Laser-Run Weltmeisterschaft 2023: Bath

Eigentlich war das Jahr ja ursprünglich dazu gedacht einfach nur Spaß zu haben und einen geschmeidigen Aufbau für 2024 – das erste Jahr in der Altersklasse 40+ – hinzulegen.

Eigentlich hat das auch alles bisher sehr gut geklappt.

Eigentlich hat das auch in Bath sehr, sehr gut geklappt.

Eigentlich stimmt auch nur das Wörtchen „nur“ im ersten Satz nicht und ob das mit dem „geschmeidigen Aufbau für 2024“ stimmt weiß ich noch nicht.

Eigentlich ist mir das aber nach dem bisherigen 2023 aber auch vollkommen egal!

Waren die DM (speziell im Triathle) und die EM (speziell im Triathle und Laser-Run) schon krass, so setzte die Weltmeisterschaft in Bath dem Ganzen noch einmal – schon wieder! – die Krone auf!

Aber um einer Weltmeisterschaft würdig zu werden geht es natürlich(!) ganz, ganz, ganz am Anfang los. „Value for Money“, wie eine britische Zugbegleiterin zu sagen pflegte. Aber dazu später mehr 😉

 

Vorbereitungen

Indirekt bringt uns der Satz der Zugbegleiterin nämlich auch zum Start der ganzen Geschichte – nämlich der Reise. Bzw. erstmal der Planung ebendieser. Wir hatten nämlich von der WM 2022 in Lissabon noch Fluggutscheine der TAP… diese hatten 1 Jahr Gültigkeit und es wäre ja eigentlich eine Schande diese nach dem ganzen Hazzle im letzten Jahr einfach verfallen zu lassen. Andererseits hatten wir überhaupt keine Lust wieder den Ärger mit den Pistolen im Fluggepäck zu haben. Da Großbritannien dazu nicht den größten Reiz für den Sommer(!)urlaub auf uns ausstrahlte stand am Ende ein etwas wilder, aber, wie sich nach und nach herausstellte, durchaus schlüssiger Plan: Wir fahren mit dem Zug! 

Nürnberg -> Frankfurt, Frankfurt -> Brüssel. Eine Nacht Pause (Puffer einplanen für die Deutsche Bahn ;)). Am nächsten Tag mit dem Eurostar nach London und von dort mit der Bahn nach Bath. 

Kostenmäßig war das zum Zeitpunkt unserer Buchung mehr oder weniger gleich teuer wie ein Flug für 5 Personen + Transfer Flughafen – Bath. Zumindest, wenn man  von von den Kosten für die Übernachtung in Brüssel absieht. Außerdem war die ganze Nummer sowas von absolut problemlos zu buchen! Kudos an die App „TheTrainLine“! Heruntergeladen, Verbindung gesucht (bzw. zwei Verbindungen: Nürnberg -> Brüssel und Brüssel -> Bath), gefunden, geklickt, mit Apple Pay gezahlt. Fertig. Die Tickets waren sofort in der App, die Sitzplätze reserviert. Fantastisch! Wenn man weiß was man will dauert das keine 5 Minuten. Inklusive Installation der App 😉 

Nach den Wettkämpfen sollte es dann wieder nach London gehen, diesmal aber zum Flughafen Heathrow, mit der TAP nach Lissabon und nach einer Woche Urlaub zurück via München und der DB nach Hause. Die Züge hatten wir dafür noch nicht gebucht – wir wussten weder, ob wir den letzten Tag hauptsächlich in Bath oder in London verbringen wollten und bei dem Teil in Deutschland weiß man ja nie, welchen Zug man am Abend genau erwischt. Aber da das mit der Buchung ja vollkommen easy geht ist das auch kein Problem. 

Klang nach einem Plan, oder? 😀

Der wurde sogar noch besser, da sich mit der Zeit herausstellte, dass wir keine Pistolen im Flugzeug mitnehmen müssen! Yay! Tobi kam von seinem Urlaub in Norwegen nach Bath angereist und nahm von dort unseren Hinweg Retour – incl. der Pistolen. Dafür transportierten wir seine im Zug mit hin. Jackpot! Wenn alles so läuft wie geplant wird das die perfekte Reise!

 

Ein weiterer Plan sollte im Vorfeld auch noch geschmiedet werden: nämlich der der Teamorganisation, v.a. der Staffelzusammensetzung. Ich wurde wieder zum „Chef de Mission“ gekürt. Ein Job, den ich sehr gerne mache, der aber schon auch anstrengend ist, da man sich für alle irgendwie mit verantwortlich fühlt, auch wenn viele viel erfahrener sind und das eigentlich auch alleine hin bekommen. Die Planung war wieder mal gar nicht so einfach, denn es gab bis Meldeschluss (sogar darüber hinaus…) immer wieder An- und Abmeldungen und entsprechen um- und Neuplanungen. Am Ende wären theoretisch auch noch ein paar Staffeln mehr möglich gewesen als wir gemeldet haben, da aber nicht alle neben dem Einzel auch Staffel gemeldet hatten und auch die individuelle Reiseplanung nicht ganz so einfach war (GB ist nicht so wirklich günstig) und einige schon ihre Rückreise am Staffeltag geplant hatten ging nicht mehr alles zusammen. So fiel auch für mich persönlich die Staffel am Ende leider aus.

Um mal kurz auf’s Sportliche zu kommen: es gab auch einen dritten Teil der Vorbereitung: Sowas wie Training fand vor der WM auch noch statt 😉 Nicht wirklich groß koordiniert, dafür war die Zeit zwischen EM und WM auch zu knapp, aber ich wollte einerseits einfach in eine Regelmäßigkeit kommen, die mir im Prinzip seit dem abgeschlossenen Trainingsplan im Frühjahr nahezu komplett abging. Zusätzlich wollte ich in der letzten Zeit vor der WM auch wieder regelmäßig gezielte Tempoeinheiten rein bringen. Dazu kam das weiterhin regelmäßige, (fast) tägliche Schießen. Zumindest von der Seite war ich konstant im Training, wenn auch ohne Last. Aber immerhin. Es war unter dem Strich ok. Nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht. Es musste halt reichen 😉

In der Woche vor dem Wettkampf kamen die ersten Offiziellen Informationen rein geflattert. Sie waren einerseits verwirrend, andererseits auch fast ein wenig einschüchternd: Nahezu alle Altersklassen, abgesehen von den „Randaltersklassen“ hatten Vorläufe. So weit, so gut. Allerdings: Die Senioren m hatte sogar 3 (drei!) Vorläufe! In der Startliste standen allerdings gerade mal gut 20 Athleten … ich war definitiv zumindest mal verwirrt.

Mein einziges Ziel, sofern man sich bei einer WM überhaupt eines setzen kann/soll war das Erreichen des Finales, wie bei den Teilnahmen zuvor. Im Idealfall verbessere ich mich auch vom Ranking her wieder um einen Platz… aber wir wollen es mal nicht übertreiben 😉 Sollte sich das mit den drei Vorläufen aber bewahrheiten wäre allein das Erreichen des Finallaufs eine absolute Sensation! 

Meine erste Amtshandlung nach Veröffentlichung der Startliste war natürlich die Analyse der Möglichkeiten: Litauen fehlte schon mal in der Liste, wie letztes Jahr auch. Da die Jungs aber wieder bei den Junioren aufgeführt waren war klar, dass sie auch diesmal (wie auch schon bei der EM in Erding) bei den Senioren starten werden. Dazu kamen die Franzosen (zu fünft oder sechst), vier Briten und drei Monegassen. Die Franzosen kannte ich, die sind für uns fast alle genauso wie die Litauer unerreichbar. Bei den Monegassen ist nur einer stärker, die anderen beiden müssten wir alle drei schlagen. Bleiben die Briten im Kampf um Team Bronze. Ein kurze Ausflug auf die UIPM Athletenseite bestätigte meine Vermutung: das sind Fünfkämpfer, die einen Abstecher zum Laser-Run machen, wenn er schon vor der Haustür halt macht. Ob „voll“ oder als Vorbereitung auf die Fünfkampf-WM direkt im Anschluss? Keine Ahnung, das würde im Zweifel aber auch nichts zur Sache tun. Schade, schade, das war wie mit den Portugiesen in Lissabon ein Team zu viel für eine Medaille. Auch ohne Team waren noch einige Athleten dabei dich ich kannte und als stärker einschätzte.

