Verkackt. Gefühlt habe ich komplett verkackt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sowas bei ca. 1:28:30 auf 20km mal von mir gebe, aber ich bin erstmals mit einem Wettkampf nicht zufrieden.
*Rückspultaste*
Los ging der Wettkampftag eigentlich wie immer. Die Beine waren am Morgen irgendwie leicht schwer, allerdings war das nach 5 Minuten wach vergessen und somit wohl zu vernachlässigen. Das „Gesamtgefühl“ war gut, der Plan stand irgendwie auch fest: da der Jörg kurzfristig auf die 10km runter melden musste wollte ich so lange es vertretbar geht bei ihm dran bleiben (sein Ziel: vielleicht-Sub-40), dann die zweiten 10 so gut es geht durchziehen und je nachdem wie ich ins Ziel komme noch den HM voll machen, da dann eine „inoffizielle“ PB abfallen dürfte. In der Rückschau leicht größenwahnsinnig eine HM PB im vorbeigehen zu laufen, aber hey, wer’s nicht versucht, der wird’s auch nicht schaffen!
Wir machten uns diesmal wieder in voller Besetzung zum Dutzendteich auf, nachdem zuerst unklar war ob die Mädels überhaupt mitkommen würden. Vor Ort trafen wir wieder auf die vollzählige Laufgruppe: Geburtstagskind Alex (sein Bericht ist übrigens hier zu finden!), Jörg und Elli & Sven waren allesamt schon da. Nach einem kurzen „Hallo“ an unserem Stammplatz, umziehen, Pipipause und Warmlaufen ging es in die Startaufstellung.
Pünktlich und ohne Verzögerung ging es los, gefühlt irgendwie mit angezogener Handbremse auf den ersten Metern im Getümmel, vielleicht waren wir ne Idee zu weit hinten. Die ersten paar Kilometer war alles dufte, Jörg und ich fanden eine kleine Gruppe in der er sich mit der Zeit vorne, ich hinten einsortierten. Ich merkte ziemlich schnell, dass es keine allzu gute Idee wäre wenn ich versuche mitzuhalten, ich hatte ja die doppelte Distanz vor mir. Während der ersten Runde musste ich mich zusätzlich erst mal orientieren, da die Strecke aufgrund der Spielwarenmesse geändert werden musste. Persönlich fand ich die alte schöner, ums Stadion rum zog sich der Weg ganz schön!
Zum Ende der ersten Runde war dann schon eine kleine Lücke zur Gruppe, ich lief noch mit jemandem zusammen, der jedoch nach den 5km ausstieg. Häh? Das hatte mich verwirrt.
Durchgangszeit: ca. 20:20, hier war alles ok, eher nen Tick zu schnell. Gefühlt war es aber schon hier nicht mehr so optimal.
Durch die Lücke und das Wissen, dass ich Jörg nicht unterstützen werde können wie ich es eigentlich länger als 2km vor hatte schaltete mein Kopf irgendwie in einen Modus den ich so noch nicht kannte. Die KM Splits wurden kontinuierlich langsamer und fielen auf 4:25 für die nächsten 5km (21:40). Schlimmer als die Zeit (10km somit in ungefähr 42:00 – eigentlich auch noch voll ok!) war das Gefühl total einzubrechen. Ich war nicht in der Lage den Schalter wieder umzulegen. Hinzu kam noch, dass ich mich von der Hüfte abwärts nicht gut fühlte. Ich hatte keine Schmerzen aber so ein ständiges Gefühl mich zu etwas zwingen zu müssen. Einen Anti-Flow quasi. Ich lief gefühlt absolut unrund und bekam es nicht hin irgendwie Rhythmus rein zu bekommen. Noch dazu war ich zum Großteil allein unterwegs, was die Motivation nochmals schwieriger macht. Die Gedanken wurden schlecht und auch so ein Ausstieg nach der Dritten Runde wurde zu einer verlockenden Option. Entsprechend fielen die Splits in der zweiten Rennhälfte runter auf 4:30-4:35 mit zwei negativen Ausreißern auf 4:40 und einem auf 4:50. Uff. Ich quälte mich also über die Strecke und wurde noch von dem ein oder anderen Läufer einkassiert.
Die einzigen Highlights (und der entscheidende Grund „durchzusturen“) kamen von außen: jede Runde wurde ich von meiner Frau und dem aus dem Kinderwagen angefeuert. Es ist fantastisch wenn dir noch meterweit von hinten ein „PAPA“ hinterher gerufen wird 🙂 auch die offiziellen an der Strecke trugen ihren Teil dazu bei, Grüße besonders an den Streckenposten am Stadion!
Ich quälte mich also weiter Richtung Ziel wo kurz vorher nochmal meine Mädels warteten. „Hinten kommt noch einer!“ …Häh ich hatte doch kurz vorher geschaut?!… „Lauf jetzt!!“ Gnoa, ok, der Kopf spielte nochmal mit, ich zog ordentlich an, aber trotz 3:20er Pace schnappte er mich noch. Meh. Das passte zum ganzen Lauf, aber selber schuld. Den Zielsprint habe ich auf den 10km vorher verloren. Mit Recht. Laut Ergebnisliste war er dann eh netto 7 Sekunden vor mir und nicht die eine im Sprint.
