige Tragehände dabei – und setzte mich dann erstmal an den Rand vom Zelt. Ich war komplett im Arsch.

Irgendwann legte ich mich kurz hin, sodass andere Finisher sich schon sorgen machten ob alles gut ist, aber das war es schon so irgendwie. Die Kinder holten mir nach und nach auf meinen Wunsch einmal das komplette Buffet. Wassermelone war geil, Iso immer noch nicht. Aber zumindest ne andere Sorte und besser als das auf der Strecke. Die normalen Gummibärchen waren auch ganz ok, die Schlumpf-Gummibärchen hätte ich fast direkt ausgekotzt – blieben mehr für die Kinder 🙂 Kuchen wollte ich leider nicht mal, Banane dafür schon, musste ich mir aber mit meiner Kleinsten teilen 😉 Und immer wieder Getränke.

Am Ende hatte ich glaube ich elf Becher aufgetürmt und einmal das komplette Getränkebuffet samt Tee und Suppe intus. Ich hatte enorme Probleme wieder aufzustehen, rappelte mich dann aber doch irgendwann auf und torkelte mit den Kiddies aus dem Zelt raus. Chrissy wartete schon und wir suchten uns zusammen mit Hansi und Flo, der einen Lauf zum Brombachsee als Training für den Taubertal 100 eingestreut hatte und deren Familien etwas abseits ein Plätzchen in der Sonne. Die Anderen (Benni, Elli und Sven) haben wir leider im Getümmel nicht mehr getroffen. Es war herrlich, die Kinder spielten, ich lag nur rum und machte nichts. Als wir dann irgendwann gehen wollten musste ich kurz einen Abstecher machen und mir die (Nachziel-)Verpflegung nochmal durch den Kopf gehen lassen. Hinter dem Festzelt war nix los, zumindest war ich ungestört…

Auf dem Weg zum Auto hielt ich noch an der Medaillengravur – zum Glück hatte ich das vorher schon mitgebucht, sonst wäre ich nicht mehr hin. Von Freude war immer noch kaum eine Spur zu spüren, ich wollte eigentlich nur noch heim. Es ging aber ratz fatz und wir schlurften zum Auto. Auf der Heimfahrt musste ich dann nochmal meinen Mageninhalt zurück in die freie Wildbahn lassen. Dass mir das, während der Fahrt, mal passieren würde hätte ich nicht gedacht. Und wenn, dann nur unter Alkoholeinfluss… Tja, getäuscht. Noch ein „Highlight“ also direkt mit abgehakt und somit wohl wirklich alles mitgenommen, was man bei einem Marathondebut so mitnehmen kann 😉

Daheim verlief der Rest des Tages nur noch entspannt. Ich versuchte einfach so gut es ging zu regenerieren und die Reserven wieder aufzufüllen. Am Morgen danach waren 4kg runter, ich hatte also noch einiges vor 🙂

… die Tage danach, Rückblick / Ausblick:

Ma abgesehen von einer gewissen „Grundmüdigkeit“ war ich eigentlich relativ schnell wieder ziemlich fit. Beim berühmten Treppensteigen hatte ich kaum Probleme und auch so ging alles erstaunlich gut. Zwei Tage danach war ich schon wieder mit den Jungs auf dem Fußballplatz, ich hatte auch schnell Bock wieder die ersten Läufchen zu machen, „zwang“ mich aber zumindest drei Tage Pause einzulegen, erst am Donnerstag wieder zu laufen und dann nicht gleich zu übertreiben. Der erste Morgenlauf ging fast wieder normal, beim Laser-Run Training am Freitag lag der Fokus diesmal glücklicherweise auch auf dem Schießen, da es draußen regnete und man in einer Turnhalle nicht so wild rennen kann. Kurz sprinten schon, aber das ging sogar. Am Wochenende, genau eine Woche nach dem Marathon, war alles wie immer. Es freut mich sehr, dass der berühmte „Post-Marathon-Blues“ offensichtlich ausgeblieben ist.

Mittlerweile freue ich mich auch immer mehr über meine Leistung und das Ergebnis, das ich erreicht habe! Für das Debut ist das denke ich echt ordentlich. Ok, die Renneinteilung und die Verpflegungsstrategie sind, ähm … „ausbaufähig“ 🙂 Ersteres wusste ich schon während des Laufs (vielleicht sogar vorher, denn das Ziel „Negativer Split“ stand noch nie weit oben auf meiner Prioritätenliste), letzteres hätte ich mal öfter auf langen Läufen trainieren sollen. Egal, unterm Strich war es bombig und mittlerweile wird mir das auch mehr und mehr bewusst!

Und nun? Eines habe ich direkt nach dem Lauf und auch die Tage danach gesagt. Und es hat sich bisher auch nicht geändert: Ich habe (gerade) Null Ambitionen die Zeit zu verbessern. Die 3h 19 sind so weit weg vom nächsten Ziel das mich wirklich reizen würde (natürlich die Sub 3!), dass ich da ehrlicherweise, wenn überhaupt, so schnell nicht ran kommen werde und es auch nicht mit Gewalt darauf anlege. In naher Zukunft laufe ich erstmal den 5er in Schwabach und die 25 Minuten + X beim Lauf gegen Krebs, mal sehen was da geht. Gerne würde ich dann wahrscheinlich im nächsten Jahr die verpasste „offizielle“ Halbmarathonbestzeit nachholen – eventuell läuft mir da ja im Frühjahr ein netter Lauf über den Weg. Im Zweifel bietet sich natürlich Fehmarn an, aber dann reißt da mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit meine Siegesserie 😉

Die weiteren Gedanken die so für das erste Halbjahr 2020 herum schwirren wären der Frankenwegtrail, zwar als Marathon, aber der ist ja alles, nur nicht bestzeittauglich. Die Gerüchteküche sagt, dass auch der Outdoortag Plech vielleicht wieder stattfinden soll – auch darauf hätte ich richtig Bock – schauen wir mal was kommt. Und dann ist da ja auch noch der Laser-Run. Ich würde sehr gerne eine Phase richiges Bahn-Kurzstreckentraining einbauen um mich auf die 4*800m zu verbessern. Dazu brauche ich aber zuallererst mal einen Plan 🙂

Egal, das ist alles noch Zukunftsmusik! Mit etwas Abstand war der Marathon ein fantastisches Erlebnis, ich habe allen Widrigkeiten mehr oder weniger gut getrotzt, mein Ziel erreicht und weit über die Hälfte des Rennens richtig, richtig, Spaß gehabt!

2 Kommentare zu „Seenlandmarathon 2019

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