Die Liste änderte sich dann im Laufe der Zeit noch ein paar Mal. Schlussendlich standen 51(!) Starter – sehr viel Asiaten von denen ich noch nie etwas gehört habe – im Startfeld. Insgesamt waren es dann auch 7 Nationen mit potentiellen Teams. Das Finale schrieb ich gedanklich schon mal ab –  Let’s have a good time! 😉

Für die Kids war die Situation etwas anders: Juli & Hannah waren ohne Vorlauf im Finale, Oli musste sich das Finale erst erarbeiten. Bei ihm war genau wie bei mir das Finale das Ziel. Bzw. eine Leistung, über die man sich nicht ärgern muss – bei der Konkurrenz kann es sein, dass selbst ein nahezu perfektes Rennen nicht für das Finale reicht. Egal. Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist! Erstmal geht es auf die Reise! 

Tag -1

Die Arbeit ist erledigt, die Koffer sind gepackt. Der Zug wartet und wir sind heiß!

Möööööp. Der erste Dämpfer kam schon vor der Abfahrt. Laut Bahn App hatte der von uns gebuchte ICE schon vor der Abfahrt so viel Verspätung, dass wir den Wechsel in Frankfurt gar nicht mehr schaffen würden. Ja geil, das geht ja gut los! 🤪 Am Bahnhof in Nürnberg fuhr aber 5min vorher ein anderer ICE, ebenfalls mit Stop in Frankfurt ab, den wir nach kurzer Rücksprache mit dem Bahnpersonal nehmen konnten. Kurz noch Sitzplätze geklickt, damit wir nicht mit Gepäck im Zug suchen müssen und rein in das Ding! Der Herr Schaffner hatte zwar nen scheiß Tag (oder einfach grundsätzlich scheiß Laune, wer weiß), aber davon ließen wir uns unsere Laune nicht verderben. Unterwegs haben wir die Bilder vom Unwetter am Abend vorher gesehen (zum Glück mussten wir nicht über FFM Südkreuz wechseln), aber das hatte anscheinend keinen Einfluss auf die Bahn, denn dieser ICE war pünktlich, der andere ICE nach Brüssel war pünktlich und wir kamen pünktlich wie angekündigt am frühen Nachmittag in Belgien an. Also nach DEM Start in den Tag hätte ich das nicht vermutet! 

Jetzt war eh alles safe, denn auf Züge im Ausland habe ich, warum auch immer, grundsätzlich vollstes Vertrauen. In den Eurostar, der am Folgetag auf uns wartete ganz besonders (ohne jemals mit einem Zug im Ausland gefahren zu sein… vielleicht auch gerade deswegen 😉 ). Aber erstmal hatten wir ja einen Nachmittag und eine Nacht in Brüssel. Wir checkten direkt nach Ankunft in das Hotel Meininger nahe unserer Bahnstation Bruxelles Midi ein. Clever geplant hatten wir sowohl die Ankunft, als auch die Weiterfahrt von diesem Bahnhof und das Hotel war vielleicht 400m entfernt. Das Hotel an und für sich war tip top, der Weg zur Unterkunft war aber eine Katastrophe. Also so rein von der Umgebung her war das alles, aber nicht einladend… Die Gegend um den Bahnhof war einfach absolut heruntergekommen. In Deutschland sind die Gegenden um Bahnhöfe herum schon eher nix, aber das hier war wirklich extrem. 

Naja, wir verbrachten hier ja nicht unseren Urlaub 🙂 Nachdem wir die Sachen ins Zimmer geworfen hatten machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt rein. Von Midi war die Fußgängerzone schnell zu erreichen. Erster Stop: „Happy Dick“! Nein, nicht was ihr denkt, ihr Ferkel! Wir hatten Kinder dabei!! 😉 Es war ein Café mit belgischen Waffeln, an dem die Kids nicht vorbei konnten. 

Der Weg führte uns weiter zum Manneken Pis – der berühmten pinkelnden Brunnenfigur. Neben der „Chocolateria Manneken Pis“ war auch die „Pilsbar Manneken“ direkt nebenan. Warum diese Lokalität nicht „Manneken PILS“ heißt ist einfach ein absolut unverständlicher Skandal!! Sämtliche Friseursalonnamensgeber:Innen Deutschlands, die das sehen fallen instant in Ohnmacht aufgrund dieser vergebenen Chance!!

Unser nächster Halt war dann das Schokoladenmuseum. Das war gar nicht schlecht, vor allem die „Nascherla“ wie wir in Franken zu sagen pflegen lockerten die trockene Theorie immer wieder etwas auf. Kurz vor Ende gab es dann noch ein Pralinen-Live-Making bei dem man am Ende eine probieren durfte. Jap, Schokolade können sie! Den Souvenirshop am Ausgang haben wir dann elegant ignoriert. 

Der letzte Punkt auf der nicht vorhandenen To-Do-Liste waren die belgischen Pommes. Die gab es für mich auf dem „Mini-Volksfest“, dass wir auf dem Weg zur Stadt gesehen haben und an dem wir am Rückweg einen Stop einlegen mussten. Die waren tatsächlich ziemlich gut, aber ob das schon belgischer Gold-Standard war weiß ich nicht. Würde ich aber wieder nehmen 🙂

Auf wem Weg zurück zum Hotel wurde dann noch gecheckt, ob es sich bei den überall klebenden Plakaten um Hass- und irgendwelche andere Botschaften handelt …

… aber es stellte sich nach kurzem Googeln heraus, dass das ein Künstler ist, der Städte mit den Zetteln zu pflastert und wohl hier in Brüssel damit begonnen hat. Find ich auch im Nachhinein  ziemlich gelungen, denn ich google selten irgendwas künstlerisches. Um nicht zu sagen nie 😉 Allerdings ist mir die Botschaft bis heute nicht klar geworden. Meine Aufmerksamkeit hat er aber auf sich gezogen!

Tag 0

Die Nacht im Hotel war gut, am nächsten Morgen entschieden wir uns auch hier zu frühstücken. Zeit hatten wir noch bis wir zum Bahnhof mussten, auch wenn wir früh zum Check-In wollten. Bei „Kids half price“ überlegten wir dann nicht mehr lange. Bevor wir uns irgendwas am Bahnhof zusammen suchten machten wir das hier entspannt. Der verfluchten Technik sei Dank war das Frühstück am Ende sogar gratis: Ein „no cash“-Hotel ist geil, vor allem für Gäste, wenn das Internet streikt und somit das Kartenterminal auch nicht geht 😉 Eine Rechnung wollten sie uns wohl nicht schicken (oder sie kommt noch nach ;))

Mit gefülltem Magen hieß es dann: nächster Stop: Bahnhof Bruxelles Midi – Einchecken zum Eurostar! Wir hatten uns kurz vorher informiert, was da auf einen zu kommt: Zum einen haben wir gesehen (und gelesen), dass Sicherheitskontrollen ähnlich wie am Flughafen sind. Außerdem verlässt man an dieser Stelle die EU. Der Eurostar ballert einmal Non-Stop von Brüssel nach London. Das könnte also bezogen auf die Laser-Pistolen mal wieder spannend werden! Eigentlich war unser Plan einfach so zu tun als wäre nichts, aber da wir in der Schlange zur Sicherheitskontrolle die großen Plakate mit den Bildern was man nicht im Zug haben darf und dem sinngemäßen Text: „Wer es trotzdem versucht wird auf der Stelle verhaftet“ sahen, entschlossen wir uns doch lieber dazu unsere „Ware“ anzukündigen. Der Frau vor der Kontrolle habe ich es kurz erklärt. Auf das „Should I show you?“ sagte sie „Yes“, aber als ich dazu ansetzte den Koffer zu öffnen sagte sie nur etwas laut und vehement „NOT HERE!“ 😉 Stattdessen wurde ich von einem Kollegen abgeholt und in ein Seitenzimmer gebracht. Hier wartete schon eine ganze Armada an Gaskartuschen, die herausgezogen wurden. Ich erklärte dem Sicherheitsmann was ich da dabei habe, dass es absolut ungefährlich ist und zeigte ihm wie so eine Laser-Pistole geht. Er war total entspannt, meinte es wäre gar kein Problem, er muss aber seinen Chef dazu holen. Wir plauderten bis dieser kam noch entspannt über den Unterschied Flug / Eurostar und ich erzählte welchen Stress wir letztes Jahr am Flughafen hatten. Das verstand er ja überhaupt nicht 😉 Sein Chef hatte kurz danach auch keinerlei Probleme, er musste nur abschließend noch die Polizei dazu holen, da die das letzte Wort hat. Der Cop hatte ebenfalls null Bedenken. Sie haben mich noch gebeten während der Fahrt die Pistole nicht auszupacken, da das bei den anderen Fahrgästen zu „leichter Panik“ führen könnte 😉 

Nach einem kurzen Foto der Pistole für den Sicherheitsmann konnte ich dann wieder einpacken und zur Passkontrolle gehen. Witzigerweise fiel mir im Nachhinein auf, dass ich immer nur einen Pistolenkoffer ausgepackt hatte und der Rest der Tasche nicht durch das Kontrollgerät gefahren wurde. Mit der Masche hätte ich eigentlich wer weiß was mit mir führen können!