Naja, nach dem Lauf warteten wir dann zusammen mit Elli (die eine PB lief – sauber!) auf Sven und Alex. Als ich meine Schuhe öffnete merkte ich dann wie das Blut wieder rein floss – vielleicht auch ein Faktor heute. Als alle da waren gingen wir wieder ins Gutmann, plauderten eine Runde, verputzten Alex Geburtstagskuchen und schauten uns noch die Siegerehrungen für den heutigen Lauf und die Cupwertung an.
Am Ende stand für mich also eine Zeit von 1:28:24 auf die 20km (Platz 6/21 in der AK M30, 19/78 der Männer und 22/116 Gesamt). In der gesamten Serie steht das Ergebnis bei 3:11:12 (Platz 4/10 in der AK M30, 12/43 der Männer und 13/63 Gesamt).
Ursachenforschung:
Am Tag danach bin ich immer noch leicht ratlos, warum alles so lief wie es lief. Das der Plan die 20km so durchzuballern etwas übertrieben war ist klar. Das der Einbruch so früh kam stört mich und lässt mich etwas ratlos zurück. In der Datenanalyse passt alles zusammen: irgendwas in mir schaltete einfach einen Gang runter – Tempo, Herzfrequenz, Watt, Schrittlänge(!), alles Rückläufig ab Runde 2.
Stand heute habe ich erstmal keinen Bock mehr auf „Langstrecke“, aber das legt sich garantiert wieder. Einen schlechten Tag hat jeder mal irgendwie, ich weiß nur gerade nicht warum er den Verlauf nahm den er dann nahm und wieso ich nicht gegensteuern konnte. Da ich überzeugt bin, dass viel „Kopfsache“ ist schiebe ich es gerade auf die Zielsetzung. Die ersten 10 mit Jörg mitgehen zu wollen war einfach dumm, wenn man 20 laufen will. Da dieses Ziel aber irgendwo im Kopf drin war war das Scheitern an diesem dennoch ein Downer. Folglich wurde ich langsamer, konnte die Gruppe nicht halten und wurde nach hinten „durchgereicht“. Auch nicht gut für den Kopf. Genauso wie die steigenden Zeiten pro Kilometer. Nächste Schwierigkeit war die viele Zeit die ich alleine unterwegs war. Es ist im Wettkampf echt nicht leicht für mich dann konstant (schnell) zu laufen.
Ich habe auch seit längerem Probleme im rechten hinteren Oberschenkel. Eigentlich nur nach längerem sitzen, nicht nach Belastung, heute merke ich aber, dass meine rechte Gräte deutlich belasteter ist als die Linke. Ob da vielleicht auch was versteckt ist, was ich bei kürzeren Läufen einfach nur nicht merke? Ich werde es mal beobachten, glaube aber dabei nicht an die Ursache.
Eine andere Vermutung ist die Energieversorgung. Da muss ich auch nochmal in mich gehen ob ich am Abend vorher/am Morgen irgendwas grundlegend anders gemacht habe als die letzten Läufe… spontan fällt mir nichts ein, aber wer weiß, das wäre irgendwie eine logische Erklärung.
Meine letzte Idee ist der Schlaf. In der Regel komme ich auf maximal 7 Stunden unter der Woche, eher 6. Meine Garmin meint zwar es wären viel mehr, aber ich glaube „am Sofa liegen und nicht bewegen“ ist noch nicht Schlafen im eigentlichen Sinne.
Was auch immer am Ende raus kommt: Ich hoffe ich lerne daraus, ähnlich wie ich es aus dem Langeoog-Lauf getan habe. Nach einer Nacht drüber schlafen bin ich hauptsächlich froh den Lauf trotzdem durchgezogen zu haben. So eine Laufserie will auch erstmal gefinisht werden! Über 3 Läufe in 3 Wintermonaten kann so viel passieren (Verletzung, Krankheit, …), sodass man da denke ich durchaus auch etwas stolz drauf sein kann! Und auch wenn der letzte Lauf nix war bietet er immer noch die Möglichkeit Dinge zu erkennen, die man beim nächsten mal einfach besser machen kann – Mind in Progress!
Update Tag +2:
Mittlerweile ist der Kopf wieder etwas klarer. Neben den schönen Bildern die mittlerweile eingetrudelt und eingebunden sind rücken die eher wenigen, aber positiven Gedanken die während des Laufs aufkamen un den Vordergrund. Die Aufgabe für die Zukunft wird sein die wieder als „Standard“ zu etablieren. Einen möchte ich aber besonders herausheben. Mitten in Runde 3 als so gar nichts ging kam irgendwann der Gedanke auf „Stell dich jetzt mal nicht so an, sei doch froh, dass du überhaupt hier rum rennen kannst!“. Dieser Gedanke wurde später bei den Siegerehrungen nochmal extrem bestätigt. Die Laufserie wird von Engelein e.V. unterstützt, einem Verein, der sich um Familien mit Krebskranken Kindern in der Region kümmert. Es wurden kurz zwei Fälle geschildert, die einem vor Augen führen wie gut es einem geht. Mit so einem Vergleich ist jede Pace irrelevant.
Noch zwei Eindrücke vom Lauf, um die Geschichte mit dem „unrund laufen“ etwas zu unterstreichen. Oh wei, oh wei…
1 Kommentar zu „Winterlaufserie Nürnberg – Lauf 3/3“