Aber wir sind ja ehrliche Häute 😉 

Also. Ab zur Passkontrolle und in die „Zwischenwelt“ EU-GBR 🙂 Wie am Flughafen gab es hier einen Duty-Free Shop und einen Wartebereich. Die Eurostars werden jeweils einzeln getaktet – Check-In – Passkontrolle – Wartebereich – rein in den Zug, dann die nächste Gruppe. Grob stündlich fährt einer von Brüssel nach London und wenn alle so gefüllt sind wie unserer ist das eine echt krasse Geschichte. 

Die Fahrt im Zug war dann problemlos wie erwartet. Mit maximal gut 330km/h ballerten wir Richtung London und kaum dass wir uns versahen wurde es außen dunkel, danach wieder hell und wir waren auf der Britischen Insel. Krass. Raus aus dem Zug, auch hier durch eine Art „Kontrollbereich“, an dem aber niemand kontrollierte und erstmal orientieren. Das dauerte hier ein wenig, denn hier mussten wir uns wirklich erst mal zurechtfinden. Von London St. Pancras mussten wir mit der Underground nach Paddington, von wo aus unser Zug Richtung Bath starten sollte. Wir hatten gut Zeitpuffer, brauchten aber zuerst unser Ticket in Papierform. In der App hatten wir „nur“ einen Code, den wir zuerst in ein Bahnticket „wandeln“ mussten. Das erste Hindernis war den passenden Automaten zu finden 😉 Als wir den hatten klappte das mit dem Code ebenfalls ohne Probleme, aber wie kommen wir jetzt nach Paddington?! Erstmal nen Underground-Plan suchen und halbwegs orientieren … Garn icht so einfach bei gefühlt 6 U-Bahn Linien…  evtl. hier oder da… ja, hier lang. Was für ein Chaos, wenn man es nicht gewohnt ist! Am Ende landeten wir tatsächlich in der richtigen Bahn (da wir in die „Circle Line“ mussten, die – wie der Name schon sagt – im Kreis fährt, wäre die Richtung sogar egal gewesen), kamen in Paddington an und hatten auch hier gut Zeit uns erstmal was zu futtern zu suchen (Oli schwärmt heute noch von seinem Burrito!) und ein wenig herum zu laufen. Letzteres funktionierte mit unserem Gepäck eher schlecht, aber auch einfach nur da sitzen war ok.

Letzter Abschnitt der Reise: St. Pancras -> Bath. Diesmal ging die Orientierung grundsätzlich schnell – es war ein Sackbahnhof und es gab nur eine „Reihe“ an Abfahrtsgleise, ich würde mal schätzen 10 Stück. Aber anscheinend werden in GB die Abfahrtsgleise erst ungefähr 30min vor der eigentlichen Abfahrt auch angezeigt. Also hielten wir uns im Bereich vor dem Zugang zu den Gleisen auf. Um dann zu den Gleisen selbst und den Zügen zu kommen muss man sein Ticket wie in der U-Bahn einlesen lassen – vorher gehen die Schranken nicht auf. Die Trainline-App hatte schlussendlich recht mit der Ansage „Abfahrt voraussichtlich auf Gleis 2“. Warum das nicht längerfristig vorher am Gleis angezeigt wird? Keine Ahnung 🙂

Der letzte Zug war erreicht, nochmal chillen bis Bath. Einmal von London raus in den Westen des Landes. Alles klappte weiterhin wie am Schnürchen – bis zwei Stationen und nicht mal mehr 30min vor Bath. Es kam eine Durchsage: „Die Strecke nach Bath ist gesperrt. Wenn Sie nach XYZ wollen müssen Sie hier aussteigen. Sollten Sie nach Bath wollen bleiben Sie einfach sitzen, wir umfahren die gesperrte Stelle, kommen allerdings nicht durch Bath und können somit auch nicht anhalten. Nächster und letzter Stop: Bristol. Von dort fährt dann ein Zug zurück nach Bath.“

Öhm… Ok. Das war so nicht geplant. Kurz darauf kam die eingangs erwähnte Zugbegleiterin vorbei und sagte frühlich: „That’s cool isn’t it? You’re getting value for money here!“ Haha, sehr gut! Wir nahmen es mehr oder weniger gelassen, eine Alternative hatten wir ja eh nicht. Insgesamt nahmen das alle Leute im Zug so genauso entspannt auf … es blieb ihnen ja auch nix übrig. Auf der Weiterfahrt wurde dann durchgesagt, dass wir einfach in den Zug am Nebengleis sollen, der steuert Bath an. Alles entspannt also? Nee nicht ganz. In Bristol angekommen stand schon ein Zug am Nebengleis. Der war aber komplett dunkel, leer und alle Türen waren zu. Wir standen also ein bisschen fragend in der Gegend herum – wie die meisten anderen in unserem Zug auch.. Nur die Leute, die bei uns im Abteil saßen meinten, Gleis 11 (ein Bahnsteig weiter) müsste der Richtige sein und machten sich auf den Weg da hin. Wir waren immer noch etwas unentschlossen und schaut ein wenig doof vor uns hin, da kamen sie schon wieder zurück und winkten uns zu -> sie haben gefragt und Gleis 11 passt. Das war mal nett, oder? Also schnappten wir unser Gepäck, suchten einen Platz, wo wir zu fünft mit unserem Gepäck noch in den Zug rein konnten und warteten auf die Abfahrt. Die verzögerte sich lt. Zugdurchsage ein paar mal –  wie beim Flughafen gab es eine Abfahrreihenfolge und Bristol war wohl aufgrund der Sperre ziemlich überlastet. Es wurde auch durchgesagt, dass es ein Reclaim-Formular auf der Bahnseite gibt, wo man schon für wenige Minuten einen Teil der Kosten der Fahrt erstattet bekommt. Die Seite habe ich bis wir los fuhren schon mal ins Telefon geklopft … für später. Im Moment hatte ich einerseits keine Lust, andererseits war ja noch gar nicht klar, wie lange sich unsere Fahrt schlussendlich verzögert. Gefühlt dauerte eine ganze Weile bis der Zug endlich abfuhr – wirklich lange war es am Ende aber gar nicht. Am Zielbahnhof in Bath waren wir knapp eine Stunde später als ursprünglich geplant. Für diesen Umweg war das eigentlich auch noch halbwegs ok würde ich sagen! 

Raus aus dem Zug, raus aus dem Bahnhof – schon erwartete uns Bath in seiner vollen Pracht, incl. Werbung in den Straßen für die anstehende WM. Unser Fußweg war vielleicht 500m bis zu unserer perfekt gelegenen Wohnung: nicht weit vom Bahnhof weg, direkt an einem Park und über einem veganen Café gelegen. Und in direkter Nähe zum Bus, der zur Universität von Bath, dem Wettkampfgelände, fährt. Im Café holten wir den Schlüssel zur Wohnung, brachten unsere Sachen rein und waren endlich angekommen.

Der Ausblick aus dem Fenster während man morgens am Klo sitzt. 13 von 10 Sternen!

Was für ein Trip! Es lief am Ende eigentlich alles erstaunlich problemlos – mal abgesehen vom letzten Stückchen. Trotzdem ist man nach zwei Tagen Anreise einfach mal komplett durch!

Der Tag war aber noch nicht vorbei, denn es war ja im Prinzip „Day 0“ der WM: also hieß es kurz nach der Ankunft: ab zur Uni, Akkreditierungen holen, Pistolentest absolvieren und die Akkreditierungen an die anderen Teammitglieder die schon da sind verteilen. Der Bus fuhr wie gesagt ziemlich direkt vor der Haustür ab, ca. alle 20 Minuten. Da wir noch keine Akkreditierung hatten mussten wir die Busfahrt bezahlen: 2 GBP pro Erwachsenem, 1 GBP pro Kind. Das waren aber gut investierte 7 Pfund, denn der Weg zur Uni geht 75% ordentlich bergauf und zieht sich insgesamt geschätzt locker 40min zu Fuß. Eher mehr. Außerdem haben Kids IMMER bock auf Doppeldeckerbus fahren – etwas Sightseeing inklusive 🙂

Das Abholen der Akkreditierungen war schnell erledigt. Es fehlte zwar meine „Coaching“-Akkreditierung (ich hatte nur eine für Athleten), aber das sollte ich dann beim Technical Meeting später am Abend klären. Danach ging es zum Test der Pistolen. Die Warteschlange war kurz, ich nutzte die Gelegenheit aber trotzdem gleich um kurz zu den Ecoaims Kollegen zu gehen. Ich hatte eine Pistole, die ich reparieren wollte, es aber nicht hin bekommen hatte dabei und wollte diese schnell abgeben. Einen kurzen Plausch später war ich wieder zurück, der Test schon in vollem Gange und wenig später die kompletten Pistolen vom Team Katzwang durch gecheckt. Wir schauten uns noch kurz auf dem Gelände um, da der eigentliche Wettkampfbereich aber abgesperrt war, sahen wir noch nicht allzu viel. 

Da wir (auch wenn es auf den Bildern nicht so aussieht) so früh dran waren entschlossen wir uns wieder runter in den Ort zu fahren um noch kurz einzukaufen / auszupacken und zu duschen. Netterweise ließ uns der Busfahrer schon kostenlos mit fahren, auch wenn die Akkreditierungen eigentlich erst ab dem Folgetag als Fahrkarten gelten sollten. 🙂 

Nicht lange nachdem wir unten waren kam mit Tobi unser erster Mitbewohner an – direkt von seinem Urlaub aus Norwegen. 2/3 des Seniorenteams waren schon am Start, Benni (mit Daniela und Thomas) noch unterwegs, irgendwo zwischen Flughafen Stansted und Bath. Wir richteten uns erstmal alle in der Wohnung ein und trafen uns in der großen Küche, die sich noch vor dem Wohnzimmer zum Hauptaufenthaltsort herauskristallisieren sollte. Um 19:30Uhr rief dann noch das Technical Meeting, der letzte offizielle Programmpunkt des Tages. Die Mädels wollten nicht nochmal mit zur Uni, Oli schon und auch Tobi kam mit. Es ist eh immer gut, wenn ein paar mehr Augen und Ohren dabei sind und er wollte sich auch schon mal direkt vor Ort umschauen. Wieder konnten wir umsonst mit dem Bus fahren, Tobi bekam auch einen ersten Eindruck von der Fahrstrecke und kurz darauf auch vom äußeren Bereich der Uni. Man sah beim Meeting wieder einige, mittlerweile bekannte Gesichter. 

Streckenskizze; Start links unten. Die 600m Runde beginnt wie die 300m Runde und biegt dann auf dem Rasen rechts weg.

Inhaltlich gab es nicht sooo viel Neues, aber was neu war hatte es dann schon in sich. Die kritischste Meldung war: maximal 20 Personen in einem Lauf. Diesmal also nochmal weniger Plätze im Finale als letztes Jahr. Uiuiui! So waren mir auch die drei Vorläufe im Zeitplan klar. Bei 3 direkt qualifizierten Läufern je Lauf kamen also bei uns Senioren zusätzlich noch die 11 Schnellsten weiter… Uiuiui!! 

Aber kurz darauf eine „kleine Entwarnung“: es gibt in keiner Altersklasse drei Vorläufe. Also hatten doch einige noch ihren Start absagen müssen. Später erfuhr ich, dass einige asiatische Teilnehmer Visaprobleme hatten (Bangladesch, Pakistan, …) Warum? Kein Plan. Eigentlich dachte ich gerade in GB wäre das problemlos mit der Einreise… 

Die restlichen Infos waren bereits vorher umfassend kommuniziert worden und beinhalteten eigentlich alles Wesentliche, sodass das Meeting nicht mal 30min dauerte. Im Anschluss wollte ich noch kurz das Thema der Akkreditierung klären… klappte aber nicht. Sowohl das Event-Orga Team, als auch Bill (diesmal als Laser-Run Wettbewerbsleiter als höchster Verantwortlicher vor Ort) meinten ich soll mir mal noch eine geben lassen, damit ich zum Einen ins Gelände komme und vor allem auch in den Aufwärmbereich … aber es war niemand mehr an der Akkreditierung 🙂 Also Planänderung: neuer Versuch am nächsten Morgen. Nach einem kurzen, netten Gespräch mit Bill wurde ich nochmal ein paar Akkreditierungen los, bevor es wieder in den Bus ging – leider mit dem nächsten „kleinen“ Problem: der Busfahrer jetzt wollte uns nicht mehr kostenlos befördern. „Gratis erst ab morgen!“ Ich glaube, das war ein heimlicher Deutscher 😉

Egal, die Abfahrt bei Dunkelheit mit dem Blick auf die Stadt war die paar Pfund schon auch wert. Unten angekommen war der Tag geschafft. Fast zumindest. Die letzten Infos verschickte ich noch an die Gruppe, das „Beschwerdeformular“ der britischen Bahn habe ich noch ausgefüllt (75% Erstattung bei Verspätungen bis 60 Minuten?! Da muss man das zumindest versuchen!) und der Rest unserer Truppe kam ja auch noch an! Dann war der Tag aber wirklich geschafft. Zum Glück hatte ich am folgenden Tag „nur“ das Coaching als Aufgabe: Tag 1 war für die Frauen, Tag 2 dann für die Männer und der dritte Tag erst für die Parawettbewerbe, dann die Mixed-Staffeln. Phew!

Tag 1

Die Nacht war nicht wirklich lang. Los ging es also mit den Frauen und (fast) direkt am Anfang mit unseren Mädels. Vorher war nur die U13 und U15 mit ihren Vorläufen dran. In der U9 gab es dann im ersten Finale mit Juli nur 5 Teilnehmerinnen, aber dennoch würde nix nach vorne gehen, da ein Jahr in dem Alter ein so enormer Unterschied ist… das kann man sich nicht vorstellen. Dafür war es in Finale, eine sichere Top 5 Platzierung und das bleibt am Ende eh so stehen. Was will man mehr? 🙂 Auch für Hanni hieß es im Anschluss Finale – voll gepackt mit exakt 20 Starterinnen! 

Wir wollten ein gutes Stück vor dem ersten Lauf oben sein – umschauen, zurecht finden, meine Akkreditierung klären, Startnummern holen, Aufwärmen – genug zu tun in (vielleicht) recht kurzer Zeit. Das Frühstück war schon vorbereitet als ich runter kam, es wurde also doch noch halbwegs entspannt 🙂 Nach der mittlerweile gewohnten Busfahrt war mein erster Stop am Gelände die Akkreditierung, während die anderen bereits auf das Gelände gingen. Der Aufenthalt dort war für mich aber relativ kurz: ich brauche keine, ich soll sagen dass ich Coach bin, dann passt das schon! Spoiler vorneweg: Es war ihnen tatsächlich vollkommen egal, ob man ein Athleten oder Coach oder „Team Member“ (Variante drei der Akkreditierung) Schildchen umhängen hatte: man kam immer durch. Nur Zuschauer durften nicht durch das Tor Richtung Aufwärmplatz und Call-Room. 

Dennoch war es zumindest anfangs etwas „überplant“, was dann am Eingang um’s Eck los war. Der Securitymann machte seinen Job nämlich so gut, dass sich eine riesige Menschentraube vor dem Tor bildete, da er die Leute nur einzeln Richtung Startnummernausgabe durch lies, damit sich dort keine Schlange bildete. Da das immer kritischer mit der Uhrzeit wurde (die ersten Starts standen kurz später auf dem Plan), durften dann irgendwann einfach alle rein. Das wurde auch an den Folgetagen so gehandhabt: Wer durfte, durfte rein, innen sortiert sich dann schon alles. 

Im Innenbereich mussten wir uns dann erstmal wieder neu sortieren: Nummern holen war klar. Dann direkt die Nummern ran an die Shirts und ab zur Streckenbegehung! Das war täglich nur zwischen 8:00Uhr und 8:30Uhr möglich und es schadet sicher nichts, die Strecke mal ab zu gehen. Man ging von Offiziellen begleitet in kleinen Gruppen über die Strecke – auch ein interessanter Ansatz 😉 Im Anschluss ging es direkt auf den Aufwärmplatz. Dort haben wir uns zwei freie Schießstände geschnappt (um die Zeit war das noch problemlos möglich, später mussten man ihn sich schon halb erkämpfen) und spulten ein kleines Aufwärmen ab. Kurz danach hieß es dann: der Call-Room wartet! 

Weg in den „abgesperrten“ Bereich für die Teams. Links: Call-Rooms/Laufstrecke, geradeaus: Trainingsplatz „Astro-Pitch“

Der prinzipielle Ablauf war für alle Läufe so: 30min vor Start (bzw. wenn der vor-vorherige Lauf los geht) geht man in den ersten Call-Room. Das ist sozusagen eine „Anwesenheitskontrolle“ (die zweite nach dem Abholen der Nummer, also: ob auch alle da sind). Dort packt man dann sein ganzes Zeug, dass man dabei hat und nicht zum Lauf an sich braucht in eine Box. Die bekommt man nach dem Lauf dann wieder. Ist der Lauf vor einem dran geht es in den „Call-Room 2“. Im Prinzip ist das ein anderer Teil im gleichen Raum (bzw. der gleichen Halle ;)), aber als direkter Warm-Up Bereich vor dem Start gedacht und mit Live-Stream des aktuellen Laufs. Zeitgleich kam dann immer der nächste Lauf in den Call-Room 1. Ein guter Ablauf, wenn man ihn mal verinnerlicht hat. 

Ca. 30min vor Start sollte man also in den ersten Wartebereich. Ab da war man dann mit den Anderen im Lauf alleine. Die größte Aufgabe bestand vorher darin aus meinem auch nur theoretisch vorhandenen Wissen zu erklären, wie der Ablauf sein wird. Mit 7 Jahren 30min bei „Wildfremden“, die man noch dazu nicht versteht zu bleiben ist schon krass! Aber die Frau am Call-Room 1, die den Anwesenheitscheck gemacht hat stellte sich nach und nach als Volunteer der Veranstaltung heraus. Die hat das mit allen Kindern so gut gemacht, da ging das auch für die Kleinsten klar. Ich blieb vor der Tür zum Call-Room in der Coaching Zone stehen und beobachtete ein bisschen was innen vor sich ging, blieb mit bei Hannah, die im folgenden Lauf dran war und schaute parallel den U13/U15 Vorläufen zu. Die Qualität war schon krass und das zeigte sich auch später in „unseren“ beiden Läufen.

Wie erwartet war in der U9 absolut nichts zu holen. Aber überrundet wurde Juli nicht. Den Lauf hat sie richtig gut zu Ende gelaufen und es gab eine (für uns Zuschauer) komplette Runde auf der großen LED-Wand zu bestaunen. Das war schon cool, die Kleine auf der großen Wand rum flitzen zu sehen! Die Erfahrung nimmt ihr niemand mehr, mal schauen, wann sie das auch so wertschätzen kann!

Im folgenden Lauf der U11 lief es rein vom Ergebnis her genauso. Die Schießleistung war – v.a. im ersten Schießen – richtig gut, das Laufen auch, aber die Konkurrenz einfach unfassbar stark! So kamen Elisabeth als zweite deutsche Starterin und Hannah auf den letzten beiden Plätzen ins Ziel.  Das Ergebnis ist aber vollkommen zweitranging. Spaß hat es gemacht, die Erfahrung nimmt auch den beiden niemand mehr und die Konkurrenz ist wie gesagt einfach unfassbar gut.

Im Prinzip war es das schon für uns, aber die älteren Deutschen Mädchen und Frauen hatten noch einiges im Köcher! Neben unserer jüngsten Athletin war auch die älteste Teilnehmerin der ganzen WM vom Team Deutschland! Als einzige Starterin holte sie in der AK 70+ natürlich Gold. Am Ende des Tages waren wir sogar führend im Medaillenspiegel mit 4 Einzeltiteln! Wer hätte das gedacht?!

Alles habe ich aber gar nicht live mitbekommen. zum einen bot das Gelände einiges an Beschäftigungsmöglichkeiten (die „Family Fun Halle“ machte den Kids richtig Spaß) und auch die Foodtrucks und der Souvenirshop wurden von uns geplündert. Außerdem nutzten wir den Tag nachdem wir so früh mit dem persönlichen Programm durch waren, um etwas Touri-Programm zu absolvieren. Wir sind mit dem Bus in die Stadt und drehten dann eine Runde mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus um Bath. Das war cool, da man einmal einen schönen Eindruck der Stadt bekam, zum anderen einfach mal sitzen und ausruhen konnte. 

Später am Nachmittag fuhren wir aber schon nochmal zur Uni – einerseits um die letzten Finals zu sehen, andererseits stand noch die offizielle Opening Ceremony mit dem Einlauf der teilnehmenden Länder an. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen! Leider verzögerte sich alles ganz schön… am Ende so lange bis das „typische britische Nieselregenwetter“ endlich kam – von dem wir am ganzen Wochenende erstaunlich wenig hatten! Naja. Wie oben schon erwähnt hatten wir die einzige Starterin in der 70+ (auch kein Mann startete in der AK), sowie die Jüngste (alle anderen in der U9 waren Jahrgang 2015), sodass ich die beiden zu den gemeinsamen Fahnenträgerinnen ernannte! Ich glaube zwar, dass das am Ende auch niemand gemerkt hat, aber ich fand das super schön und ich weiß zumindest von einer der beiden, dass sie sich sehr darüber gefreut hat die Fahne tragen zu dürfen 🙂

Danach hieß es ein letztes Mal für den Tag: runter den Berg, ab in die Wohnung und entspannen! Der nächste Tag wird lange…!

Tag 2

Wie am ersten Tag war der Morgen eng getaktet. Aufstehen, Frühstücken, Tasche schnappen und los! Diesmal waren wir mit Oli wieder in einem der ersten Läufe dran: er hatte ein Semifinale, vor ihm war nur die U11 dran. Rennbeginn war auch irgendwann so um halb 10. Also: Call-Room um 9, davor Nummern holen, umziehen, Warum-Up usw. Also wollten wir eigentlich wie am Tag vorher, möglichst ungefähr um 8:00 Uhr zur Streckenbegehung oben sein. Als wir um ca. 7:45Uhr an der Bushaltestelle waren kam der Schock: erster Bus laut Anzeige: Abfahrt 8:50Uhr. 8:45?? WTF?? 

Hieß es nicht, die Busse werden zur WM enger getaktet?? Na anscheinend nicht am Sonntag… Wow und nun? … Erstmal waren wir etwas planlos… Der erste Weg führte uns die Straße ein kleines Stück zurück zum Hotel gegenüber unserer Wohnung – mal da fragen, vielleicht kennen sie sich aus. So wirklich taten sie das auch nicht, sie schickten uns zum Bahnhof, denn da fahren alle Busse los und wir hätten die beste Chance. Da stand aber auch nichts (außer eine Abfahrtszeit ein paar Minuten früher), dafür waren hier ein paar Südafrikaner. Sie sagten: alle fahren hier gerade Taxi oder Uber, da es wohl keine andere Möglichkeit gibt außer zu laufen. Ihr Uber kommt auch jeden Moment. Na dann… machen wir das auch so 😉 Schnell die Uber-App geladen, währenddessen kam ihr Auto. Spontan fragten wir, ob sie zumindest Oli schon mal mitnehmen könnten – er musste ja auf jeden Fall als erster hoch. Nicht unbedingt um seinen Start zu erwischen, aber die Vorbereitung zieht sich ja und prinzipiell schafft er das auch alleine. Wer weiß, wie lange das mit der App und einem Auto für uns dann noch dauert… Da sie noch einen Platz frei hatten nahmen sie ihn gerne mit.

Zu unserer Überraschung klappte das mit dem Uber sowas von problemlos! Von Beginn des Downloads bis zur Ankunft des Autos waren keine 10min vergangen. Inkl. Einrichtung und dem ganzen Klimm-Bimm. Nicht schlecht! Im Nachhinein betrachtet war es doppelt gut, dass Oli schon im Auto vorher war: wir waren ja so immer noch zu viert und haben das Auto somit komplett gefüllt. Im Endeffekt waren wir nur wenige Minuten nach ihm da. Oli stand mit Jonathan und Konstantin, die ebenfalls in seiner Altersklasse starteten an der Startnummernausgabe als wir ankamen. Das war ganz schön unnötiger Stress am frühen Morgen, aber wir hatten noch genug Zeit. Wie am Vortag also: Streckenbegehung, umziehen, Nummer ran und ab zum Aufwärmplatz! Wieder eine Runde Warm-Up und dann rüber Richtung Call-Room. Konstantin war im ersten Semifinale dran, Jonathan und Oli dann im Zweiten direkt danach. Für mich hieß es wieder: warten in der coaching-Zone vor dem Call-Room.

Konstantin erwischte keinen guten Tag und war letzter seines Vorlaufs und somit ausgeschieden. Im Lauf danach hatte Oli ebenfalls keinen wirklich guten Tag am Schießstand. Schon beim Warm-Up lief es irgendwie nicht gut. Eigentlich ist das bei ihm normal, aber diesmal war es gefühlt anders. Er hing irgendwo im Mittelfeld und ich hatte gar keinen Plan wie er hochgerechnet platziert war. Als er auf die dritte und letzte Runde ging feuerte ich ihn nochmal an. Beim Zieleinlauf meinte ich, dass seine Zeit reichen müsste, war mir aber nicht ganz sicher. Im eigenen Lauf war er auch nur auf Platz 11. Schlussendlich reichte es aber hauchdünn als 20. und somit letzter für den Finaleinzug. Uiuiui! Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss heißt es ja, aber so spannend hätte er es dann doch nicht unbedingt machen müssen 😉

Da Jonathan nach ihm ins Ziel kam war leider auch für ihn die WM im Einzel hier zu Ende.

Jetzt hatten wir erstmal Pause. Benni, Tobi und ich waren mit den Senioren Semifinals erst um ca. 13Uhr dran – so hatten wir noch gut Zeit die anderen Läufe zu schauen, noch etwas zu relaxen und uns in aller Ruhe auf unseren Lauf vorzubereiten. Schlussendlich waren wir 30 Starter in beiden Seniorläufen in der Startliste – das Ziel war also 10, ein Drittel…, hinter mir zu lassen um ins Finale zu kommen. Das wird unfassbar eng, auf meiner imaginären Liste hatte ich von den mir bekannten vielleicht 6 hinter mir einsortiert… 

Das Warm-Up lief eigentlich ganz ok. Wir machten uns danach alle zusammen Richtung Call-Room auf. Benni und ich waren erst im zweiten Halbfinale dran, Tobi bereits im Ersten. Aber wir hatten auch nicht wirklich Lust auf mehr Warm-Up, wir wollten, dass es endlich los geht – auch wenn Warten die vielleicht schlechteste Art ist, um Zeit schnell vergehen zu lassen… Stattdessen schauten wir vor dem Call-Room schon mal die U19 an. Auf einem der ersten Schießstände war ein Starter aus Ägypten, der eigentlich locker mit vergleichsweise großem Abstand als erster vom Schießen raus gegangen wäre. Er hat seine Pistole aber so aufreizend langsam abgelegt und trabte mehr aus dem Schießstand als er rannte, dass der Abstand doch nicht sooo groß war. In der Kurve direkt nach dem Schießstand bekam er von seinem Trainer außen noch etwas zugerufen (er drehte sich halb um, um es zu hören) und wurde danach nochmal etwas langsamer. Am Ende kam er natürlich trotzdem total locker ins Finale. So krass habe ich bisher noch niemanden taktieren sehen.

Danach rutschte die Meute in dem ersten Call-Room eins weiter und Call-Room 1 war für uns frei. Ich muss sagen: es war schon nett, dass ich nicht allein drin war. Auch wenn es der Situation vielleicht nicht wirklich „angemessen“ war alberten Benni und ich ein wenig herum, während der Großteil des sonstigen Feldes eeetwas angespannter war als wir 🙂 Übersprungshandlung und so 😉 Wirklich viel Erinnerung an die Zeit in Call-Room 1 habe ich nicht mehr. Spannend war nur, dass der Teilnehmer aus China erst auf den letzten Drücker kam und der aus Sierra Leone (wie sein Teamkollege aus dem ersten Lauf) gar nicht da war. Das erhöhte die theoretische Chance auf das Finale schon mal. Yeah! 😉

Das hing zwar woanders, trifft den Nagel aber auf den Kopf!

Die Zeit im Call-Room 2 bestand dann eigentlich hauptsächlich darin, den Lauf von Tobi über die große Scheibenfront / die Videoleinwand / den TV im Raum zu verfolgen. Er war nach der ersten Laufrunde an drittletzter Position. Krass. Das machte mir für den eigenen Lauf schon etwas Bammel. Beim Schießen lief es bei ihm auch nicht 100% rund, aber mit der Zeit konnte er sich noch etwas verbessern. Am Ende liefen es die Favoriten locker heim. Die drei Litauer „hahnerten“ zusammen Hand-in-Hand ins Ziel, was den vierten Teamkollegen, der in unserem Lauf war freute 🙂 Tobi kam als 10. ins Ziel mit einer Zeit von ungefähr 12min. Da auf dem Screen nur der Abstand zur Siegerzeit angezeigt wurde musste ich rechnen und war mir damit nicht ganz sicher. Am Ende war es für mich aber auch egal – wie immer im Sport steht und fällt alles mit der eigenen Leistung.

Als alle schlussendlich im Ziel waren ging es auch für uns los. Wenn man aus dem Call-Room auf die Strecke geht hat man noch genau 5 Schuss auf das Wettkampfziel, bevor man zum Start muss. Das ist quasi nichts, vor Allem, da die Ziele im Wettkampf von einer anderen Marke als die im Warm-Up Bereich sind, was wiederum die ganze Optik anders wirken lässt. Das ist definitiv nicht ohne und einige Sportler hatten den ganzen Tag über teils große Probleme am Schießstand. Zum Glück traf ich 4 der 5 Schuss, was mir ein gutes Gefühl mit gab. In einer Mischung aus konzentriert, angespannt und locker gleichzeitig ging es zur Startlinie:

Kurz darauf war es dann auch soweit und das Rennen ging los: bewusst ballerte ich nicht vorne mit rein- warum auch? Mit dem Ausgang vorne hätte ich definitiv nichts zu tun. Ich sortierte mich hinten in der großen Gruppe ein, bei der ich bis zum Ende der Laufrunde auch bleiben konnte. 

Quelle: UIPM World Pentathlon / Filip Komorous

Quelle: UIPM World Pentathlon / Filip Komorous

Die Laufstrecke hatte ich noch gar nicht erwähnt: vom Start aus läuft man die Laufbahngerade, vorbei am Schießstand. An dessen Ende, kurz vor der Eckfahren biegt man links auf den Rasen ab, ungefähr 3/4 der kurzen Seite, dann gibt es wieder einen links Knick – schräg zurück zur Seitenlinie am Schießstand. Ungefähr auf höhe der Mittellinie kam dann eine Rechtskurve um den Platz zu überqueren. An der anderen Seite ging es nochmal rechts weit, an der gegenüberliegenden Seitenlinie entlang. Man verlässt hier den Rasen wieder auf die Laufbahn, macht eine 180 Grad Kurve (keine Wende, man läuft in einem Bogen) um dann auf den Außenbahnen (7&8) die Gerade und die Kurve zurück zum Start zu laufen. Klingt kompliziert? Wird mit Bild (siehe oben) vielleicht klarer (am Ende war es gar nicht schwer und so gut mit Hütchen ausgelegt, dass man sich nicht verlaufen konnte)

Klar, nach vorne wurde der Abstand auf der Runde schon immer größer, aber es war noch alles mehr als ok. Das Schießen lief ebenfalls zufriedenstellend. Ich kam gut mit den anderen raus, habe vielleicht sogar den ein oder anderen Platz gut gemacht. Wieder lief ich nahe an einer Gruppe, die mich durch die Runde zog, aber nach vorne hin schon deutlich zerstückelt war. Das Spiel wiederholte sich so Runde für Runde. Im „Fernduell“ hatte ich über die Zeit einen Portugiesen und einen Asiaten, der neben mit am Schießstand stand. Ich meine er war von den Philippinen, auf seinem bunten Trikot habe ich das leider nicht erkannt. Letzterer lief mir aber viel zu schnell, sodass ich mich nur immer grob orientieren konnte, wie weit er schon beim Schießen war, wenn ich selbst zum Schießen kam. Der Portugiese dagegen war grundsätzlich eher meine Kragenweite. Das Rennen entwickelte sich so, dass ich auf der letzten Runde relativ knapp hinter ihm raus kam. Nach der Wiese war ich an ihm dran, wir liefen vorne auf einen Briten auf und wurden von hinten von einem Franzosen überholt. Ich versuchte am Franzosen dran zu bleiben als er an mir vorbei ging und in diesem Zug ebenfalls an dem Portugiesen vorbei zu gehen, das klappte aber nicht. Ich lief bereits am Limit, es war aber ein kleiner Tick zu wenig. Der Brite vorne blickte sich immer wieder um und hatte die Gruppe im Griff. Am Ende liefen wir in wenigen Sekunden nacheinander ein: Der Brite knapp vor dem Franzosen, der knapp vor dem Portugiesen und dann ich. Verflucht. Auch wenn ich mit dem Lauf an sich grundsätzlich sehr zufrieden war, waren das vielleicht ein paar viele Plätze, die direkt vor meiner Nase ins Ziel gelaufen sind… Ich blickte direkt zur Videowand hoch: Platz 11… Verdammt. Aber: Ungefähr 11:44min. Meiner Überschlagsrechnung nach war das genug für das Finale und ich bekam auch kurz danach von oben (also der Tribüne ;)) den Daumen hoch. „Finale?“ „JA!“. Geil! Direkt nachgefragt „Heißt Tobi ist raus, oder?“ – „Ja.“. Uiuiui! Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet! 

Da jetzt erstmal kurz Pause war hatten wir eeeeetwas Zeit das Feld zu räumen. Bis ich an den Treppen hoch war ging schon das Gerücht rum, dass zwei Briten nicht im Finale starten würden. Ich hatte die App mittlerweile ebenfalls gecheckt und im ersten Lauf stand einer der Litauer, die zu dritt über die Ziellinie gelaufen sind als „DNS“ („did not start“) in der Liste. Das war offensichtlich quatsch, für mich aber erstmal egal. Ich refreshte in der App immer wieder die Final-Startliste und als irgendwann Namen drin standen traf mich fast der Schlag: Tobi war drin – und Benni auch! Als 20.!! Das bedeutete wenn das stimmte: wir sind als drittes Team komplett im Finale und hätten damit eine Medaille! Offensichtlich hatte die Gerüchteküche recht, denn die Briten waren nur noch zu zweit! Wir müssten wenn das alles so stimmt nur noch das Ziel erreichen!

Ich riss mich zusammen, denn nichts wollte ich weniger als mir (wieder, wie letztes Jahr) falsche Hoffnungen auf eine WM Medaille machen – und das DNS war ja definitiv nicht richtig.

Boah ich war jetzt hibbelig bis zum geht-nicht-mehr. Ja, mein Finaleinzug war geil und alles, was ich eigentlich wollte. Aber wieder hängt mir eine Medaille quasi vor der Nase und ich kann nur warten.

Zum Glück hatte ich erstmal Ablenkung, denn Olis Finale war bald danach dran. ich brauchte meine Pistole weg und machte mich im Prinzip direkt mit ihm auf dem Weg zum Aufwärmen. Da lief mir ein Offizieller der UIPM über den Weg, den ich nur kurz fragte ob die Startliste so stimmt: er meinte nur: ne, die wird noch geändert, denn es stimmt was mit dem Litauer nicht. Verdammt, das war es dann wohl! Aber gut, immerhin Klarheit. Wir machten uns ans Warm-Up und dann auf zum Startbereich. Während Oli in den Call-Room ging beobachtete ich das U11-Finale, sah aber auch einen der Litauer immer noch am Container der Wettbewerbsleitung stehen. Geklärt war anscheinend weiterhin nicht alles. Ich beobachtete also parallel weiter die App – zum Glück war Oli „aufgeräumt“ im Call-Room 😉 Die Liste sprang hin und her. Einmal waren weder Tobi, noch Benni in der Liste, dann irgendwann beide wieder. Ich ließ es erstmal gut sein, zumindest solange der Litauer da noch stand. Erstmal Konzentration auf Oli! Sein Ziel war besser zu finishen als Startnummer 20 – mal sehen, wie es diesmal läuft! Um es kurz zu machen: auch diesmal nicht wie gewohnt, aber besser als im Vorlauf. Einen Konkurrenten konnte er auf der Strecke schnappen, einer wurde disqualifiziert und zu denen vor sich war er in Schlagdistanz. Platz 18 also! Tip, Top – wie bei den Mädels am Vortag war die Konkurrenz einfach unglaublich gut. Ein nicht perfekter Tag und man ist einfach hinten dran. Aber hey: Finale! Das Finale klasse! 

Quelle: UIPM World Pentathlon / Filip Komorous

Zum Ende seines Laufs gab es auch bei mir wieder eine Wendung: als er schon fertig und wir fast schon wieder hoch zur Tribüne wollten stand auf einmal folgendes in der App: der Litauer war jetzt drin. Tobi war drin. Benni war aber auch drin. Auf Position 21. Häh?! Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Aber da ich ja eh gerade da war ging ich rüber zu den UIPM Leuten. Ergebnis meiner Frage ob das stimmt oder was Sache ist: Ja, stimmt. Wir sind alle drei im Finale. Es war ein Fehler der Orga, die einem Litauer den falschen Zeitmess-Chip gegeben und somit als DNS gewertet haben. Da das aber nicht unser Fehler war und die 20er Finalliste so veröffentlicht war haben sie ihn jetzt einfach zusätzlich rein. Durch den zusätzlichen Rückzug der Briten waren wir alle im Finale!

Auch wenn ich hiermit den ganzen Spannungsbogen zerstöre… Das hieß: MEDAILLE! w0000h000000!!!

So wirklich glaubte ich es ja immer noch nicht, aber die Aussage stand. Im folgende aktualisierte ich gefühlt trotzdem alle 5min die Startliste, aber es blieb dabei! Naja, fast. Ein weiterer Brite zog zurück und ein Monegasse rutschte nach. Da das aber ebenfalls erst der zweite war änderte das nichts mehr für uns. w00p w00p!!!

Die Zeit zum Finale war entsprechend geil, aber trotzdem immer noch halb von Nervosität geprägt. Weniger, dass wir etwas reißen müssten, aber viel mehr, dass doch noch etwas schief geht. Dennoch machten wir uns schon mal eine gute Zeit und ich lief nur noch mit breitem Grinsen durch die Gegend 😉 Höchst professionell bereiteten wir uns mit Hilfe der food-Trucks auf das anstehende Finale vor!

Das Warm-Up ging später ebenfalls locker von der Hand und auch die Zeit im Call-Room vor dem Finale ließ sich ganz gut aushalten 🙂 Erstmal sahen wir wieder die U19: Der Ägypter, der mir im Halbfinale schon aufgefallen war dominierte die Konkurrenz diesmal so unfassbar. Wahnsinn. Er hatte die Handbremse komplett gelöst und alle sowas von deklassiert… Wahnsinn!

Die Stimmung im Call-Room war ansonsten im Allgemeinen gefühlt viel lockerer als im Semifinale. Komisch eigentlich. Der Kanadier war gut drauf und gesprächig, die Litauer auch vergleichsweise locker. Das Team Frankreich unterhielt sich ebenfalls… völlig ungewohnt! Vor Allem vor so einem für viele individuell wichtigen Rennen! Mir war alles vollkommen egal. Im positiven Sinn egal. Ich wollte nur noch genießen, mir kam es auf gar nichts an. Ich hatte Null Druck. Nein, ich machte mir Null Druck!

Völlig kitschig kam zum Finalstart dann auch noch ein riesiger Regenbogen im Hintergrund raus… das war schon etwas übertrieben, Team GB! 😉

Entsprechend locker lief es dann auch. In der Startaufstellung drängelte ich erst gar nicht direkt an der Linie sondern stand halb hinter dem Philippinen auf meiner linken und dem Litauer auf meiner rechten Seite. Ich ließ sie vor und hängte mich einfach gleich ran.

Quelle: UIPM World Pentathlon / Filip Komorous

Quelle: UIPM World Pentathlon / Filip Komorous

Das klappte, die erste Laufrunde lief wieder ordentlich, auch wenn die Jungs ganz vorne gefühlt nochmal zackiger unterwegs waren als im Semifinale. Egal! Das erste Schießen lief bombastisch: 5/5, Baby! 😀 Erstmals orientierte ich mich dann auf der Runde und das sah ganz gut aus! Wie es aber so ist setzte dann der Kopf ein und rechnete doch irgendwie rum was denn so gehen könnte mit denen um mich herum. Beim zweiten Schießen büßte ich entsprechend. Das High war verflogen, aber es war noch ok. Das Laufen lief wie den ganzen Tag schon gut, auch wenn die Beine mittlerweile schon spürbar schwerer wurden und ich wahrscheinlich nicht mehr ganz so 100% auf Zug lief wie im Semifinale.

Quelle: UIPM World Pentathlon / Filip Komorous

Im Vergleich zum Vorlauf hatte ich diesmal auch nicht immer weitere Läufer um mich herum, die Lücke war leider trotz des eigentlich besseren Starts etwas zu groß dafür. Schießen drei war ebenfalls so lala, aber mein individuelles Ziel war diesmal ein Ägypter. Ich robbte mich nach und nach zwischen Schießen zwei und vier an ihn ran. Läuferisch waren wir ungefähr ein Niveau. Vor dem Letzten Stop am Schießstand war klar: Ich brauche diesmal einen Vorsprung um vor ihm ins Ziel zu kommen. Es klappte sogar, dass ich vor ihm raus ging, aber als ich an ihm vorbei lief traf er ebenfalls seinen letzten Schuss und ging somit fast direkt hinter mir raus. Ich versuchte alles, um vorne zu bleiben, versuchte auch den Monegassen, der einige Sekunden vor mir war als Orientierung zu nutzen und mich da ran zu laufen, aber es half nichts. Als es nach der Wiese wieder auf die Laufbahn ging, ging der Ägypter auf der Geraden an mir vorbei. Ich hatte weder körperlich, noch Mental die Kraft wirklich dagegen zu halten. Es war mir dann einfach egal. Diesmal nicht mehr so ganz im positiven Sinn 😉 Ich war froh, dass es gleich vorbei war, ich wollte ins Ziel und es war in Sichtweite. Vollkommen egal, ob er vor oder hinter mir rein kommt. Tobi war diesmal vor mir drin und erwartete mich als ich ankam – im Prinzip haben wir unsere Zeiten aus dem Vorlauf getauscht. Kurz danach kam noch Benni, den wir mit einer La-ola im Ziel begrüßten und das Team war komplett! BRONZE, BRONZE, BRONZE!

Ich ging gar nicht mehr hoch, sondern ließ mir eine Teamjacke für die Siegerehrung im Anschluss runter werfen. ich war total platt, aber total glücklich und lief gleich unten entlang in Richtung Wartebereich für die „Medal Ceremony“. Wir waren der letzte Lauf des Tages, ich stand niemanden mehr im Weg und nutzte die Gelegenheit für ein paar Bilder 😉 Chancen muss man ja nützen!

Der Warteraum für die Siegerehrung war optisch so unspektakulär wie emotional besonders. Die Stimmung war natürlich top, vor Allem die Franzosen waren unfassbar gut drauf. Mit Mohamed habe ich gleich einen Trikottausch beim nächsten Event vereinbart, er hat sich so für uns gefreut, das war phänomenal. Als wir dann raus Richtung Podest durften fing ich wirklich auch an zu realisieren, dass uns das keiner mehr weg nimmt! Bei einer WM auf dem Siegerpodest, im letzten Jahr der härtesten Altersklasse. Wahnsinn!

Quelle: UIPM World Pentathlon / Filip Komorous

Quelle: UIPM World Pentathlon / Filip Komorous

 

Was für eine Geschichte. Ich packe die ganzen Wendungen, nachdem ich sie gerade aufgeschrieben habe immer noch nicht so ganz. Aber es ist wirklich wahr, die Medaille ist hier bei mir. Dieses Jahr ist so unfassbar verrückt. Erst die EM, jetzt diese WM mit diesem völlig absurden Verlauf, den ich eigentlich niemandem glauben würde, wenn man es mir erzählen würde. Aber sowas kann man sich nicht ausdenken und die Ergebnisliste ist beim Verband ja einsehbar 😉

Für große Feierei war aber gar keine Zeit. Unfassbar gut gelaunt ging es wieder zurück, aber am Folgetag hatten Hanni&Oli zusammen, sowie Tobi etwas später am Tag auch noch Staffeln zu absolvieren!

Tag 3

Ich fasse mich kurz 😉 Same procedure as every day! Zumindest fast. Denn vor den Staffeln standen erst die Parawettbewerbe auf dem Programm. Dennoch war unser Ablauf mehr oder weniger identisch zu den Vortagen. Frühstücken, Bus hoppen, hoch zur Uni. Da Hannah zu Oli in die U13 hoch wechseln musste um eine Staffel machen zu können hieß es für sie: erstmals einhändig im Wettkampf schießen. Und was macht sie? Ballert beim ersten Schießen 5/5 raus und rennt im vorderen Mittelfeld mit. LEUTE! Natürlich liefen ihr die anderen dann ein wenig davon, das zweite Schießen lief auch nicht mehr ganz so phänomenal und am Ende waren alle anderen Staffeln zu stark. Aber was für ein Auftakt von ihr und was für eine gute Leistung der beiden!

 

Ebenfalls chancenlos und im hinteren Teil der Konkurrenz war Tobi in seiner Staffel. Das tat dem Spaß aber auch keinen Abbruch. Wir hatten auch hier den ganzen Tag wieder eine super Zeit. Später am Abend gab es dann zum Abschluss noch eine Pasta Party vom Team GB. Auch wenn wir nur noch eine kleine Gruppe waren, war das ein schöner WM Abschluss!

Fazit

Die Konkurrenz war insgesamt einfach auch wieder ein gutes Stück stärker als im Jahr zuvor in Lissabon und da war sie schon krass gut verglichen mit Budapest 2019. Der Sport nimmt wirklich rasant an Fahrt auf. Dazu kam die weitere Verknappung auf 20 Plätze je Lauf / Finale. Rein individuell bin ich mit dem Finaleinzug und der Bestätigung meiner bisherigen Ergebnisse (18./17. jetzt wieder 18.) enorm zufrieden, gerade wenn man die deutlich gestiegene Qualität über die Jahre betrachtet. Es waren allgemein auch einfach unglaublich spannende Wettbewerbe – egal in welchem Rennen, egal in welcher Altersklasse. Man merkt dazu natürlich auch die Qualität der Fünfkampfprofis, die hier den Laser-Run mitgemacht haben. Einige waren bereits für Olympia 2024 qualifiziert! Es ist geil sich mit ihnen zu messen, noch geiler, ins Finale gekommen zu sein. Dazu die Medaille, der absolute Wahnsinn, der dem Ganzen nochmal die Krone aufsetzt! Nachträglich betrachtet hatte ich die stärksten Laufsplits, die ich je in einem Laser-Run gemessen habe. Im Semi-Finale konstant unter 3:20min/km, im Finale auch noch unter 3:30! Jetzt bin ich aber erstmal einfach nur froh darüber, dass das der letzte internationale Wettkampf bei den Senioren war. Ab nächstem Jahr wartet die 40+ und mit 3*600m ein komplett anderes Rennen. Ich habe noch keinen Plan ob, bzw. wie konkurrenzfähig ich da sein kann. Wir werden sehen.

Erstmal wird genossen – was für ein Jahr!!

Als vorerst letzte Termine im Jahr steht Mitte September noch die DM Laser-Run, diesmal in Bonn, auf dem Programm und im Oktober die Süddeutsche Meisterschaft im Fünfkampf in Passau. Gerade bei der DM würde ich schon nochmal gerne einen raus hauen! Bei der SDM bin ich glaube ich – da es sich um einen Fünfkampf handelt, in dem es schon die Masters 30+ Kategorie gibt – im Laser-Run schon im Format 3*600m am Start. Das wäre ja ein super Test für das kommende Jahr!

 

2 Kommentare zu „Laser-Run Weltmeisterschaft 2023: Bath

  • Glückwunsch – zur Medaille, zu tollen Erinnerungen 🙂
    Super Leistung von Euch allen. Wir hatten es zwar auf Twitter verfolgt, aber dein Bericht hier fasst alles nochmal schön zusammen. Spätestens beim nicht fahrenden Bus hätte ich einen mittleren Nervenzusammenbruch gehabt 😉
    La ola von Iwan & Anette

    • Vielen Dank!

      Ja, das war ein kleiner Schock mit dem Bus, aber das hielt sich irgendwie in Grenzen. Ich dachte wahrscheinlich, dass sie vielleicht nicht anfangen, wenn (zu) viele fehlen und ganz notfalls wären wir (lange) gelaufen 😉
      Viel stressiger für mich war die Unsicherheit nach dem eigenen Halbfinale bis klar war, wie das Finale zusammengesetzt ist. Da konnte ich gar nichts machen außer warten.

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